Waldstetten. „Froh zu sein bedarf es wenig – und wer froh ist, ist ein König!“: So lautet das Credo des Gesangvereins „Frohsinn“ Waldstetten. Mit seinem stimmungsvollen, musikalisch ausgesprochen hochwertigen Jubiläums-Liederabend in der Turnhalle feierte er am Samstag sein 150-jähriges Bestehen.
Zu den Festgästen zählte auch Landrat Dr. Achim Brötel: Er hatte die Conradin-Kreutzer-Tafel mitgebracht.
Langjährige „Frohsinn“-Mitglieder geehrt
Seit jeher bilden die Liederabende des Gesangvereins „Frohsinn“ den festlichen Rahmen für die Ehrungen verdienter Sänger. Vorsitzender Herbert Frisch freute sich darüber, gleich sieben Chormitglieder mit Urkunden und Präsenten zu würdigen. Dabei wurden auch die Ehrungen der Jahre 2020 und 2021 nachgeholt.
Geehrt wurden die verdienten Sänger Emil Baumann (40 Jahre), Angelika Jakob (50+2 Jahre; Beisitzerin im Kirchenchor von 1980 bis 2002), Irmgard Neubauer (60 Jahre, im Vorstand des Kirchenchors mit kurzer Unterbrechung von 1956 bis 2002 und Vorsitzende von 1990 bis 2002, seit 2003 Beisitzerin im Gesangverein), Irmtrud Wollenschläger (50+2 Jahre; Schriftführerin und Kassiererin des Kirchenchors von 1986 bis 1992; aktuell Notenwartin im Gesangverein), Heinz Kilian (60 Jahre; Schriftführer von 1973 bis 1991 und Kassier von 1971 bis 1978, Kassenprüfer seit 1995), Lothar Klotzbücher (65 Jahre; Vorsitzender von 1980 bis 1989) und Herbert Münch (65 Jahre). ad
Nach dem Sektempfang erfolgten gleich zwei Begrüßungen: Zum einen hieß der gemischte Chor seine zahlreichen Gäste mit den flotten, ansprechenden Weisen „Fröhlich klingen unsere Lieder“ und „Dudabda“ willkommen, zum anderen ergriff Vorsitzender Herbert Frisch das Wort.
Eine Erfolgsgeschichte
In seinem gehaltvollen Festvortrag „150 Jahre Frohsinn – eine Erfolgsgeschichte“ spannte er den Bogen von der Vereinsgründung 1872 bis in die Gegenwart. Hier erinnerte er besonders an das handschriftlich vom ersten Dirigenten Balthasar Weihrauch edierte Liederbuch mit 29 Stücken, die Fahnenweihe 1892 sowie an Helmut Hartmann, der von 1976 bis 2007 als Dirigent neue Maßstäbe gesetzt hatte. Unter seiner Ägide wurden zahlreiche Liederabende und Ausflüge unternommen, die den Chor durch ganz Europa führten.
Ein wichtiger Markstein war das Jahr 2003: Nach der Auflösung des Waldstettener Kirchenchors nahm der Gesangverein auch Frauen auf. „Das war die einzig richtige Entscheidung, obwohl es innerhalb des Männergesangvereins auch Widerstand gegeben hatte“, blickte Frisch zurück.
2014 wurde erstmals ein Jugendchor gebildet, der regelmäßig Liederabende und weitere Veranstaltungen bereichert: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal im Sängerkreis und eine Klasse-Leistung!“, betonte der Vorsitzende.
Sein Dank galt dem jungen Dirigenten Michael Henn, den Sängerinnen und Sängern sowie dem Vorstand für das Miteinander: „Langjährige Jubiläen sind nur möglich, wenn Gleichgesinnte die Initiative ergreifen und dafür Sorge tragen, dass es weiter geht“, hielt Herbert Frisch fest. Über die Jahre habe der Gesangverein seine Bedeutung als sozialer Treffpunkt der Dorfgemeinschaft immer weiter ausgebaut. Nun lege es an allen, die Tradition neu zu interpretieren.
Musikalisch folgte der Gesangverein 1861 Höpfingen als Patenverein. Das von Gerhard Bönig dirigierte Ensemble erfreute mit den Stücken „Frohsinn“ und „Mit Gesang und guter Laune“. Beide Werke beinhalteten auch ein gerüttelt Maß an Lebensweisheiten.
Zu diesen zählt im engeren Sinne auch, dass „Geburtstagskinder“ beschenkt werden: Nachdem Landrat Dr. Achim Brötel „einem der traditionsreichsten Chöre des Neckar-Odenwald-Kreises“ gratuliert und die mehr als 30 Mitglieder als „echtes Wort für einen so kleinen Ort wie Waldstetten“ bezeichnet hatte, überreichte er neben einer Geldspende die Conradin-Kreutzer-Tafel. Sie schmückt musikalische Vereinigungen, die seit mehr als 150 Jahren bestehen und bereits die Zelter-Plakette besitzen.
„Die Tafel würdigt die hohen künstlerischen, kulturellen und volksbildenden Verdienste rund um die Pflege der Laienmusik“, fasste Brötel zusammen. So sei die Tafel als „Krönung eines langen, erfolgreichen Vereinslebens“ anzusehen.
Die Zeit bis zur Pause verkürzte der Jugendprojektchor, ohne ein Lückenbüßer zu sein: Gerade der stimmgewaltige Nachwuchs erwies sich als weiterer Höhepunkt des Abends.
Mit „Applaus, Applaus“, „Du hast den Farbfilm vergessen“ und der launigen, an den Flippers-Hit „Wir sagen Dankeschön“ angelehnten Zugabe „Wir sagen Dankeschön – 150 Jahre Gesangverein“ erfreute der von Michael Henn am Piano begleitete Chor; die Moderation übernahm Lorenz Frisch.
Nach den Ehrungen (siehe weiteren Bericht) entführte der Gesangverein 1861 Höpfingen die Gäste in die „lachende Welt“, ehe mit „So viel Schwung“ eine klangvolle Aufforderung zu mehr Lebensmut erging. Als Zugabe wurde das Spiritual „Rock My Soul“ in einem fulminanten Satz Gerhard Bönigs angestimmt – mit bemerkenswert hohem Niveau, das die Gastgeber zu halten vermochten: Augenzwinkernd schilderten die Waldstettener den „perfekten Chor“, der mal zu hoch und mal zu tief, mal zu dumpf und mal zu grell singt, aber gerade deswegen Spaß hat.
Mit ungemein federndem Rhythmus ging das afrikanische Traditional „Yakanaka“ unter die Haut. Ein weiteres Highlight zu fortgeschrittener Stunde war die erstklassige Bühnenpräsenz des „Jubiläums-Projektchors“: Hier hatten sich Chormitglieder mit Projektsängern zusammengetan, um zum Abschluss mit einer thematisch anspruchsvollen, aber leicht zugänglichen Mischung aufzuwarten - „ein bisschen Frieden“ ist gerade an „Tagen wie diesen“ mehr als nur ein frommer Wunsch, der mit reichem Beifall bedacht wurde.
Abgerundet wurde stimmige Abend durch drei Grußansprachen. Den Sängerkreis Buchen vertrat Vorsitzender Peter Schäfer: „Wir sind stolz auf einen so aktiven Verein in unserer Mitte, der seit sechs Generationen singt“, betonte er.
Bürgermeister-Stellvertreter Andreas Fürst lobte „150 Jahre aktive Mitgestaltung des dörflichen Lebens und starke Angebote für Jung und Alt“ und kündigte eine Zuwendung der Gemeinde Höpfingen an; Ortsvorsteher Andreas Schäfer gratulierte dem „frohsinnigen Kulturträger“ und verglich das Miteinander-Singen mit dem Miteinander-Sprechen. Beides sei von großer Bedeutung und durch nichts zu ersetzen. Lob und Ehre galt dem motivierten Vorstand um Herbert Frisch, der stets neue Ideen einbringe und verwirkliche.
Vor dem gemütlichen Beisammensein dankte Herbert Frisch allen Aktiven sowie der Arnold-Hollerbach-Stiftung, die eine weitere Finanzspritze gewährt hatte; Schriftführerin Marion Schäfer wiederum überreichte Herbert und Monika Frisch Präsente zum Dank für das unermüdliche Wirken.
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