Pilotprojekt „Schulwald“ - Külsheimer Schüler nehmen im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft an ganz besonderer Pädagogik-Aktion teil

Külsheimer Schulkinder werden ein Jahr lang Förster von 3,5 Hektar Wald

Dass Waldpädagogik-Projekt „Schulwald“ ist in Creglingen und in Külsheim an der Pater-Alois-grimm-Schule angesiedelt. Schüler der achten Klasse übernehmen im Rahmen einer AG Arbeiten im Forst.

Von 
Heike Barowski
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Die Achtklässler Ben und Tobias haben ganz schön zu tragen an dem 35 Millimeter dicken Brett. Das Buchenholz soll Reparaturarbeiten dienen. Der Einsatz der Schüler erfolgt im Rahmen des Pilotprojekts „Schulwald“. © Heike Barowski

Külsheim. Schon von Weitem hört man im Gewann „Finsterer Grund“ eine Säge kreischen. Beim Näherkommen wird schnell klar, hier entstehen dicke Bretter. Leon, Ben, Tobias, Tim, Eric und Luke sind Schüler an der Pater-Alois-Grimm-Schule. Sie gehen in die achte Klasse. Mittwochnachmittag steht „Arbeitsgemeinschaft Schulwald“ auf ihrem Stundenplan. Mit Ohrenschützen und Handschuhen ausgerüstet, arbeiten sie mitten im Wald. An diesem Tag heißt es: Baumstämme zusägen.

Zugegeben, die eigentliche Arbeit übernimmt die mobile Säge von Klaus Keller. Der Uissigheimer kann mit seinem Wood-Mizer LT 70 bis zehn Meter lange Stämme an beinah jedem Ort im Wald zu Millimeter dünnen Brettern sägen. Die Arbeit mit den Jungs der AG macht er unentgeltlich. Genau wie Hans-Peter Scheifele will auch Keller, dass die junge Generation einen Bezug zum Wald, zur Arbeit darin und zum Holz als wertvollen Rohstoff bekommt.

Pilotprojekt „Schulwald“

Im Projekt „Schulwald“ übernehmen Schüler unter Anleitung die Rolle des Försters. Durch die Arbeiten im Wald wird Wissen vermittelt und Erfahrungen gesammelt.

Die 3,5 Hektar Wald in Taubengrund sollen der Pater-Alois-Grimm-Schule auf lange Zeit übergeben werden. Die jeweils achte Klasse bewirtschaftet ihn dann.

Zurzzeit läuft das Waldpädagogik-Projekt auch in Creglingen an der Realschule.

Kurz vor der Gründung steht das Schulwaldprojekt in Ahorn. Es soll mit Beginn des Schuljahres 22/23 starten.

Erste Gespräche sind inzwischen auch mit der Leitung der Gemeinschaftsschule in Weikersheim geführt worden.

„Ziel ist es, dass jede Kommune für ihre Schule einen Schulwald hat. Da bedarf es auf allen Ebenen, vom Bürgermeister über Gemeinderat bis Forstkollegen noch einige Überzeugungsarbeit“, sagt Projektleiter Hans-Peter Scheifele.

Revierleiter und Wildtierbeauftragter Hans-Peter Scheifele ist beim Landratsamt zuständig für Umweltbildung, Waldpädagogik. Er ist Leiter des Waldpädagogik-Projekts des Landkreises, dass bislang in Baden-Württemberg einzigartig ist (wir berichteten).

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Kinder und jungen Menschen ein Defizit im Umgang mit der Natur haben. Umso notwendiger ist es, dass man ihnen Erfahrungen in der Natur vermittelt“, beschreibt Scheifele das Ziel des Projekts „Schulwald“.

Dabei handelt es sich nicht um ein Spielen im Wald, sondern um eine Mixtur aus Vermittlung von Bildungsinhalten, Wohlfühlprogramm und Erlebnis gleichermaßen. „Es soll bei Schülern emotional verankern, dass der Wald wichtig ist, uns guttut und erhaltenswert ist“, so Scheifele. „Schulwald“ wird in Zusammenarbeit von Schule, Untere Forstbehörde des Main-Tauber-Kreises und des Betriebsteils Odenwald des Forst BW ungesetzt. Das Projekt findet ein ganzes Schuljahr lang statt.

Nach dem Sägen müssen die Bretter von den Spänen befreit werden. Zur Freude der Schüler immer mit dabei: Scheifeles Langhaar-Weimaraner „Hägar“. © Heike Barowski

In Külsheim ist es nicht im Unterricht, sondern in einer AG verortet. Schulwald heißt nicht nur: lernen und Erfahrungen irgendwo im Wald sammeln. Es bedeutet auch, dass der Schule rund 3,5 Hektar des Stadtwalds überlassen wurden, die es nun zu bewirtschaften gilt.

Und genau das übernehmen die Mitglieder der „AG Schulwald“ an der Pater-Alois-Grimm-Schule. „Die Schüler sind sozusagen ein Jahr lang die Förster dieses Waldes.“ Sie werden dabei von Scheifele angeleitet und Schritt für Schritt an die verschiedenen Themen herangeführt.

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Kurz vor den Weihnachtsferien stand das Durchforsten des Waldes auf dem AG-Plan. Welche Bäume sind zukunftsfähig? Wer ist der Konkurrent? Diese Fragen wurden geklärt, bevor die Bäume markiert und die Verdränger gefällt wurden.

Das dünnere Holz ist bereits in die Wildholzwerkstatt der Schule geliefert. Sessel und Gartenbänke sollen daraus gebaut werden. Die großen Stämme werden an diesem Tag zu 35 Millimeter starken Brettern gesägt. Diese wiederum sollen dann entweder für die Reparatur der Holzspielgeräte in der Schule oder zum Bau einer Hütte verwendet werden. Die Daten der Finnhütte haben die Schüler sofort abrufbereit: 3,50 auf 4,50 Meter soll sie werden und drei Meter hoch – so dass alle elf AG-Teilnehmer darin Platz haben werden.

Unter Anleitung von Projektleiter Hans-Peter Scheifele (rechts) versuchen die Schüler, den Stamm zu bewegen. © Heike Barowski

Doch bevor die Stämme gesägt werden können, gibt es erst einmal eine Sicherheitsbelehrung von Lehrer und AG-Leiter Matthias Christ Hans-Peter Scheifele erklärt genau das weitere Vorgehen. Und dann heißt es: fest anpacken für die Schüler. Der erste dicke Buchenstamm muss an die Säge herangerollt werden. Keine leichte Arbeit für Luke und Leon trotz Hilfsmittel, denn der Stamm wiegt mehr als eine Tonne.

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Ist das Brett gesägt, stehen Tobias und Ben schon bereit, um die Bretter abzunehmen. Die werden auf kleine Stämme gelegt. Tim, Eric und die anderen entfernen die Sägespäne. „Damit das Holz besser trocknen kann“, erklärt ihnen der Projektleiter. Und schon müssen der nächste Stamm gerollt und die nächsten Bretter getragen werden. „An so einem Nachmittag wird eine Vielzahl an Kompetenzen geschult, die den Schülern guttun und die sie im normalen Leben oft nicht erfahren“, resümiert Scheifele und ist am Ende des Arbeitseinsatzes sehr zufrieden mit der Leistung der Schüler.

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