Külsheim/Main-Tauber-Kreis. Eine Delegation des Landratsamts des Main-Tauber-Kreises mit Landrat Christoph Schauder an der Spitze und Vertreter der Stadtverwaltung Külsheim mit Bürgermeister Thomas Schreglmann besichtigten am Mittwochnachmittag zusammen die neue Gemeinschaftsunterkunft in der früheren Prinz-Eugen-Kaserne.
Der Landrat unterstrich, die Einrichtung sei ein wichtiges Projekt und zeige, dass die kommunale Familie funktioniere und zusammenarbeite. Auch in den zurückliegenden Monaten habe es ein gutes Miteinander gegeben, Külsheim unterstütze den Landkreis bei diesem Thema seit Jahren.
Schauder sprach von einer „hochdynamischen“ Situation. Alle Landkreise stünden mit dem Rücken zur Wand. Es sei hochproblematisch, viele Menschen unterzubringen, auch Familien. Dazu wisse niemand, was in vier Wochen sei. In Baden-Württemberg seien 150 000 Menschen aufgenommen worden, neben Kriegsflüchtlingen auch Asylantragsteller.
„Wir sind zu mehr als 90 Prozent belegt“, betonte der Landrat, „wir brauchen jeden Unterbringungsplatz“. Im Gegensatz zur Flüchtlingskrise 2015/16 würden nun mehr Menschen untergebracht. Die Lage sei hochdramatisch, alles spiele sich eher im Verborgenen ab. Früher habe es viele Bilder in den Medien gegeben, heute laufe dies oft unter dem Radar.
In der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Külsheim gibt es 120 Plätze. Schauder richtete dafür Dank an die Stadt Külsheim und an alle, die an den Arbeiten am Gebäude beteiligt sind. Man gehe die Sache sukzessive an.
Wie auch Bürgermeister Thomas Schreglmann feststellte, sei man momentan in keiner einfachen Situation. Er sprach von „exorbitanten Zuweisungen“, und betonte, „wir müssen Menschen unterbringen“. Hier stehe ein Objekt zur Verfügung als einigermaßen ordentliche Unterbringungsmöglichkeit. Das Landratsamt helfe, Flüchtende zu unterstützen.
Es sei „unser aller Aufgabe“, so der Landrat, die Menschen in einem Gebäude unterzubringen, in dem man vorübergehend leben könne und die Infrastruktur passe. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner könnten nach Wochen der Flucht zur Ruhe kommen, ihr Leben in ordentliche Bahnen bringen. Man rede über eine vorläufige Unterbringung, deren Dauer sechs Monate für Ukrainer betrage sowie 24 Monate für Menschen aus anderen Ländern. Auf Städte und Gemeinden komme etwas Gewaltiges zu.
Schauder sprach die kommunale Anschlussunterbringung an. Das Unterbringen sei eine Sache, das Weiterdenken eine andere mit Blick beispielsweise auf die Kindergärten. Weiter ging er auf den Rechtskreiswechsel im Juni 2022 ein. Dieser habe eine europäische Lösung nicht gerade einfach gemacht. Es würde Berlin gut anstehen, ungute Entscheidungen zu revidieren. Es seien falsche Entscheidungen getroffen worden, stellte der Landrat fest.
Während eines Rundgangs erläuterten Fachleute den Besucherinnen und Besuchern das Projekt. Die Ausstattung wurde als „topp“ bezeichnet. Wie es hieß, fehle noch eine Brandmeldeanlage, die Nasszellen seien aufgerüstet, Durchbrüche im Fluchtwegbereich bereits erfolgt. Die Kostenerstattung für die Umbaukosten in Höhe von 850 000 Euro sei durch das Land Baden-Württemberg zugesagt.
Der Landrat unterstrich, Kosten seien eine Sache, es gebe auch Wertschöpfung in der Region. Er lobte die schnellen Reaktionszeiten der Firmen und die tolle Ausführung der Arbeiten. „Es ist eine Gemeinschaftsunterkunft“, wiederholte Schauder, es gehe aber auch um ein Stück Privatsphäre und einen selbstbestimmten Alltagsrhythmus der Bewohner.
Im Januar wurde mit den Arbeiten begonnen. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass diese bald abgeschlossen werden. Der Landrat würdigte all jene, die zur Flüchtlingsbewältigung beitragen. Dies sei eine gesellschaftliche Aufgabe, zu lösen im engen Schulterschluss mit den Städten und Gemeinden. Jeder geflüchtete Mensch werde unterkommen, betonte Schauder. Das sei „gesetzliche Pflicht und moralische Verantwortung. Das ist unsere Aufgabe.“ hpw
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