Lauda. Die Auftragsbücher sind voll, und dennoch muss das Laudaer Traditionsunternehmen Peter Ruppel nun einen nicht einfachen Schritt gehen. Man hat beim Insolvenzgericht in Mosbach das Schutzschirmverfahren beantragt, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden. Die 190 Beschäftigen wurden bereits im Rahmen einer Betriebsversammlung informiert.
„Wir sind weder zahlungsunfähig noch überschuldet“, erklärt Geschäftsführer Oliver M. Hübler auf FN-Anfrage. Doch drei schwierige Jahre seien nicht spurlos am Unternehmen vorbei gegangen. Hübler nennt hier die Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch die Materialkrise, die in den vergangenen Monaten zu wahnsinnigen Preissprüngen geführt habe. Durch den Krieg in der Ukraine habe sich die Situation noch verschärft und auf weitere Materialien ausgeweitet, betont der Chef des Geschäftseinrichtungsunternehmens. Da man an langfristige Verträge gebunden sei, sei eine entsprechende Preisanpassung mit den Partnern nicht einfach.
„Unsere Bücher sind voll, doch die Aufträge der Kunden werden nicht abgerufen“, macht Hübler die prekäre Situation deutlich. Allein im ersten Halbjahr 2022 sei kein einziges Hotelprojekt abgeschlossen worden, weil die Bauten nicht fertig gestellt sind. Und die nicht ganz rosige Lage von C&A – einem der größten Kunden – macht der Firma ebenfalls zu schaffen. Diese Faktoren führten nun dazu, dass man nun ein Schutzschirmverfahren bei Gericht beantragt hat. Für den Fortbestand der Firma sei diese Entscheidung wichtig, um rechtzeitig die Weichen zu stellen und eine mögliche Insolvenz abzuwehren, gibt sich Oliver M. Hübler optimistisch.
Verhandlungen führen
Die kommenden Monate will man nun nutzen, um Verhandlungen mit den Lieferanten, Spediteuren und allen Beteiligten zu führen. Durch das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur sind die Löhne der Beschäftigten für die nächsten Monate gesichert. Die hatten bereits im vergangenen Jahr zum Wohl des Unternehmens auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet.
Dr. Sebastian Braun von der Tauberbischofsheimer Anwaltskanzlei „Reinhart Kober Großkinsky Braun“ ist Generalbevollmächtigter, Rüdiger Weiß von der Kanzlei Wallner Weiß wurde zum Sachwalter bestimmt. Man sei zuversichtlich, das Unternehmen erhalten zu können, betont Braun im Gespräch mit den FN. Die Geschäftsführung habe rechtzeitig den Antrag gestellt. Derzeit werde der Insolvenzplan ausgearbeitet. Zudem werde parallel nach externen Investoren gesucht, die einsteigen könnten. „Aktuell kann der Geschäftsbetrieb aber weiter aufrecht erhalten werden, es wird vollumfänglich produziert.“
„Der Einzelhandel war durch die Corona-Krise schwer gebeutelt und zahlreiche Projekte wurden verschoben“, sagt Braun. Das schlage dann bei einem Unternehmen für Ladeninnenausbauten wie der Firma Ruppel deutlich zu Buche und führe zu Umsatzverlusten. Das Ergebnis ist nun eine Schieflage, aus der man das Unternehmen wieder herausholen will.
Ruppel-Geschäftsführer Hübler sieht in dem Schutzschirmverfahren die Chance, die Firma zukünftig gut aufstellen und damit gestärkt aus der Krise hervorgehen zu können. „Wir haben ein tolles Unternehmen mit tollen Mitarbeitern, die diese Entscheidung vorbildlich mittragen.“ Aber Hübler weiß auch: Reiner Optimismus bringt nichts. Mit einer genmeinsamen Kraftanstrengung soll die Firma wieder auf gesunde Füße gestellt werden.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-drohende-insolvenz-laudaer-firma-ruppel-beantragt-schutzschirmverfahren-_arid,1964835.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/mosbach.html