Besonderer Großauftrag - Unternehmen liefert 24 Chemotherapie-Kabinen für eine Klinik in Portugal

Laudaer Firma Ruppel sorgt für Wohlfühlambiente der Patienten

Sie gleichen einem spacig-lauschigen Hotelzimmer und vermitteln so gar nicht das Ambiente einer Krebsstation. Die Laudaer Firma Peter Ruppel hat in Lissabon für eine Klinik Kabinen für Chemotherapie-Patienten geschaffen.

Von 
Diana Seufert
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So sehen die 24 Kabinen im portugiesischen Krankenhaus aus, in denen die Patienten ihre Chemotherapiebehandlung erhalten. Gefertigt wurden die hochwertigen Suiten von der Firma Ruppel als Lauda. © Ruppel

Lauda/Lissabon. Geschäftsführer Oliver M. Hübler ist stolz. „Wir haben etwas ganz Neues geschaffen“, freut er sich über den Auftrag der portugiesischen Stiftung. Das „Botton Champalimaud Pancreatic Cancer Center“, eine Tagesklinik mit Schwerpunkt Chemotherapie im Bereich Bauspeicheldrüsenkrebs, wurde in Lissabon kürzlich eröffnet. Und Ruppel lieferte die Kabinen für die Behandlung in einer der modernsten Kliniken der Welt.

Der Mensch im Mittelpunkt

Die Besonderheit: Die offenen Kabinen wirken nicht wie ein steriles Krankenzimmer, sondern vielmehr wie eine First-Class-Flugzeugkabine – unter Berücksichtigung der komplexen Anforderungen einer Chemotherapiebehandlung. Sie stellen das Wohlbefinden der Patienten in den Vordergrund. Mehr Privatsphäre, bequeme Sessel für Patienten und Begleitperson, Infinity-Beleuchtung, der Blick aufs Meer: Das alles ist Teil des ästhetischen Ansatzes der Klinik, zu dem auch der Einfluss von Umweltfaktoren und der Psyche auf die Gesundung des Menschen gehört. Die Tagesklinik an der Mündung des Tejo in den Atlantik hat neben der Krebsstation auch eine chirurgische Abteilung sowie ein Forschungslabor, wie Hübler erzählt.

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Zwar landete die erste Anfrage bereits im Herbst 2019 auf Hüblers Schreibtisch, doch musste alles wegen Corona verschoben werden. Damals hatte er auch nicht so richtig an die Realisierung geglaubt, gesteht er. Als dann ein Jahr später das Designbüro Factory Design aus Großbritannien konkret auf die Firma zugekommen war, wurde das Projekt schließlich vertieft.

Die Umsetzung lief dann relativ rasch. Etwa ein Jahr lang wurde an den einzelnen Kabinen gearbeitet, von der Design-Studie bis zur Fertigstellung vor Ort in Lissabon.

Der Reiz, etwas ganz Neues zu wagen, war bei den Ruppel-Mitarbeitern geweckt. Denn schließlich war auch der Werkstoff HiMacs kein tägliches Arbeitsmaterial für das Unternehmen, das vorwiegend mit Metall und Holz arbeitet. „HiMacs ist eine Mischung aus natürlichen Mineralien und reinem Acrylharz“, sagt Hübler über das moderne Material. Es habe den Vorteil, dass sich mehrere Einzelteile fugenfrei zu einem Gesamtstück zusammensetzen ließen. Nicht nur deswegen werde es gerne im medizinischen Bereich eingesetzt.

Den Effekt nutzte man bei den insgesamt 24 Suiten für Krebspatienten. In einer halbrunden Muschel, deren Wände aus HiMacs entstanden, erhalten die Patienten ihre Behandlung. Damit wird auch das Markenzeichen des Gebäudes, die riesigen ovalen Fenster, in einem weiteren Designelement aufgegriffen.Die britischen Architekten hatten sich bewusst für edle Materialien entschieden. Dazu kommen in den Kabinen Ledersessel und edle Stoffe sowie ein modernes Design.

„Wir haben mit unserem Ansatz überzeugt und die Sprache der Architekten und Designer verstanden“, freut sich Hübler, dass die kleine Firma aus dem Taubertal Teil dieses großartigen Projekts ist. Neue Wege mit den kreativen Köpfen wolle man bei Ruppel gehen. Von der ersten Skizze bis zur Umsetzung sei die Zusammenarbeit mit allen hervorragend gelaufen. Man habe eigene Ideen und Vorschläge zur fertigungstechnischen Optimierung miteinbringen können und die Realisierung sei Stück für Stück verbessert worden.

Als es nach den Designstudien und der ersten Musterkabine im Mai schließlich an die Umsetzung ging, entstanden die Kabinen aus jeweils drei Einzelteilen in Lauda. In Lissabon wurden sie dann von einer Handvoll Ruppel-Mitarbeiter zusammengesetzt, die vier Wochen in der Klinik vor Ort waren. Der Clou: Damit auch alle Teile perfekt passten, hatte man sich bei Ruppel quasi eine Schablone des kompletten Fußbodens gefertigt, in die jede einzelne Kabine problemlos eingepasst wurde. Damit konnte präziser und vor allem schneller gearbeitet werden. Die Eröffnung erfolgte sogar vor dem geplanten Termin. „Die anderen Arbeiter waren davon so beeindruckt, dass ständig Handwerker kamen und sich das anschauten, wie wir arbeiten“, sagt Hübler, der selbst mehrere Male die Baustelle in Augenschein nahm.

„Die Eröffnung vor wenigen Wochen war dann ein besonderes Ereignis“, erinnert sich Hübler an seinen Besuch in der portugiesischen Hauptstadt. Neben Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa war auch das spanische Königspaar Felipe und Letizia gekommen. Dass die beiden von den Kabinen sehr beeindruckt waren, freut den Geschäftsführer aus Lauda besonders.

Zur richtigen Zeit

Für Hübler kam das Projekt zur richtigen Zeit. „Die Firma war damals in leichter Schieflage, doch wir wollten die qualifizierten Mitarbeiter halten“, erinnert er sich. Dass die Konzeption nun so überzeugt, bestärkt ihn. Zudem steht die Realisierung einer Schwesternstation innerhalb des Krankenhauses an und weitere 40 Kabinen sind für die Tagesklinik geplant. Da will man natürlich wieder mit im Boot sein.

„Die tolle Umsetzung spricht auch für unsere Mitarbeiter und die ganze Region“, sagt Hübler über das 1,5 Millionen-Projekt. Zwar hat man sich den Bereich Hospitality neben vielen anderen Geschäftsfeldern auf die Fahnen geschrieben, „aber in der Realisierung steckt auch ein Großteil an Vertrauen in unser Können“. Schließlich habe man damit Neuland betreten. Doch diese Herausforderung mag Hübler. „Bei solchen Projekten können wir unser Know how und die Fertigkeiten unserer Mitarbeiter unter Beweis stellen.“ Ein weiteres Projekt, das ihm derzeit am Herzen liegt, ist die Realisierung eines Studentenwohnheims mit Wohlfühlambiente auf kleinem Raum und mit modernsten Anforderungen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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