Es tut sich einiges bei der städtebaulichen Sanierung, mehrere Millionen Euro fließen nach Lauda-Königshofen. Davon konnte sich Ministerin Nicole Razavi überzeugen.
Lauda-Königshofen. „Chapeau.“ Markanter hätte das (CDU) Lob von Ministerin Nicole Razavi nicht ausfallen können. Die Chefin des Stuttgarter Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen hatte bei ihrem Besuch im Laudaer Rathaus den Fokus darauf gelegt, wofür die Fördermittel ausgegeben werden. Das war auch das Anliegen der Verwaltung: Deutlich machen, dass die Gelder aus den Zuschusstöpfen abgerufen werden und gut investiert sind – und es deshalb wichtig ist, dass sie fließen und Aufstockungen möglich sind. Neben Vertretern der drei Gemeinderatsfraktionen nahmen auch Mitglieder der Senioren-Union an diesem Treffen teil, was Christian-Andreas Strube als nicht selbstverständlich würdigte.
Zwei Sanierungsgebiete hat die Stadt Lauda-Königshofen aktuell – zum einen das Gebiet „Bahngelände Lauda“, zum anderen das Gebiet „Eisenbahnvorstadt/Hexenstock“. Beide wurden der Ministerin sowie Ulrike Kessler von der Abteilung „Landesentwicklung, Regionalplanung und Geoinformation“ und Prof. Dr. Markus Müller von der Abteilung „Wohnen, Städtebau, Baurecht und Denkmalpflege“ vorgestellt. Bürgermeister Dr. Lukas Braun und Stadtbaumeister Tobias Blessing machten deutlich, wie dankbar die Stadt für die Unterstützung durch das Land ist. Seit 50 Jahren fließt diese Förderung, allein für die beiden aktuellen Gebiete sind es elf Millionen Euro.
Weitere Investitionen
„Jeder Euro der städtebaulichen Förderung löst acht Euro an weiteren Investitionen vor Ort aus“, so Braun. Er verwies auf Projekte zum Wohnungsbau, wie den Umbau des Lagerhauses in Königshofen zu Wohnzwecken. Denn auch in Lauda-Königshofen sei der Wohnungsmarkt leer gefegt. Dennoch habe man für die kommenden Jahre noch einige Herausforderungen, was die alten Hallen im Bahngelände anbelangt.
Die Aufzählung der Maßnahmen im 20 Hektar großen Gebiet Bahngelände Lauda beeindruckte die Gäste aus Stuttgart: Der historische Bahnhof wurde verkauft und wird neu belebt, die Weiterentwicklung des Tauber-Centers mit Erweiterung des Rewe-Markts ist im vollen Gang. Die Personenunterführung unter der Bahn zur Anbindung der Tauberstraße war ein weiteres Großprojekt. Bürgermeister und Stadtbaumeister unterstrichen, dass diese Projekte ohne die städtebaulichen Zuschüsse wohl zum Scheitern verurteilt gewesen wären. Für die nächste Zeit ist noch der Neubau eines Ärztehauses geplant, das für eine zusätzliche Attraktivität des Gebiets sorge. Die Gesundheitsvorsorge an der Verkehrsdrehscheibe Lauda nachhaltig zu etablieren, sei dabei das Ziel.
Die Zukunft der alten Hallen kann man sich bei der Verwaltung als Fläche für Gewerbe und Gründerzentrum vorstellen. „In Stuttgart hätten sich Kunstschaffende für diese Hallen gefunden“, warf Blessing schmunzelnd ein. „In Stuttgart hätte man aber jahrzehntelang diskutiert, was damit passiert“, entgegnete die Ministerin prompt und lobte damit die Tatkraft in Lauda-Königshofen. „Sie haben den Mut, so etwas anzugehen und auch mal ins Risiko zu gehen“, so Nicole Razavi.
Ist das Sanierungsgebiet „Bahngelände Lauda“ quasi ein Konversionsareal, hat man das gleiche in Königshofen mit dem Areal „Eisenbahnvorstadt/Hexenstock“ mit 5,9 Hektar im Kleinen. Alte Struktur, Leerstand und schlechte Bausubstanz von Gebäuden, die zwischen 1860 und 1900 errichtet worden sind. Aus der unschönen Eisenbahnstraße wurde durch die Sanierung eine Vorzeigestraße. Blessing ging auf verschiedene Einzelmaßnahmen ein, wie den Umbau des Lagerhauses zu Wohnraum. Er erwähnte aber auch das ehemalige Hotel und die geplante Veräußerung des alten Bahnhofsgebäudes.
Viele Beispiele
„Bei diesen Beispielen sieht man, was die Förderung durch das Landessanierungsprogramm an Positivem bewirken kann“, so die Ministerin. Sie hob den gelungenen Wandel hervor, gerade in Bezug auf den Wohnungsbau. „Sie machen genau das Richtige und können sich glücklich schätzen, dass sie zwei Sanierungsgebiete haben, in denen sie gestalten können.“ Die Investitionen wirkten in die Zukunft. Da die CDU-Politikerin auch für den Bereich Denkmalschutz zuständig ist, freute sie sich über den Erhalt der schönen historischen Gebäude. Und sie versicherte: „Wo wir helfen können, helfen wir.“
Bei einem Punkt drückte sie aber auf die Bremse. Ob Lauda-Königshofen als Mittelzentrum gesehen werden kann, muss erst die Abarbeitung eines Kriterienkatalogs ergeben. Zwar wird derzeit der Landesentwicklungsplan aus dem Anfang der 2000er Jahre fortgeschrieben, an der Einteilung von Ober-, Mittel- und Unterzentren wird aber nicht gerüttelt.
Für Braun ist die Herausforderung, die Voraussetzungen zu schaffen, dass der ländliche Raum nicht abgehängt wird. Er bat um Prüfung, ob Lauda-Königshofen eine Funktion als Mittelzentrum einnimmt. Zugleich brachte er Mittelzentralverbände ins Spiel als Zusammenschluss von zwei Kommunen. Ein mögliches Beispiel: Die Kreisstadt Tauberbischofsheim und Lauda-Königshofen könnten sich nicht nur in Sachen Krankenhausversorgung und Freizeitaktivitäten mit Bädern ergänzen.
Die Dynamik und die „hervorragende Entwicklung Lauda-Königshofens“, das viele Kriterien als Mittelzentrum mitbringe, will man im Ministerium würdigen. Das Modell von kooperierenden Zentren sollte aber aus Sicht der Fachleute eher die Ausnahme sein. „Das müssen die Kommunen auch wollen“, Kessler sprach von einem deutlichen Kooperationsbekenntnis. Für Stadtbaumeister Blessing war hingegen klar, dass in Zukunft viele Kommunen die gewünschte Infrastruktur nicht mehr vorhalten könnten und es ohne Kooperationen nicht gehen werde.
Regelung bleibt
Festhalten will man im Ministerium am Integrationsgebot. Danach sind Einzelhandelsbetriebe über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche nur an städtebaulich integrierten Standorten zulässig. Für Königshofen heißt das, weiterhin Abwarten. „Alle Akteure hadern mit dieser Größe, aber es ist eine unverrückbare Rechtsprechung und wir werden damit leben müssen“, so Ulrike Kessler auf die Nachfrage von Jörg Aeckerle (SDP/FB). Sie unterstrich die Wichtigkeit einer landeseinheitlichen Regelung.
Auch der Denkmalschutz war ein Thema, gerade in Bezug auf Erneuerbare Energien. Photovoltaikanlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden schließe sich nicht aus, so Markus Müller auf die Ausführungen von Angelika Tolle-Rennebarth (FBL). Nach dem Besuch im Rathaus und dem Eintrag ins Goldene Buch war Ministerin Razavi Gast bei der Jungen Union. Und sie wird im Sommer zu einem Vortrag in Oberbalbach erwartet, was sie der Senioren-Union versprach.
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