75 Jahre – FN on Tour

Brunnenstadt profitiert: Külsemer mit Entdeckergeist

Er ist ein „echter Külsemer“. Dr. Walter Dietz widmet sich gerne und vielseitig Themen, die seine Heimatstadt betreffen. Dabei entdeckte er auch den „Saurierstein“.

Von 
Hans-Peter Wagner
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Külsheim. Dr. Walter Dietz ist in Külsheim aufgewachsen, hat sich bereits als Kind für die Natur und, wie er sagt, „für die Viecher interessiert“. Er war mit seinem Großvater unterwegs und wurde von seiner Mutter, einer Naturforscherin, geprägt. Als Jugendlicher ist Dietz viel mit seinem Vater auf der Schwäbischen Alb gewandert und hat dabei Landschaftsstufen kennen gelernt. Danach befasste er sich intensiver mit dem Thema.

Im Bücherschrank seines Schwagers, einem Geologen, entdeckte Walter Dietz das Werk „Einführung der Erd- und Landschaftsgeschichte mit besonderer Berücksichtigung Süddeutschlands“ (von Georg Wagner). Es wurde quasi zu seiner „Bibel“. Als er das Buch gelesen hatte, „da hat die Landschaft angefangen zu leben“, erzählt er anlässlich „75 Jahre – FN on Tour“. Sobald er danach unterwegs war, hat er sich stets vorab darüber informiert, „wo ich bin“.

Sehenswertes in Külsheim

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Erster Vortrag

Mitte der 1980er Jahre schrieb der Mediziner für das Heimatbuch „Geschichte der Brunnenstadt Külsheim“ das Kapitel über Geologie. In dieser Zeit entstand auch ein erster Vortrag über „die Landschaft der Gemarkung Külsheim und ihre Entstehungsgeschichte“, weitere sollten folgen.

Walter Dietz erzählt lebhaft auch von diesem Fachgebiet. Dabei ist sein Entdeckergeist spürbar. Wie er erklärt, sei der Chiroterien-Sandstein, auch Rötquarzit genannt, zusammen mit Muschelkalk hierzulande eine der landschaftsprägenden Schichten. Von Chiroterien („Handtieren“) selbst hatte man allerdings im fränkischen Bereich lange Zeit keine Spuren gefunden. Bis der Külsheimer Fachmann, durch mehrere Zufälle begünstigt, einen solchen „Saurierstein“ an der Straße zwischen Külsheim und Bronnbach entdeckte. Er meldete den Fund nach Stuttgart, woraufhin der dortige Leiter der Abteilung für prähistorische Wirbeltiere im Staatlichen Museum für Naturkunde „ganz große Augen“ bekam.

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Inzwischen befindet sich der Külsheimer „Saurierstein“, eine Felsplatte mit versteinerten Fährtenabdrücken, die vor 240 Millionen Jahren ein früher Saurier (Chirotherium) im Schlamm hinterlassen hat, am geologisch-naturkundliche Wanderweg gut sichtbar an der Bronnbacher Straße. Zudem sind Texte über den „Saurierstein“ in verschiedenen Fachbüchern zu finden.

Ebenfalls entdeckt hat Dietz vor seiner Haustüre eine „Schwimmspur“, die ein Saurier einst im flachen Wasser hinterlassen hat. Dieser Fährtenabdruck kann im Rittersaal des Külsheimer Schlosses bewundert werden.

„Mer müsst emol“ ist eine hierzulande oft gehörte Floskel, wenn es darum geht, sich einer Sache endlich anzunehmen. Dietz, der bis 2012 als Allgemeinarzt praktiziert hat, mag es, lieber etwas selbst zu machen, anstatt zu warten. So kümmerte er sich nach seinem Eintritt in den Ruhestand für den örtlichen Heimat- und Kulturverein um den Bereich „Dialekt. Er ließ Bürger Geschichten im Dialekt erzählen. Das war „ganz toll“, freut er sich, zumal dabei auch eine Dokumentation der Zeitgeschichte mit ihren großen strukturellen Veränderungen entstanden sei. Die Essenz dieses Projekts ist auf der DVD „Sou wor’s emol in Külse“ festgehalten. Walter Dietz will diese noch ins Schriftdeutsch übertragen.

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Beachtliche Dokumentationen

Der Heimatforscher arbeitet gleichermaßen akribisch wie behutsam, lässt die Menschen nie aus dem Blick. So hat er mit einigen Mitstreitern die Dokumentation „Die Heimatvertriebenen in Külsheim“ ge-schaffen. Dazu führte er viele Interviews und arbeitete einen viel beachteten Vortrag aus. Auch hierzu wurde eine DVD angefertigt.

Walter Dietz sagt, „es gibt so viele Dinge im Leben, die interessant sind und mit denen man sich beschäftigen kann“. So hat er die Digitalisierung der heimischen Kleindenkmale im Geoinformationssystem des Main-Tauber-Kreises veranlasst, die vergleichende Bilderserie „Külsheim früher und heute“ gefertigt und ein Büchlein zu 30 Jahre Heimat- und Kulturverein „Cullesheimer Kreis“ verfasst. Zusammen mit Mitgliedern der Külsheimer Naturschutzbund-Ortsgruppe sowie des Heimat- und Kulturvereins gestaltete er den Bildvortrag „Streifzüge durch die Natur unserer Heimat“. Zudem ist er kreativer Verfasser von Sketchen für den Cullesheimer Kreis.

Der heimatverbundene Mann hat – was damals für ihn absolutes Neuland war – die Homepage des Heimat- und Kulturvereins erstellt, die er auch heute noch pflegt. Die dabei gesammelten Erfahrungen nutzt er bei der Erstellung der privaten Homepage zum Külsheimer Rundwanderweg LT6 „Wasser.Wein.Weite“. Er hat vor, den Artikel im Külsheimer Heimatbuch mit Bildern zu veranschaulichen, „damit die Leute das verstehen“. Eventuell wird er eine Broschüre dazu fertigen.

Seit 2019 hat sich der Külsheimer mit dem Schicksal von Auswanderern aus der Brunnenstadt beschäftigt. „Die Datensammlung ist abgeschlossen“, verrät er, es werde einen Vortrag geben.

Beste Sicht

Die beste Sicht auf Külsheim habe es früher vom Galgenberg aus gegeben, blickt der Heimatkundler zurück. Nun müsse man halt die Position wechseln, um alles erblicken zu können. Er würde sich freuen, wenn man das Külsheimer Schloss wieder in Gänze ohne zu viel Grün in der Sichtlinie bewundern könnte. Walter Dietz hat seine Heimatstadt Külsheim und die ganze Gegend eben gerne im Blick.

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