Stadtverwaltung dennoch zuversichtlich

Ärztehaus Lauda: Bisheriger Investor ausgestiegen

Lauda-Königshofens Bürgermeister Dr. Lukas Braun zeigt sich trotzdem optimistisch und teilt mit, dass es bereits erste Gespräche mit neuen Interessenten gebe. Er hat dabei auch die Bedeutung des Standorts hervorgehoben.

Von 
Klaus T. Mende
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Die Realisierung des Ärztehauses in der Laudaer Tauberstraße an diesem Platz nahe des Bahnhofs verzögert sich, weil der bisherige Investor jetzt ausgestiegen ist. © Klaus T. Mende

Lauda-Königshofen. Die Bürger von Lauda-Königshofen und Umgebung müssen sich noch etwas länger in Geduld üben, bis das Ärztehaus in der Tauberstraße – mit direktem Bahnanschluss – realisiert wird. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen, was die Umsetzung betrifft, sind nämlich Stadtverwaltung und Investor Hollerbach Bau übereingekommen, die Zusammenarbeit zu beenden. Wie Bürgermeister Dr. Lukas Braun auf Anfrage den Fränkischen Nachrichten mitteilt, gebe es jedoch Alternativen – gemäß des Mottos „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“.

Das ambitionierte Projekt war vor mehr als einem Jahr vom Gemeinderat auf den Weg gebracht worden. Das Vorhaben auf einem Areal von 2550 Quadratmetern Fläche war von den Fraktionen als „Gewinn für die Bürger“, „Bereicherung für die Kommune“ oder „nachhaltige Weiterentwicklung des Areals“ bezeichnet worden. Danach war das Projekt eigentlich auf einem guten Weg – bis zum jetzigen (vorläufigen) Aus.

Fraktionen informiert

Bürgermeister Dr. Lukas Braun hat inzwischen die Fraktionsvorsitzenden in Kenntnis gesetzt. „Hiermit möchte ich Sie darüber informieren, dass Hollerbach Bau sich vom Vorhaben im Bahngelände zurückgezogen hat. Die Stadtverwaltung stand seit Jahresende 2022 mit Hollerbach bezüglich der Realisierung eines Ärztehauses im Sanierungsgebiet Bahngelände in Kontakt. Zielsetzung war es ausdrücklich, ein zukunftsfähiges Zentrum für die medizinische Versorgung zu schaffen und hierfür die zentrale Verkehrslage des Bahnhofs Lauda zu nutzen“, schreibt das Stadtoberhaupt.

In den Folgemonaten sei seitens von Hollerbach der Wunsch geäußert worden, im Obergeschoss eine Wohnnutzung vorzusehen. „Wir haben stets darauf hingewiesen, dass eine reguläre, dauerhafte Wohnnutzung aufgrund des gewerblichen Umfelds im Bahngelände mit mehreren Nachbarbetrieben, die auf Nachtanlieferungen angewiesen sind, vom Immissionsschutz her schwierig werden könnte.“

Gemeinsame Gesprächsrunde

„In einer gemeinsamen Gesprächsrunde mit den angrenzenden Gewerbetreibenden in der Tauberstraße unter Teilnahme unseres Rechtsanwalts wurde uns als einzig gangbarer Weg für die Umsetzung des Vorhabens mit Wohnen im Obergeschoss empfohlen, die vorgesehene Fläche für die Maßnahme aus dem ursprünglichen Bebauungsplanentwurf auszuklammern und separat in einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu entwickeln“, lässt Dr. Braun die Fraktionen weiter wissen.

Weil in den weiteren Abstimmungen mit Hollerbach Bau keine weiteren Änderungswünsche vorgebracht worden seien und die Firma Hollerbach erst nach Unterzeichnung des Kaufvertrags für weitere Abstimmungen zur weiteren Vorgehensweise bereit gewesen sei, hätten Stadt und Vorhabensträger einen Notartermin für 24. April vereinbart.

Trotz zeitiger Kenntnisnahme und gegenseitiger Abstimmung des Kaufvertragsentwurfs im Vorfeld zwischen Stadt und Hollerbach sei erst im Notartermin seitens der Firma Hollerbach die Aufnahme einer Ergänzung gefordert worden, „wonach sich die Stadt zur vollständigen Kostentragung des Bebauungsplanverfahrens verpflichten sollte“, ist dem Schreiben weiter zu entnehmen. Dieses Entgegenkommen seitens der Stadt sei jedoch schon aus rechtlichen Gründen gar nicht möglich (§12 BauGB). Denn die Besonderheit des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes sei es, dass zwischen der Stadt und dem Vorhabensträger vertraglich zu regeln sei, dass das Vorhaben innerhalb einer bestimmten Frist umzusetzen sei und sich der Vorhabensträger zur (teilweisen oder vollständigen) Übernahme der Planungs- und Erschließungskosten verpflichte.

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„Somit kam es nicht zur Vertragsunterzeichnung. Dass ein nach scheinbar abgeschlossenen Verhandlungen gemeinsam und einvernehmlich vereinbarter Notartermin ohne Unterzeichnung verläuft, haben wir so bisher noch nicht erlebt.“

Zwei Lösungswege aufgezeigt

„Anschließend teilte ich Hollerbach mit, dass es nunmehr zwei Lösungswege gibt: entweder den Verzicht auf die Wohnnutzung im Obergeschoss, was es ermöglicht hätte, den Bebauungsplan im Regelverfahren und somit für Hollerbach kostenneutral und recht zügig zu erstellen, oder aber die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans, bei dem die Kosten der Gesetzeslage entsprechend vom Vorhabenträger, also von Hollerbach, zu tragen sind.“

„Am 23. Mai teilte uns Hollerbach schriftlich mit, sich vom Vorhaben am Standort Lauda zurückzuziehen und ein vergleichbares Projekt lieber andernorts umsetzen zu wollen. Soweit wir es überblicken können, sind die konkreten Mietinteressenten, die wir teilweise selbst vermittelt hatten, jedoch konkret am Standort Lauda interessiert, weswegen der Rückzug von Hollerbach auch nicht zwangsläufig das ,Aus’ für das Projekt an sich bedeutet“, äußert sich der Rathaus-Chef weiter an die Bürgervertreter. „Wir kennen weitere, auch ortsansässige Investoren, die sich vergleichbare Vorhaben an Ort und Stelle vorstellen können, und haben mit diesen im Nachgang zum Absageschreiben Hollerbach auch bereits erste Gespräche aufgenommen.“

Im Übrigen habe sich das Vorhaben während des eineinhalbjährigen Austauschs mit Hollerbach vom ursprünglich angedachten Ärztehaus recht weit weg entwickelt, sei man zu der Überzeugung gelangt. „Von den Mietinteressenten her reden wir eigentlich über ein allgemeines Bürogebäude, in dem unter anderem auch einzelne gesundheitsnahe Dienstleistungen vorgesehen sind. Auch solche Nutzungen sind uns in der Stadt selbstverständlich sehr willkommen, allerdings gibt es hierfür auch weitere Mietmöglichkeiten im Bahnhofsumfeld, nicht zuletzt im ehemaligen Bahnhofsgebäude.“

Die jüngste Entwicklung gebe der Stadtverwaltung nun zudem die Möglichkeit, die gesamte verbliebene Fläche südlich des neuen Kreisverkehrs bauleitplanerisch aus einem Guss als reines Gewerbegebiet zu entwickeln. „Womöglich können wir in diesem Zuge auch noch eine kleine Fläche für eine mögliche Erweiterung des inzwischen regelmäßigen überfüllten Pendlerparkplatzes freihalten“, heißt es abschließend von städtischer Seite.

Interesse bekundet

Dr. Maximilian Hollerbach teilt für den bisherigen Investor mit: „Im November 2022 erreichte uns die Anfrage der Stadt Lauda-Königshofen, dass diese auf der Suche nach einem Investor sei, der sich vorstellen könnte, auf einer Teilfläche am alten Bahnhof in Lauda ein Ärztehaus zu errichten.“ Nach Interessensbekundung durch Hollerbach-Bau seien die Bedingungen eines etwaigen Grundstückkaufes klar definiert worden, wobei Hollerbach-Bau der Stadt in gewissen Bereichen schon deutlich entgegengekommen sei.

Nach zähen und bürokratischen 1,5 Jahren sei es seinem Unternehmen nicht geglückt, eine Einigung mit der Stadt zu finden, in der alle definierten Abmachungen Einklang finden, um somit den geplanten Grundstückskauf abzuschließen und das Projekt Ärztehaus zu realisieren.

Hollerbach-Bau sei bereits in finalen Gesprächen mit Ärzten sowie gesundheitsnahen Dienstleistern (potenzielle Mieter) gewesen, äußert sich Dr. Maximilian Hollerbach weiter auf FN-Anfrage. „Leider wurde das Projekt der örtlichen und regionalen ärztlichen Versorgung ohne großen Nachdruck durch die Stadtverwaltung bearbeitet, obwohl es nach mehrmaligen Gemeinderat- und Finanzausschusssitzungen immer grünes Licht gab.“

„Wir, Hollerbach-Bau, haben von Anfang an klar unsere Stellung zum Bebauungsplan und der Projektplanung mitgeteilt, dies wurde sowohl mündlich auch als schriftlich kommuniziert. Aufgrund der nicht eingehaltenen Zusagen wird Hollerbach-Bau das Projekt in eine andere Stadt der Region verlagern und realisieren“, sagt Dr. Maximilian Hollerbach zum Schluss.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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