Königshofen. Viele Firmen leiden unter der Corona-Pandemie. Bänder standen im Lockdown still oder die Produktion lief auf Sparflamme. Ein Opfer der Krise ist nun der Automobilzulieferer Appel-Gruppe mit Sitz in Königshofen geworden. Das familiengeführte Unternehmen mit den Geschäftsführern Jürgen und Michael Appel hatte unter dem Absatzrückgang bei den Fahrzeugbauern zu leiden. So blieb als letzter Schritt nur der Gang zum Insolvenzgericht in Mosbach, um die drohende Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Als sogenannter Sachwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Renald Metoja, Geschäftsführer von Eisner Rechtsanwälte in Lauda, eingesetzt.
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Das Gericht hat vor wenigen Tagen das Insolvenzverfahren eröffnet. Betroffen sind davon nicht nur die 147 Mitarbeiter von Appel in Königshofen, sondern auch die 182 Beschäftigten der Schwesterfirma ETG (Elastomer Technik Gedern) im hessischen Gedern. Zur Gruppe gehört auch eine Fertigung von Elastomerteilen in Boleslawiec (Polen), die allerdings nicht von der Insolvenz betroffen ist, erklärt Metoja. Appel konstruiert und fertigt elastische Formteile und Systeme, Rohrdichtungen sowie Extrusionsartikel (Formteile, die unter Druck hergestellt werden), wie Dichtungen oder Schläuche. Kunden finden sich vorwiegend in der Automobilbranche. Zudem hat man sich auf kundenspezifische Lösungen spezialisiert, wie auf der Internetseite des Unternehmens zu lesen ist. Die Produkte von Appel sind weltweit gefragt und werden auch nach Saudi-Arabien, China und Neuseeland exportiert. Der Jahresumsatz von Appel liegt laut einem Pressebericht bei mehr als 50 Millionen Euro.
Die Krise in der Automobilindustrie brachte nun auch den 1956 gegründeten Zulieferer in Bedrängnis. „Die Hersteller haben in der Corona-Krise einen geringeren Bestellumfang abgerufen, weil durch den Chipmangel weniger gebraucht wurde. Gleichzeitig sind aber die Rohstoffpreise enorm gestiegen“, so Metoja. In der Hoffnung, dass die Nachfrage wieder steigt, wurde weiter produziert und eigene Lagerbestände aufgebaut. Da mit den Autobauern aber feste Abnahmepreise vereinbart sind, habe man nicht mehr kostendeckend produzieren können, macht der Verwalter das Dilemma deutlich. Denn die höheren Einkaufskosten konnten nicht an die Kunden weitergegeben werden.
Deshalb wurde „rein vorsorglich eine Schutzschirmverwaltung“ angestrebt. Sonst hätte die Zahlungsunfähigkeit gedroht, erklärt der Insolvenzverwalter. Dieser Schritt ermögliche es der Appel-Gruppe, die Altverträge mit den Kunden abzulehnen und die Abnahmepreise nachzuverhandeln. Ohne dieses Verfahren sei man an bestehende Verträge gebunden gewesen.
Das Verfahren wurde vom Insolvenzgericht in Eigenverwaltung angeordnet, so Metoja. Das heißt, die Verfügungsbefugnis bleibt komplett bei Appel, der Insolvenzverwalter fungiert als Aufsicht.
Löhne gesichert
„Die Löhne der Mitarbeiter sind gesichert, alle Beschäftigten sind auch geblieben“, betont Metoja. Personalabbau und damit Entlassungen seien nicht geplant gewesen. Die Arbeitsagentur hatte die Auszahlung der Gehälter und Löhne in den letzten drei Monaten übernommen. Ab Januar versuche die Firma, dies wieder aus eigener Kraft zu stemmen.
Renald Metoja ist optimistisch und sieht große Chancen, dass dies gelingen wird. „Die Kunden von Appel haben Verständnis für die Situation. Mit rund 60 Prozent wurden bereits höhere Preise vereinbart.“ Und aus Metojas Sicht werden weitere nachziehen.
Zudem werden im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen potenzielle Investoren gesucht, um frisches Geld in das Unternehmen zu bringen.
„Der Betrieb ist derzeit stabilisiert“, sagt der erfahrene Insolvenzverwalter Metoja. Aber die Ungewissheit sei weiterhin vorhanden.
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