Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim - Kommandeur Pane gewährte den FN einen Blick hinter die Kulissen des Panzerbataillons 363 / Aufbau und Ausbildung laufen parallel

Kaserne in Hardheim: „Am Ende des Tages eine Spitzenkaserne“

Was passiert eigentlich hinter dem großen Tor der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim? Pascal Pane, Kommandeur des Panzerbataillons 363, gewährte den FN einen Einblick in die Aufgaben und Vorhaben aus erster Hand.

Von 
Melanie Müller
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Ein originalgetreuer Panzerturm-Nachbau – mit drehbarem Turm und Waffensimulator für Trainingsgeschosse – steht in der Carl-Schurz-Kaserne zum Training bereit. Das Bild entstand beim Presse-Informationstag. © Bundeswehr/Leutnant brenner

Hardheim. Seit Ende August 2019 wird – beginnend mit dem Bataillonsstab und der 1. Kompanie – das sechste Panzerbataillon der Bundeswehr in Hardheim aufgestellt. Am 3. April 2020 wurde dem ersten Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Pascal Pane, offiziell die Befehls- und Kommandogewalt für den Verband übertragen.

Fahrplan für 2021/22

  • Nach wie vor leisten Soldaten des Panzerbataillons 363 Corona-bedingte Amtshilfe. Aktuell sind hierbei 43 Soldaten des Bataillons im Einsatz, davon 21 im Impfzentrum Öhringen, sieben im Impfzentrum Mannheim und 15 im Gesundheitsamt Heidelberg.
  • Im Oktober: Aufstellungsbeginn der 2. Kompanie, welcher voraussichtlich im Frühjahr 2022 organisatorisch abgeschlossen sein wird. Im November: Truppenübungsplatz Baumholder.
  • 2022 geht es Schlag auf Schlag weiter: Neben der simulierten Gefechtsstandarbeit für die Soldaten des Stabes (hierbei wird die Führung des Bataillons im Gefecht geübt) stehen im Wesentlichen ein Übungsdurchgang im Schießübungszentrum in der Lüneburger Heide mit zwei Kampfkompanien sowie ein Durchgang im Gefechtsübungszentrum in der Letzlinger Heide auf dem Plan. Hierbei hat das gesamte Bataillon seine Fähigkeiten „im Gefecht“ unter Beweis zu stellen und soll damit gleichzeitig den formellen Abschluss des Aufstellungsprozesses darstellen. mem

 

Mit einem Appell am 8. Oktober 2020 in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim begrüßte der Verband die erste der drei Kampfkompanien, die 4. Kompanie Panzerbataillon 363, ehemals 4./Gebirgspanzerbataillon 8 aus Bad Frankenhausen. Die 3. Kompanie, vormals 3./Gebirgspanzerbataillon 8, folgte am 16. April des laufenden Jahres aus Pfreimd. Die letzte der ausstehenden Kampfkompanien, die 2. Kompanie des Panzerbataillons 363, wird im Oktober hinzukommen. Diese Einheit wird komplett neu aufgestellt.

Aber: Was genau passiert eigentlich hinter dem großen Tor der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim, wenn nicht gerade ein offizieller Termin ansteht, über den die Medien berichten? Wo lernen die Soldaten, wie man einen Panzer fährt? Oder wie man mit einer Waffe das Ziel nicht verfehlt? Wo finden die Übungen statt, und wo schlafen die Soldaten?

Oberstleutnant Pane, der sich nach eigenen Angaben im 26. Dienstjahr befindet, hat den Fränkischen Nachrichten einen Blick hinter die Kulissen gewährt – und dabei die Aufgaben und Vorhaben eines Panzerbataillons aus erster Hand vorgestellt.

Geplante Maßnahmen

  • Vom Kommandeur gab es einen Auszug aus den geplanten Baumaßnahmen. 51 sind aktuell bis 2028 vorgesehen – mit einem Gesamtvolumen von rund 120 Millionen Euro.
  • Zu den Großvorhaben zählen die Neubauten eines zentralen Waffenkammergebäudes, einer Instandsetzungshalle, einer Ausbildungshalle, einer Tankstelle und eines Munitionsaufbewahrungsortes.
  • Darüber hinaus werden drei moderne Unterkunftsgebäude für das Panzerbataillon 363 entstehen.

 

Pendler-Armee

© Oliver_Schmidt

Rund 75 Prozent der derzeit etwa 360 Dienstposten (also ca. 270) sind aktuell besetzt („Wir sind nicht ganz im Soll“). Darunter sind erfahrene und neu eingestellte Soldaten, Wiedereinsteller und Reservedienstleistende. Deren Einzugsgebiet? „Von Hardheim bis zur Ostseeküste. Wir sind eine richtige Pendler-Armee“, so der Kommandeur. Schlussendlich sollen dem neuen Panzerbataillon der Bundeswehr bis Ende 2022 knapp 500 Soldaten angehören.

Bis „Anfang ’22“ soll aus dieser „Patchworkfamilie“ ein Ganzes entstehen, das von sich „Im Herzen 363!“ behaupten kann. Die „riesige Herausforderung“ dabei: die Parallelität von Aufbau und Ausbildung.

Auf Zahlen, Daten und Fakten (siehe Infoboxen) folgt die Einweisung in die Kaserne. Zunächst wird eine kleine Runde zu Fuß gedreht – beginnend am „Casino“ und vorbei an den sechs Unterkunftsgebäuden für die Soldaten des Panzerbataillons, die in den vergangenen Wochen und Monaten Einzug in die Carl-Schurz-Kaserne gehalten haben. „Unterkunftspflichtig sind alle Soldaten bis zum Alter von 25 Jahren“, erfahren wir dabei von Infrastrukturoffizier Stabshauptmann Harald Kopp.

Während die bestehenden Gebäude unter anderem in Sachen Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht werden, dazu gehören auch neue Feuertreppen, laufen bereits die Planungen für den Bau von drei weiteren Unterkunftsgebäuden. Dadurch soll Wohnraum für weitere knapp 200 Soldaten geschaffen werden. „13,5 Quadratmeter inklusive Nasszelle werden dort einmal pro Person zur Verfügung stehen“, so Kopp. In den Bestandsgebäuden seien aktuell bis zu vier Personen in einer 27 Quadratmeter großen „Stube“ untergebracht.

In diesem „Leopard 2“-Schießsimulator werden Schnelligkeit und Treffsicherheit trainiert. Im „Unterricht“ sitzt der Ausbilder, in diesem Fall Stabsfeldwebel Mersch, einen Platz „höher“ – um dem Soldaten über die Schulter schauen zu können. © Melanie Mueller

Einer der besten Übungsplätze

An den kleinen Fußmarsch durch die Kaserne schließt sich eine kurze Fahrt zum Standortübungsplatz in Külsheim an. Laut Kommandeur Pane handelt es sich dabei für die Panzertruppe „um einen der Besten in Deutschland“. Nach wenigen Kilometern, die von der Carl-Schurz-Kaserne aus zunächst auf einer öffentlichen Straße zurückzulegen sind, beginnt der Bereich, der nur dem Militär zur Verfügung steht.

Weites Land, Bäume, Sträucher, Äcker, Schotterwege: Hier lernen die Angehörigen des Panzerbataillons 363 die Grundlagen des Panzerfahrens. Geübt wird auf der 650 Hektar großen Fläche übrigens nicht nur von den Hardheimer Soldaten. Neben Bundeswehrangehörigen aus Walldürn trainiert dort – insbesondere auf den weitflächigen Schießanlagen – zudem die Polizei. „Hin und wieder sieht man hier auch Hubschrauber des Heeresfliegerregiments aus Niederstetten kreisen.“

Auf dem Standortübungsplatz wird auf die ersten Grundlagen aufgebaut, die zuvor „am stehenden Panzer“ in der Kaserne erlernt werden. Beispielsweise: „Wie sitze ich eigentlich auf?“ Zu den Aufgaben auf dem Standortübungsplatz zählen das Heranfahren an eine Höhe, Kurven- und Kreuzungstechniken. Und die Bordkanone? Die kommt erst auf einem Truppenübungsplatz zum Einsatz, wie zuletzt in Bergen (unsere Zeitung berichtete).

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Nach dem Mittagessen mit Kommandeur Pane und Presseoffizier Oliver Brenner folgt auf die Theorie die Praxis. Der Leiter des Gefechtssimulators Panzerzug Leopard 2, Stabsfeldwebel Ralf Mersch, stellt die Ausrüstung vor, die ein Soldat im Ernstfall – aber auch bei den Übungen – mit sich trägt. „Bis zu 70 Kilogramm kommen da gut und gerne zum Eigengewicht dazu.“

„Am Ende ist das hier todernst“

Weiter geht es zu den Handwaffen, darunter das Sturmgewehr „G 36“ und eine Panzerfaust. In einer Halle nebenan läuft ein Schießtraining. Während die Soldaten in nahezu kompletter Montur am Start sind, kommen wir beim Üben mit dem „G 36“ schon im T-Shirt ins Schwitzen. Der Kommandeur verdeutlicht, dass es bei diesen Schießübungen keinesfalls darum gehe, Spaß zu haben wie bei einer Playstation. „Am Ende ist das hier todernst.“

Wie beim Schießen durchlaufen die Soldaten vor dem eigentlichen „Panzerfahren“ eine Ausbildung an und in verschiedenen Simulatoren. Zur Verfügung steht aktuell neben einem „Turmtrainer“, also einem originalgetreuen Panzerturm-Nachbau mit drehbarem Turm und Waffensimulator für Trainingsgeschosse, auch ein „Leopard 2 A5/A6“-Schießsimulator. In Letzterem gilt es, Ziele möglichst schnell und genau anzuvisieren und sauber zu treffen: ein simulierter Feuerkampf. Erst dann dürfen sich die Soldaten an einem „scharfen Schuss“ versuchen. Allerdings nicht vor Ort, in Hardheim, sondern zum Beispiel im November, wenn die nächste Fahrt zum Truppenübungsplatz Baumholder ansteht.

Erfahrene Ausbilder (links) stehen den Soldaten zur Seite, wie auf diesem Bild, das beim Schieß-Training mit einem Sturmgewehr, dem „G 36“, entstand. © Melanie Müller

14 von 44 Panzern bereits vor Ort

Zum Abschluss der Informationsveranstaltung für die Presse stellen Kommandant Brand, Ladeschütze Schmidt, Richtschütze Häußlein und Kraftfahrer Osmand ihre Aufgaben in einem „Leopard 2“-Kampfpanzer vor – inklusive „Probesitzen“.

Dabei ist zu erfahren, dass mittlerweile 14 von später einmal 44 Panzern in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim ein neues Zuhause gefunden haben. Zusätzlich sind zwei sogenannte Bergepanzer vor Ort.

Bevor er zum „Personalgespräch“ mit einem künftigen Soldaten eilt, blickt Kommandeur Pane im Gespräch mit den FN in die Zukunft: „Wir haben riesige Herausforderungen vor uns“, erklärt der Oberstleutnant und fügt entschlossen hinzu: „Aber: Wir schaffen das.“ Bis Ende 2022 wolle man einem voll funktionsfähigen Panzerbataillon einen großen Schritt näher gekommen sein. Viel schneller könne man ein Bataillon nicht aufbauen. „Am Ende des Tages werden wir eine Spitzenkaserne haben.“

Redaktion Redakteurin bei den FN

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