Gissigheim. Wer wieder einmal einen rundum gelungenen Liederabend mit abwechslungsreichem Liedgut erleben wollte, war im frühlingshaft geschmückten Dorfgemeinschaftshaus in Gissigheim an der richtigen Stelle. Unter dem Motto „Eine Reise um die Welt“ hatte die Chorleiterin der Singgemeinschaft Mechthild Geiger ein reizvolles Programm aufgestellt. Mit ihrem Chor hatte sie dazu ein spannendes Liedgut eingeübt. Bühne und Sängerinnen und Sänger zeigten sich hierbei in der richtigen Reise-Staffage. Ein übergroßes Modellflugzeug über der Bühne kreisend machte die Gesamtaufmachung komplett.
Auch die vier mitwirkenden leistungsstarken Gastchöre: MGV Sängerbund Altheim unter Leitung von Josef Spiesberger, Klangfarben Böttigheim unter Hans-Joachim Richl, „Harmonie Hettigenbeuern“ mit Werner Scheuermann als Chorleiter und „MGV Königheim“ mit seinem Dirigenten Bernhard Heß hatten für diesen Liederabend entsprechende Literatur aufgegriffen. Sie alle verstanden es, das Publikum zu begeistern und zu verdienten Beifallsbekundungen zu ermuntern, was zur frohe Stimmung des Abends beitrug.
Bei der Begrüßung verwies Vorsitzende Irmgard Gehrig zunächst auf schwierige Zeiten der Corona-Pandemie, die ursächlichgewesen sei für die Verschiebung dieser längst geplanten gesanglichen „Weltreise“. Als Reisebegleiter und Moderator lieferte Jakob Tombek zu den musikalisch besuchten Ländern und über die Verfasser der vorgetragenen Lieder interessante Informationen.
Eröffnet wurde der Abend mit „Wir feiern ein Fest der Freude“ , ein Lied, das die fröhliche Stimmung der vielen Gäste aufgriff und mit dem Text „Ja unsre Freude klinge weit“ die Reichweite des Liederabends andeutete. Damit leitete man über zum französischen Volkslied „Erhebet die Stimmen“ (Text/Satz: W. Trapp). Etwas wehmütig erklang „Jamaica Farewell“ mit dem eindringlich wiederholten, sehr rhythmischen präsentierten „I had to leave a girl in Kingston town“ (Tradit. Jamaica/Satz: L. Maierhofer).
Frankenhymne
Als erster Gastchor begeisterte der Sängerbund Altheim zunächst mit „Wanderfahrt“(J. W. v. Scheffel/Satz: V. E. Becker). Es ist die inoffizielle Landeshymne von Franken und eines der bekanntesten Studentenlieder. Weiter ging die Reise mit „Was noch frisch und jung an Jahren“ (Volkslied/Satz: W. Schrey). Ein Vortrag, der beim Publikum sehr gut ankam.
In voller Konzentration lauschten die Zuhörer nun den „Klangfarben“ Böttigheim, die mit dem gesellschaftspolitisch kritischen Song „The Sound of Silence“ (Simon and Garfunkel 1965/Satz: R. Emerson) sehr sensibel umgingen. Äußerst nachdenklich präsentierten die Sängerinnen und Sänger auch „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus Tabaluga, bekannt durch Peter Maffay (Satz: P. Tibaut). Beide Lieder wurden am Klavier von Ha-Jo Richl begleitet.
In ein ganz anderes Metier führte überzeugend der MGV Liederkranz Königheim die Zuhörer mit „Klänge der Freude“, wohl englischen Ursprungs (Melodie: E. Elgar/Text und Bearbeitung W. Trapp). Einen erfolgreichen Auftritt hatten die Sänger auch mit „Teure Heimat“ aus dem Gefangenenchor der Oper „Nabucco“ (G. Verdi/Satz: F.Burkhart), wodurch man nach Italien gelangte. Die Klavierbegleitung (Johanna Leiblein) unterstrich hierbei sehr gut die Ausdruckskraft dieses gewaltigen Chorlieds.
Schließlich trat „Harmonie“ Hettigenbeuern mit zwei Evergreens vor das Publikum und erntete hierfür stürmischen Applaus. „Yesterday“ der Beatles aus England (J. Lenon/P. McCartney/ Satz H. O. Millsby) kommt ja immer gut an, vor allem bei der hier gezeigten Leistung. Wer kennt nicht die Knef? „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“ (H. Knef/H. Hammerschmid/Satz: H. Grunwald). Auch damit landete der Chor einen Volltreffer.
Nach einer kleinen Pause, in der Ehrungen vollzogen wurden (siehe gesonderten Bericht), präsentierte der Chor aus Hettigenbeuern gekonnt „Aux Champs-Elysèes „ (Delanoe/Dasin/Wilsh/Deighan/Satz: M. E. Becker), bei dem so mancher leise mit summte. Von Frankreich ging es nach Brasilien. Mit dem Tanzlied „Samba lelè, kleiner Chico“ ( Satz: L Maierhofer) zeigte man südamerikanische Leichtigkeit und Freude am Rhythmus. Kein Wunder, dass aus dem Publikum begeisterte Zustimmung kam. Bei allen Darbietungen begleitete Benjamin Scheuermann am Klavier den Chor.
Sanfte Töne
Bei dem Lied „Das Morgenrot“ (R. Pracht/Text: Dr. K. Hofmann) besang der MGV Königheim dynamisch das Erwachen des Tages und mit dem sanften „Abendfrieden“ (Eckhardt/Satz: R. Desch) beeindruckend die Ruhe, die die Nacht in den Bergen ausstrahlt. Bei dem Text: „Wohl dem, der eine Heimat hat“, wusste schließlich jeder, dass man wieder in Deutschland gelandet ist. Reicher Applaus war die Belohnung!
Ganz andere Töne schlugen dann die Böttigheimer an. Sie intonierten zunächst in einem „Doppelquartett“ für Männerstimmen sehr reizvoll und witzig „Schönster Schatz“ (H-J. Richl) und im Gesamtchor „Hymn“. Ein melodisch einprägsames Lied des britischen Sängers und Songwriters J. Lees, am Klavier begleitet (Satz: E. Jahreis).
Mit äußerster Präzision boten die Altheimer Sänger nun „Und wieder erblühet die Linde“ (Volk,/Satz Q. Rische), dar, stimmlich sehr gepflegt, einfühlsam und konzentriert. Dies war auch bei dem Volkslied aus Dalmatien mit „Kad si bila mala mare“ im Satz von W. Heinrichs der Fall. Dass danach der Ruf nach Zugabe erfolgte, war verständlich, hatte doch der Verein schon mehrmals Auszeichnungen auf Landesebene erhalten.
Den Schlusspunkt bei diesem gelungenen Liederabend setzte natürlich der gastgebende Chor mit „Tokayerblut“ (B. Anda/D. Gideon/Satz: J. W. Scharf), womit man sich nochmals an eine Reise nach Ungarn erinnerte. Zweifellos ein Höhepunkt, was die Geschwindigkeit und Präzision anbelangte, wie es eben bei einem Czardas sein muss. Und es endete mit „Hebt die Gläser, trinkt sie aus, schönes Ungarnland“.
Nachdem nochmals mit „O sole mio, mein Sonnenschein“ (E. Di Capua/Satz: Meierhofer) ein Besuch in Italien besungen wurde, bei dem bekannte Melodien erklangen, war der Applaus nicht zu bremsen. Die vielen Reise-Utensilien, die dabei mitgeführt wurden und das Flugzeug über der Bühne unterstrichen die Reisefreude der Sängerinnen und Sänger.
Kein Wunder, dass als Zugabe noch einige Lieder wie „ Bra Jesus Ho“ oder der Kanon „Si, si, si, si, dolada“ geboten wurden. Der Abend aber war auch nach den Dankesworten durch Valentin Holderbach noch nicht zu ende. So gab man noch außerhalb des offiziellen Programms mehrere Lieder zum Besten. Dass ein traditioneller, zeitgenössischer, moderner Chorgesang großen Spaß machen kann, hatte man mit besonderer Intensität wieder einmal mehr erleben können. emü
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