Würzburg. Die Hochzeit ist für viele Paare der schönste Moment ihres Lebens. Umso wichtiger, dass an dem Tag, an dem man sich das Ja-Wort gibt, alles perfekt ist. Und genau dafür sorgt Nadine Tempfli aus dem Main-Tauber-Kreis. Sie ist Hochzeitsplanerin und unterstützt Brautpaare bei der Organisation und Planung ihrer Traumhochzeit. Für die Serie „Ein Tag als...“ empfängt mich Tempfli mit ihrem Team an einem sonnigen Dienstagmittag im Hotel „Rebstock – Best Western Premier Hotel“ in Würzburg. Ich darf ihr bei einem Inspirationsshooting über die Schulter schauen. Bei dieser Fotostrecke kommen viele verschiedene Dienstleister aus der Hochzeits- und Eventbranche zusammen und kreieren gemeinsam Impressionen für ein einzigartiges Hochzeitsevent.
Reibungsloser Ablauf
Tempflis Aufgabe dabei ist die Organisation des Tages im Vorfeld und der reibungslose Verlauf vor Ort. So fungiert sie als Ansprechpartnerin für alle Dienstleister und behält stets den Überblick. Ich selbst bin etwas aufgeregt, doch schon beim Treffen vorm Hotel merke ich, dass das ein toller Tag werden würde. Alle – dazu zählen Nadine, mit der ich mittlerweile per du bin, die Fotografin, Nadines Assistentin, die zwei Models und die Make-up-Artistin – empfingen mich herzlich und es entstand ein angenehmes Miteinander.
„In die Planung und Organisation habe ich etwa drei Monate investiert“, erklärt Nadine mir, während das Team den Schmuck, das Brautkleid und den Anzug im Hotelzimmer bereitlegen. Für die Planung einer Sommerhochzeit benötigt sie hingegen in der Regel rund ein Jahr. Ausschlagebend ist die Verfügbarkeit der gewünschten Location.
Der gemeinsame Weg beginne mit der Kontaktaufnahme und dem darauffolgenden, unverbindlichen Kennenlerngespräch. „Ich lasse mich von der Geschichte des Brautpaares inspirieren, um ein einzigartiges Event in ihrem Stil zu kreieren. Wesentliche Details sind unter anderem: destination wedding oder in der Heimat, Location, Design, Anzahl der Gäste sowie die Art der Trauung.“ Anschließend erstellt Nadine einen Budgetplan. Mit der Zusage des Brautpaares startet sie mit dem Locationscouting. „Mit dem Finalisieren der Location steht und fällt die weitere, gesamte Planung.“ Einen Wunsch den sie noch nicht erfüllen konnte, gab es nicht: „Für mich war bisher alles machbar. Ich habe auch überhaupt keine Angst. Ganz im Gegenteil: Wenn eine Braut käme und mir sagt, sie würde gerne auf einer Schaukel mit Ballons zu ihrer Trauung fliegen, dann laufe ich zur Höchstform auf. Es ist einfach eine Frage des Budgets“, erklärt sie enthusiastisch. Was ihr bei der gesamten Planung hilft, ist die gewünschte Stilrichtung des Paares, woraufhin Nadine ein „Moodboard“ erstellt. Dieses spiegelt die Farben, das Design und exklusive Highlights wider.
Thema ist „Coastal Glory“
Das Thema des Shootings in Würzburg ist „Coastal glory“. Darauf sind Brautstyling, die Location und auch die Tischdekoration abgestimmt. Die „Braut“ bekommt „Mermaid“-Locken und selbst ihre kleine glänzende Handtasche sieht aus wie eine Perle. Meine erste Aufgabe besteht darin, das exklusive Brautkleid, von einer Designerin aus Berlin gemeinsam mit Nadine und der Fotografin Simone zu steamen. Das Kleid besteht aus mehreren Lagen Tüll, die nach oben in eine Korsage zusammenlaufen. Jede Lage des dünnen Stoffs muss extra gesteamt werden, damit es keine Falten wirft. Das ist gar nicht so einfach, bei so viel Stoff auf einmal Nadine hält den Bügel, während ich die oberen Stofflagen beiseite nehme und Simone alles glatt streicht.
Während die Fotografin Bilder vom Brautkleid, dem Schmuck und den Schuhen macht, warten wir, bis das Styling vollendet ist. „Normalerweise wäre ich beim Styling nicht dabei. Ich bin am Tag der Hochzeit mit die erste an der Location, da ich den Aufbau der Eventausstatter und der Floristen koordiniere“, erklärt Nadine. Doch beim Inspo-Shoot in Würzburg läuft es etwas anders.
Nach rund zwei Stunden ist das Styling abgeschlossen und es werden im Hotelzimmer nebenan die ersten Fotos des „Brautpaares“ aufgenommen. Nadine hilft Model Verena mit den Perlenkette, bevor sie und die Fotografin auf jedes Detail achten: wie die Tasche gehalten wird und dass das Brautkleid und der Anzug keine Falten werfen. Ich stehe daneben und bin etwas überfordert von allem. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinsehen soll. In wenigen Minuten sind alle professionellen Fotoaufnahmen gemacht und es geht in die Lobby des Hotels. Dort werden weitere Bilder und Instagram-Videos in den großen, goldenen Ohrensesseln mit Champagner sowie extravagantem Amuse Gueule (französisch für „Gaumenfreude“) vom Gourmetrestaurant Kuno gemacht.
Für den nächsten Fotospot ging es weiter an den „Alten Kranen“ am Mainufer. Ich half beim Zusammenpacken der Accessoires und dem Einladen ins Auto. Wir mussten uns etwas beeilen, da wir im Verzug waren und das geplante Boots-Fotoshooting in der Abenddämmerung auf dem Main immer näher rückte. „Normalerweise ist es nicht so stressig. Es dreht sich alles um das Brautpaar und ihren Hochzeitstag“, erklärt Nadine mir, als wir gerade zum „Kranen“ laufen. Dabei wirkte sie wie die Ruhe selbst. Sich nicht stressen zu lassen, sollte doch mal etwas schief gehen, ist bei ihrem Beruf auch von Vorteil, denke ich mir. Denn wie auch bei diesem Shooting, ist sie bei einer Hochzeit die Ansprechpartnerin für alle Beteiligten: alle Dienstleister, die Familie und die Gäste, die Trauzeugen, aber vor allem für das Brautpaar. „Ich führe sie entspannt durch ihren Tag“, erklärt sie mir. Bei Ankunft der Braut an der Traulocation nimmt Nadine sie in Empfang. „Im Vorfeld sorge ich dafür, dass kein Gast die Braut sieht und koordiniere, dass alle Gäste ihren Platz für die Trauung eingenommen haben.“ Anschließend könne es je nach Planung ganz unterschiedlich weitergehen: zum Sektempfang, Fotoshooting oder direkt zur Location – ganz nach Wunsch des Brautpaars. „Ich bin allerdings ein Fan davon, den Tag in Etappen aufzubauen, weil man als Gast dann immer wieder diesen Aha-Effekt hat und die Spannung gehalten wird“, erklärt Nadine.
Weitere Infos zum Beruf
- Es gibt keine klassische Ausbildung zum Hochzeitsplaner. Daher gelten auch keine beruflichen Voraussetzungen, um den Beruf auszuüben.
- Viele Institute bieten allerdings Aus- und Weiterbildungen an. Diese sind im Internet einfach zu finden.
- Jeder Hochzeitsplaner kann selbst entscheiden, wie viel Geld er für seine Leistungen verlangt. Daher ist auch der Verdienst unterschiedlich und von vielen Faktoren, beispielsweise der Region in der man arbeitet oder welche Pakete man anbietet, abhängig. nb
Den Aha-Effekt habe ich auch, als wir unter dem „Kranen“ in einem rund 30 Meter langen Gewölbe ankommen. Eine voll eingedeckte, lange Tafel steht in der Mitte. Darüber ragen mehrere goldene Kronleuchter. Das Thema „Coastal Glory“ wurde bei der Tischdekoration durch Blumen, Moos, Kerzenleuchter, Perlmutmuscheln und andere Details umgesetzt. Die Lichter und Kerzen verleihen dem Gewölbe eine warme Atmosphäre. „Diese Kronleuchter habe ich mir gewünscht. Die Eventausstatterin, die keine Herausforderung scheut, war auch sofort Feuer und Flamme“, erklärt mir Nadine, während Fotografin Simone sich bereits wieder an die Bilder der gesamten Szenerie macht. Sie fotografiert jedes Detail, egal ob es die Tischkärtchen, Kerzen oder Blumenbouquets sind. Nadine ist da allerdings bereits einen Schritt weiter, spricht mit dem Eventausstatterteam und klärt ab, dass dieses bis 19 Uhr wieder abbauen muss. Außerdem fragt sie die Floristin, ob es möglich ist, Blumenbouquets mit aufs Boot zu nehmen. Während alle den Moment genießen und die Szenerie betrachten, ist sie gedanklich schon beim nächsten Step.
Den Überblick bewahren
Mir ist klar: genau so läuft es auch bei einer Hochzeit ab. Die Gäste und das Brautpaar sollen den Moment genießen und sich entspannen, während Nadine alles im Griff hat, eventuell aufkommende Probleme löst und eben alles im Blick behält. „Stressresistenz“ ist neben „Einfühlungsvermögen“ und „Kommunikationsfreudigkeit“ eine der ersten Eigenschaften, die sie mir nennt, als ich sie frage, was man denn alles als Hochzeitsplanerin mitbringen muss. Natürlich dürfen aber auch „Kreativität“ und „Organisationstalent“ nicht fehlen.
Das alles war auch von Nöten, um das Shooting in Würzburg zu planen, das nach der dritten Station auf dem Boot beendet war. Alles hat reibungslos geklappt und ich habe nun auch einen Eindruck bekommen, was am „schönsten Tag im Leben“ alles machbar, aber auch notwendig ist. Wenn dem Budget keine Grenzen gesetzt sind und die Planungsphase lang genug ist, lässt sich fast alles realisieren. Und wenn am Ende eines langen Arbeitstages alles geklappt hat und das Brautpaar glücklich ist, dann bekommt selbst Nadine oft noch Gänsehaut. Schließlich hat sie diesen Tag zu dem gemacht, was er letztlich ist.
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