Hardheim/Höpfingen. Vor mehr als einem Jahr haben die Zeag Energie AG beziehungsweise die BürgerEnergie Hardheim und die BürgerEnergie Höpfingen den Genehmigungsantrag für den Bau von Windkraftanlagen im Bereich „Kornberg“ zwischen Hardheim und Höpfingen beim Landratsamt eingereicht. Am Montag eröffnet die Behörde offiziell das Verfahren.
Im Interview beziehen Oliver Stumpf für die Bau- und Betriebs-GmbH des Verkehrslandeplatzes Walldürn sowie Marcel Häfner, Claus Kapferer und Dr. Christian Kuhn für das Vorstandsteam des Flugsportclubs Odenwald (FSCO) Stellung zu der aktuellen Entwicklung.
Herr Dr. Kuhn, wie beurteilen Sie die aktuellen Ereignisse?
Dr. Christian Kuhn: Wir sind selbstverständlich enttäuscht, dass nicht die Vernunft und Einsicht beim Projektierer gewonnen hat. Er steht eben mit dem Rücken an der Wand, hat durch das miserable eigene Projekt- und Risikomanagement schon viel Geld ausgegeben und ist den Anteilseignern dadurch Rechenschaft schuldig. Wir finden das Vorgehen unverständlich und sehr fragwürdig, zumal der Projektierer seit 2014 unsere Bedenken kennt und auf keiner Ebene ausräumen konnte, auch nicht bei den zuständigen Flugsicherheitsbehörden.
Welches Vorgehen würden Sie sich stattdessen wünschen?
Claus Kapferer: Leider gab es trotz mehrfacher Einladungen und Aufforderungen vonseiten des FSCO keinen konstruktiven Dialog mit dem Projektierer, um die konkreten Probleme aufzuzeigen und eventuelle Alternativen zu besprechen. Dafür ist es aber nie zu spät, im Verbandsgebiet können sich ja auch andere Möglichkeiten ergeben. Die aktuellen Standorte auf dem Kornberg sind aufgrund vieler Kriterien ungeeignet und müssen aufgegeben werden, und zwar jetzt, um nicht noch mehr Geld, Zeit und Aufwand zu verschwenden. Wir sind weiterhin offen für Gespräche und Diskussionen mit allen Beteiligten des Verfahrens, gerne auch öffentlich. Übrigens: Ein gutes Beispiel für einen konstruktiven Dialog ist das Projekt des Windparks „Großer Wald“ bei Altheim. Hier waren wir von Anfang an inhaltlich involviert.
Wie geht es jetzt aber konkret weiter?
Oliver Stumpf: Wir werden die Antragsunterlagen ausführlich prüfen und unsere Einwände kommunizieren. Wir bitten auch alle betroffenen Bürger und Organisationen um aktive Teilnahme an der Öffentlichkeitsbeteiligung und entsprechende Äußerung von Einwänden. Leider zeigen die Antragsdokumente eine sehr einseitige Sicht, deshalb werden wir auf unserer Homepage www.fsco.de weitere Dokumente wie Gutachten zur Verfügung stellen, damit sich die Öffentlichkeit ein objektives Gesamtbild machen kann.
Für das Genehmigungsverfahren werden auch Fachbehörden angehört. Das zuständige Referat für Luftverkehr und -sicherheit im Regierungspräsidium Stuttgart muss den Antrag prüfen und eine fachliche Stellungnahme abgeben. Wir sind mit dem Referat in Kontakt und haben bereits alle relevanten Dokumente und Analysen übergeben. Wir gehen davon aus, dass die bisherige Ablehnung der drei kritischen Standorte für Windkraftanlagen bestehen bleibt, trotz der politischen Einflussnahme und unmittelbaren Drucks politischer Gruppierungen und Lobby-Verbände.
Hat sich durch Studien der Projektierer nicht eventuell eine neue Situation ergeben?
Oliver Stumpf: Nein, entgegen der Aussage der Zeag gab es bisher kein einziges Gutachten oder Stellungnahme von Experten, die ein Risiko für den Flugverkehr durch den Windpark „Kornberg“ ausgeschlossen haben. Selbst ein Privatgutachten von Professor Levedag bezieht sich nur auf einen speziellen aerodynamischen Einfluss (Windscherungen) und explizit nicht auf ein gesamtes Risikopotenzial. Aber auch dieses Gutachten ist inhaltlich umstritten und wurde durch Experten widerlegt. Die Zeag verallgemeinert spezifische Einzelaspekte und leitet daraus eine gänzliche Risikofreiheit ab. Dieses Vorgehen ist natürlich vollkommen unzulässig.
Sie sehen also nach wie vor die Flugsicherheit gefährdet?
Dr. Christian Kuhn: Als Genehmigungsauflage wurde vom Regierungspräsidium mehrfach die Durchführung einer „Aeronautical Study“ angemahnt, einer gesamtheitlichen Flugbetriebsanalyse mit Sicherheitsbewertung unter Betrachtung aller Risikofaktoren nach Vorgaben der internationalen und europäischen Flugsicherheitsorganisationen (ICAO und EASA). Diese wurde nach unserem Wissen bis heute nicht von der Zeag beauftragt.
Im Sinne der Transparenz haben wir selbst bei dem renommierten Unternehmen „Airsight“ eine solche offizielle Studie beauftragt. Die Ergebnisse wurden dem Regierungspräsidium übergeben. Es ist damit endgültig rechts- und gerichtssicher belegt, dass der geplante Windpark „Kornberg“ sehr wohl negative Einflüsse auf die Flugsicherheit und den Flugbetrieb am Verkehrslandeplatz Walldürn hat.
In der Studie wird zusammengefasst beurteilt: „Aufgrund der Nähe zum Flugplatz Walldürn bestehen für einzelne Windenergieanlagen beziehungsweise Teile des Windvorranggebietes erhöhte oder inakzeptabel hohe Risiken. [...] Es wird empfohlen, vom Bau einzelner Windenergieanlagen abzusehen und weitere Windenergieanlagen nach Möglichkeit im Standort anzupassen.“ Damit ist klar: Die Windkraftanlagen auf dem Kornberg sind in der geplanten Form ein erhebliches Risiko für die Flugsicherheit.
Gibt es weitere wichtige Argumente gegen die Projektrealisierung auf dem Kornberg?
Marcel Häfner: Natürlich, es bestehen große regionalwirtschaftliche Interessen an einer bedarfsgerechten Flugplatzinfrastruktur, und dies wurde auch gerade im Regionalplan Rhein-Neckar bestätigt. Diesbezügliche Faktoren sollten und müssen in den Anhörungen berücksichtigt werden.
Um das deutlich zu sagen: Die wirtschaftliche Selbstständigkeit und Existenz des Vereins und des Verkehrslandeplatzes ist bei Realisierung des Windparks auf dem Kornberg unmittelbar gefährdet. Für uns besonders bitter, da wir viel ehrenamtliche Arbeit zum Wohl der Region einsetzen. Und es kann auch nicht im Sinne des GVV sein, dass sich eine Gemeinde auf Kosten einer anderen Gemeinde bereichert.
Sie stehen mit Ihrer Sicht aber nicht alleine da?
Claus Kapferer: Nein, sicher nicht. Wir bekommen sehr viel Unterstützung, sowohl von unseren Verbänden als auch von der Öffentlichkeit. Wir wollen uns deshalb auch bei der Stadt Walldürn und dem Gemeinderat für den Beistand bedanken, aber auch bei vielen Bürgern, Vereinen und Organisationen in den GVV-Gemeinden und der Region, die uns beständig in den Aktivitäten zur Sicherung des Verkehrslandeplatzes Walldürn unterstützen und ermutigen. Dies motiviert uns sehr, diesen Weg weiterzugehen.
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