Hardheim/Höpfingen. Vor mehr als einem Jahr haben die Zeag Energie AG beziehungsweise die BürgerEnergie Hardheim und die BürgerEnergie Höpfingen den Genehmigungsantrag für den Bau von Windkraftanlagen im Bereich „Kornberg“ zwischen Hardheim und Höpfingen beim Landratsamt eingereicht – trotz massiver Bedenken der Verantwortlichen des Flugplatzes Walldürn bezüglich der Flugsicherheit. Am Montag eröffnet die Behörde offiziell das Verfahren (die FN berichteten).
Nachdem Oliver Stumpf für die Bau- und Betriebs-GmbH des Verkehrslandeplatzes Walldürn sowie Marcel Häfner, Claus Kapferer und Dr. Christian Kuhn für das Vorstandsteam des Flugsportclubs Odenwald (FSCO) Stellung zur aktuellen Entwicklung bezogen hatten, meldete sich nun auch Dieter Popp, Vorsitzender der „Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz“ Hardheim (BGN), zum Start des Genehmigungsverfahrens des geplanten Baues von Windkraftanlagen auf dem „Kornberg“/Dreimärker in Hardheim und Höpfingen zu Wort.
„Die Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz Hardheim ist nach wie vor der Überzeugung, dass die Windkraftanlagen, die am ,Kornberg‘ entstehen sollen, nicht genehmigungsfähig sind“, so Popp, der hinzufügte: „In nunmehr über sieben Jahren wurden zahlreiche Gründe zusammengetragen und schon mehrfach kommuniziert, die dies eindeutig belegen.“
Die Gemeinden Hardheim und Höpfingen hätten aufgrund der viel zu vorschnell abgeschlossenen Nutzungsverträge mit der Zeag das Heft aus der Hand gegeben und könnten selbst nicht mehr handeln. „Davor hat die BGN immer gewarnt“, so deren Vorsitzender.
Mehrere Gesprächsangebote der BGN an die Bürgermeister von Hardheim und Höpfingen seien bisher nicht angenommen worden. Popp: „Man versucht nur, seinen Standpunkt durchzubringen und schreckt dabei auch nicht davor zurück, seinen Partner, die Stadt Walldürn, zu brüskieren, indem man den Fortbestand des Walldürner Flugplatzes riskiert.“ Darüber hinaus setze man vonseiten der beiden Gemeinden die Zukunft des GVV aufs Spiel, was die BGN nicht nachvollziehen könne.
Nach Angaben des Vorsitzenden der Bürgerinitiative sei die Stadt Walldürn inzwischen „auch außen vor und wird nur noch als Träger öffentlicher Belange gehört. Sie kann lediglich noch ihren Unmut kundtun. Nach den letzten Erkenntnissen unterstützt die Stadt Walldürn auch weiterhin den FSCO und ist somit gegen den Bau der WKA am Kornberg.“ Durch juristische Winkelzüge sei der FNP umgangen und somit das Einverständnis des GVV nicht eingeholt worden, so Popp, und weiter: „Die BGN kann nicht nachvollziehen, warum man das Projekt auf Biegen und Brechen durchziehen will, obwohl der Rückhalt aus der Bevölkerung zu diesem Vorhaben fehlt.“
„Schlechtere Wohnqualität“
Man sehe schon heute die immense „Verspargelung“ der Landschaft, so Popp, und in Altheim und Pülfringen sollen weitere Windkraftanlagen gebaut werden. Käme der Bau der Windkraftanlagen am „Kornberg“ dazu, würde das unter anderem eine erhebliche Verschlechterung der Lebensqualität der Anwohner bedeuten. „Kaum auszudenken, wenn dann im Gebiet des GVV noch weitere Anlagen gebaut würden.“ Laut BGN-Vorsitzendem sei der Abstand zur Wohnbebauung mit etwa 750 Metern deutlich zu gering und nicht verantwortbar. „Vor allem auch nicht an so einer exponierten Stelle wie am ,Kornberg’, in unmittelbarer Nähe zu vier Ortschaften: Hardheim, Höpfingen, Waldstetten und Bretzingen.“
Die BGN plädiere für einen Mindestabstand von 1500 Metern. „Bei unseren Nachbarn in Bayern, schreibt der Gesetzgeber sogar einen Abstand vom zehnfachen der Anlagenhöhe vor. Das wären im Fall ,Kornberg’ circa 2000 Meter. In Altheim oder im Hettinger Wald werden die von der BGN geforderten Mindest-Abstände eingehalten. Dort wurde auch im Gegensatz zum Kornberg die Bevölkerung frühzeitig informiert und mitgenommen“, so Popp, der hinzufügte, dass das Gutachten des Zeag-Gutachters von mehreren von der BGN eingesetzten Gutachtern widerlegt worden sei.
„Tatsachen verschwiegen“
In dem „hingebogenen Gefälligkeitsgutachten“ seien Tatsachen verschwiegen und nachweislich Flugrouten geschützter Vogelarten gefälscht worden, so Dieter Popp. „Die BGN stand seinerzeit in engem Kontakt mit der unteren Naturschutzbehörde. Bei regelmäßigen gemeinsamen Begehungen des Gebietes überzeugte sich der damalige Sachbearbeiter von der Richtigkeit der Ausführungen der BGN-Gutachten und bestätigte diese.“
Dies sei vermutlich auch der Grund, warum bisher noch nicht gebaut wurde, denn die Behörden hätten ebenfalls die Fehlerhaftigkeit des Zeag-Gutachters festgestellt – und darüber hinaus die Empfehlung gegeben, das Vorhaben am Kornberg gänzlich zu überdenken, so Popp, und weiter: „Der schon einmal gestellte Bauantrag führte damals nicht zum Erfolg. Es ist doch ein sehr zweifelhaftes Vorgehen, wenn einfach immer wieder von Neuem versucht wird, einen Bauantrag durchzubringen. Das Vertrauen darauf, dass der Bauantrag genehmigungsfähig ist, wie es von der Zeag immer wieder betont wird, kann nicht sehr groß sein, sonst würde man jetzt nicht für ein Projekt gleich drei Bauanträge stellen, in der Hoffnung, dass einer schon genehmigt werden wird. Hier versucht die Zeag, alle Register zu ziehen: Koste es, was es wolle.“
Laut dem Vorsitzenden führte die BGN ihre Beobachtungen im Gebiet fort, währenddessen der Zeag-Gutachter „so gut wie nicht mehr am Kornberg gesehen wurde.“
Popp: „Da sich die naturschutzrechtlichen Belange Vorort nach unseren Beobachtungen der letzten Jahre bis heute nicht geändert haben, sind wir der vollen Überzeugung, dass die Anlagen nicht gebaut werden dürfen. Daran wird auch ein neues ,Gefälligkeitsgutachten’ nichts ändern.“
Zum Schutz der Menschen und ihrer Gesundheit und im Interesse der Natur und der Tierwelt werde die „Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz“ sich weiterhin mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln und aller Entschlossenheit gegen das geplante Projekt am „Kornberg“ einsetzen, so der Vorsitzende der Initiative, der abschließend erklärte, dass die BGN gemeinsam mit dem FSCO Walldürn einen Rechtsanwalt beauftragt habe, „der, wenn nötig, unsere Interessen vertritt.“
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