Wirtschaft - Produktion des Ladenbauunternehmens wird im Schutzschirmverfahren voll umfänglich weiter geführt

Chancen auf Weiterführung bei Firma Ruppel in Lauda sind sehr gut

Das Schutzschirmverfahren bei der Laudaer Firma Peter Ruppel ist eröffnet, die Produktion läuft indes weiter. Die Chancen, einen Investor zu finden, werden als gut betrachtet.

Von 
Diana Seufert
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Die Chancen, einen strategischen Investor für das angeschlagene Traditionsunternehmen Peter Ruppel in Lauda zu finden, werden vom neuen Geschäftsführer Thomas Schulte, Sachwaltung und IG Metall als sehr gut angesehen. © Seufert

Lauda. Wie geht es mit der Traditionsfirma Peter Ruppel weiter? Diese Frage stellen sich rund 180 Mitarbeiter des Laudaer Ladenbauunternehmens: Um eine drohende Insolvenz abzuwenden, wurde im Juni – trotz voller Auftragsbücher – beim Insolvenzgericht in Mosbach der Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt (wir berichteten). Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg zwangen die Geschäftsführung zu diesem Schritt.

Das Verfahren wurde nun vom Gericht zum 1. September in Eigenverwaltung eröffnet. Dabei bleibt die Handlungsfähigkeit bei der Geschäftsführung. Die hat seit 1. September Thomas Schulte inne. Er hat die Leitung von Oliver M. Hübler übernommen, der aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden ist. Bei einer Betriebsversammlung wurde jetzt die Belegschaft über den Sachstand informiert.

„Von einer Schließung des Unternehmens sind wir weit entfernt“, macht der neue Geschäftsführer Thomas Schulte deutlich. Er sieht, wie auch Sachwaltung und Gewerkschaft, gute Chancen auf eine Sanierung.

Geschäftsführer Schulte weiß, worauf er sich bei dem Traditionsunternehmen aus dem aktuell schwierigen Segment des Ladenbaus eingelassen hat. Die Aufgabe als Interimsmanager hat er nicht zum ersten Mal übernommen. „Wir wollen den Mitarbeitenden eine Zukunftsperspektive geben. Es lohnt sich, für das Unternehmen zu kämpfen.“ Mit hartem Einsatz würden die vollen Auftragsbücher abgearbeitet. „Die Firma ist ja nicht wegen Auftragsmangel in die Schieflage geraten.“ Das habe er versucht, bei der Betriebsversammlung deutlich zu machen. Er glaubt, dass auch die Mitarbeiter eine Chance in der Krise sehen. Wichtig ist ihm, die Arbeitsabläufe effizienter und intelligenter, aber nicht härter zu gestalten. Ein weiter so sei der falsche Weg.

„Wir können aktuell nicht so schnell produzieren, wie wir an die Kunden ausliefern müssten.“ Deshalb bräuchte man auch die Überstunden. Dass die Kunden alle bei der Stange geblieben sind, unterstreicht in seinen Augen auch das große Vertrauen, das in die Firma gesetzt wird. „Stabilität, Kontinuität und Know how werden gesehen.“

Vollumfänglich weiterführen

„Der Betrieb wird vollumfänglich fortgeführt“, heißt es aus der Kanzlei Wallner Weiß mit Sitz in Stuttgart. Rüdiger Weiß wurde als Sachwalter für das Unternehmen bestimmt. „Es gibt keinen Abriss in den Kunden- und Lieferantenbeziehungen“, informiert ein Mitarbeiter von Rüdiger Weiß. Auch er wertet es als gutes Signal, dass kein Kunde abgesprungen ist.

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Die Angst und berechtigte Sorge der Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz kann er allerdings gut nachvollziehen. Die wollte man bei der Betriebsversammlung nehmen. „Wir befinden uns nicht in der Abwicklung, sondern in der Sanierung. Schließung oder Kündigungen standen und stehen nicht im Raum. Das Ziel ist die Fortführung des Unternehmens.“ Eine Sanierungslösung noch in diesem Jahr abzuschließen, gab er als Wunsch aus. Auch die Einsetzung eines neuen Geschäftsführers ist für ihn ein klares Signal.

Optimistisch zeigt man sich bei der Sachwaltung, einen Investor zu finden. Die Suche laufe auf Hochtouren und es gebe derzeit einige Interessenten, mit denen man intensiv verhandle. Die überwiegend strategischen Geldgeber schätzen vor allem das Potenzial der hochqualifizierten Arbeitnehmer und des vorhandenen Produktionsbetriebs. Unter den möglichen Investoren sind regionale, aber auch international agierende Unternehmen. Sie befänden sich alle in der Tiefenprüfung.

Angebote werden erwartet

Im September erwarte man bindende Angebote. Die letztendliche Entscheidung, wer den Zuschlag bekommen soll, treffen die Gläubiger gemeinsam mit der Eigenverwaltung und der Sachwaltung.

Das Unternehmen langfristig am Standort Lauda halten, will auch der Vermieter, informiert der Mitarbeiter von Rüdiger Weiß weiter. Der könne sich auch eine Expansion auf dem Gelände vorstellen, wenn der neue Besitzer dies plane. „Das gibt Hoffnung und ist in der derzeitigen Lage eine tolle Nachricht.“

Lösungsorientiert

Dass in den letzten drei Monaten zahlreiche Überstunden gefahren wurden, ist für die Sachwaltung und auch die Gewerkschaft IG Metall nichts Ungewöhnliches. „Das zeigt, dass in vollem Umfang produziert wird.“ Die Löhne seien durch das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gedeckt worden. Alle Überstunden in dieser Zeit würden ausbezahlt. Was vorher an Mehrarbeit geleistet worden sei, sei Teil der Insolvenzmasse. Froh ist man beim Sachwalter, dass auch bei der Gewerkschaft ein lösungsorientierter Ansatz im Vordergrund steht.

„Die Firma Ruppel steht von den Aufträgen her gut da“, macht auch Harald Gans, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim. „Natürlich gibt es eine gewisse Unsicherheit unter der Belegschaft“, so Gans. Er spricht von einer hoffnungsgeprägten Stimmung in der Versammlung, was auch von der Belegschaft angenommen wurde.

Prozess angestoßen

Der Investorenprozess sei angestoßen und die Mitarbeiter müssten sich kurz- bis mittelfristig keine Sorgen machen. „Es wird weiter produziert und der Betrieb von der neuen Geschäftsleitung in Eigenverwaltung weitergeführt.“ Thomas Schulte sei erfahren in den Bereichen Kunststoff und Holz, kenne sich im Ladenbau ebenso aus. Sollte aber kein neues Geld kommen, müsse die Lage neu bewertet werden. Für den Gewerkschafter sind das Schutzschirmverfahren ebenso notwendig wie neues Geld. „Aktuell sind die Chancen auf eine Weiterführung mit einem Investor sehr hoch“, do Gans.

Neuer Geschäftsführer, Sachwalter und Gewerkschaften wollen an einem Strang ziehen, um die Firma Peter Ruppel zu sanieren.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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