Hardheim/Höpfingen. Langsam und vorsichtig nähere ich mich einem dunkelblauen Container, aus dem eine Stange mit einer Kamera und einem Lautsprecher herausragt. Neben ihm steht ein Autokran, und Teile für den Turm eines Windrads liegen auf dem Boden. Ich wurde bereits von einer Leserin vorgewarnt, dass hier gleich eine Durchsage ertönen werde, dennoch zucke ich zusammen. „Achtung, Achtung, dies ist eine Durchsage der Kooi Security Deutschland GmbH. Sie haben unbefugt diesen kameraüberwachten Bereich betreten. Bitte verlassen Sie diesen auch zu Ihrer eigenen Sicherheit umgehend. Bei Nichtbefolgen dieser Durchsage wird die Polizei verständigt“, schallt es aus dem Lautsprecher. Zügig mache ich mich wieder auf den Weg zum Auto. Die Angst, dass gleich die Polizei vor mir steht, ist dann doch da.
Die Firma Zeag, die auf Hardheimer und Höpfinger Gemarkung den Windpark „Kornberg/Dreimärker“ bauen lässt, will durch die Überwachung der Baustelle verhindern, dass Materialien gestohlen oder Opfer von Vandalismus werden. Auch Unfälle sollen dadurch vermieden werden. „Die Überwachung findet an den Standorten statt, an denen Maschinen und Materialien lagern, welche beschädigt oder gestohlen werden könnten“, erklärt Zeag-Sprecherin Nadine Jordan auf FN-Nachfrage. Die Baustelle werde dann überwacht, wenn dort keine Arbeiten stattfinden.
Sensoren und KI im Einsatz bei den Überwachungssystemen
Als Sicherheitsunternehmen hat die Firma Zeag die Kooi Security Deutschland GmbH mit der Baustellenüberwachung beauftragt. „Sensoren erkennen, dass etwas passiert, und melden eine Art ,Voralarm’“, erklärt Jochen Krings, zuständig für die Pressearbeit bei dem Sicherheitsunternehmen, im FN-Gespräch. Die Künstliche Intelligenz (KI) filtere dann heraus, um was für ein Objekt es sich handele. Beispielsweise könne auch eine Katze, die durch den Bereich laufe, einen Alarm auslösen. Falls die KI erkenne, dass sich dort unerlaubt Personen aufhalten könnten, prüfe ein Mitarbeiter der Alarmzentrale die Videoaufnahmen. „Sollte das der Fall sein, löst er per Knopfdruck eine Sirene und eine Bandansage aus“, erklärt Krings. Das schrecke viele unerlaubte Besucher schon ab – auch mich. „Auch Gelegenheitsdiebe verschwinden dadurch in den meisten Fällen wieder“, sagt Jochen Krings.
Wenn sich Diebe ans Werk machen wollen, informiere die Alarmzentrale den Betreiber, einen Sicherheitsdienst und gegebenenfalls die Polizei, informiert Krings. „Die Videos werden nur im sogenannten Alarmfall aufgezeichnet, und auch nur die Polizei kann sie zur Täterermittlung einsehen“, erklärt der Sprecher. Auf den Baustellen des Windparks „Kornberg/Dreimärker“ habe es bisher „glücklicherweise“, so Nadine Jordan, noch keine Fälle von Vandalismus oder Diebstahl gegeben.
Wo sind die Hinweisschilder?
Laut Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) muss mit Schildern darauf hingewiesen werden, wenn ein Bereich videoüberwacht wird. Bei mehrmaligen Besuchen habe ich jedoch nichts entdeckt. „Auf den Zuwegen zu den Baustellen wurden Hinweisschilder angebracht“, erklärt Jordan. Diese müssen dann wohl so aufgestellt sein, dass man sie auf den ersten Blick nicht findet.
Anfang des Jahres haben die Arbeiten am Windpark zwischen Bretzingen und Waldstetten begonnen. Vier Windräder sollen dort errichtet werden. An einem Windrad steht der Turm schon, an einem zweiten wird er gerade montiert. „Die Arbeiten liegen exakt im Zeitplan“, sagt die Sprecherin des Projektierers. Nach aktuellen Stand gehe man davon aus, dass die ersten Anlagen schon Ende des Jahres in Betrieb gehen können.
Spektakulär wird es noch einmal, wenn die Rotorblätter für die vier Windkraftanlagen angeliefert werden. Laut Nadine Jordan stehe der Zeitraum für die Schwertransporte aber noch nicht fest.
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