Hardheim/Külsheim. Eine Drohne surrte über die Köpfe der übenden Feuerwehrleute. Eine dröhnende Sirene gab das Signal zum Stationswechsel. Im Hintergrund hörte man das Rauschen einer riesigen Wasserfontäne. Es waren ganz besondere Geräusche, die am Samstagnachmittag auf dem Bundeswehr-Truppenübungsplatz Hardheim/Külsheim zu hören waren.
Der Ernstfall wurde geprobt – dieses Mal nicht von Soldaten, sondern von Feuerwehrführungskräften aus dem gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe. „Heißer Norden“ hieß die dreitägige Übung, in deren Mittelpunkt Wald- und Feldbrandbekämpfung in Theorie und Praxis stand.
„Der Ernstfall wird eintreten – schon alleine wegen der Klimaveränderung. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“ Diese Worte sprach kein Geringerer als Thomas Strobl, seines Zeichens stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister von Baden-Württemberg. Der CDU-Mann ließ es sich nicht nehmen, sich vor Ort ein Bild von den Übungen zu machen. Er stellte fest: „Bei der Waldbrandbekämpfung sind wir gut aufgestellt in Baden-Württemberg. Darauf ruhen wir uns aber freilich nicht aus.“ Diese Übung sei eine einmalige Sache und wichtig, „dass im Notfall ein Rädchen ins andere greift“.
An Strobels Seite staunte neben einigen Lokalpolitikern wie MdB Nina Warken, Main-Tauber-Kreis-Landrat Christoph Schauder oder Björn-Christian Kleih (Erster Landesbeamter des Neckar-Odenwald-Kreises) auch Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder über die an sechs Stationen engagiert vorgetragenen Übungen. Sie betonte deren Aktualität: „Durch den Klimawandel gibt es gerade in den vergangenen Jahren immer wieder längere Perioden großer Hitze und extremer Trockenheit. Dadurch erhöht sich das Risiko von Bränden erheblich. Deshalb haben wir bei der aktuellen Übung den Schwerpunkt auf die Vegetationsbrandbekämpfung und den autarken Einsatz von mehreren hundert Einsatzkräften gelegt.“ Zudem würdigte sie den Truppenübungsplatz Hardheim/Külsheim als „hervorragend geeignet für diese Übung“.
Ein acht Kilometer langer Schlauch
Dass das Gelernte etwas gebracht hat, formulierte Michael Seyfried, Kommandant der gastgebenden Hardheimer Feuerwehr, so: „Auch wir hatten schon mit Wald- und Flächenbränden zu tun. Es hat uns nun sehr geholfen, einen Blick in andere Techniken zu bekommen.“ Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm hob hervor, dass es hier gelungen sei kreisübergreifend und ohne bürokratische Hürden den Ernstfall zu proben.
Höhepunkt der insgesamt dreitägigen Übung, in der auch Theorieunterricht in der Külsheimer Stadthalle auf dem Programm stand, war der Sonntagmorgen. Hier wurde ein etwa acht Kilometer langer Schlauch von der Erfa in Hardheim bis zum Truppenübungsplatz gelegt. „Nicht überall in der Natur ist in der Nähe eines Brandes Wasser verfügbar; deshalb müssen wir es auch üben, mit allen verfügbaren Mitteln Wasser herbeischaffen“, informierte Bezirksbrandmeister Jürgen Link. Bis dieser Schlauch überhaupt erst gefüllt war, waren etwa 80000 Liter Wasser nötig. Der Transport des Wassers von der Erfa die etwa 150 Höhenmeter hinauf zum Truppenübungsplatz dauerte, „angeschupst“ von insgesamt sechs Pumpen, 52 Minuten.
Die rund 300 Feuerwehrführungskräfte aus elf Stadt- und Landkreisen aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe nahmen aktiv an der Übung zur Vegetationsbrandbekämpfung teil, weitere 60 Personen sorgen für einen organisatorisch reibungslosen Ablauf. Neben der Verpflegung war es vor allem am Samstag und Sonntag elementar, die Übenden mit genügend Mineralwasser zu versorgen. Die vom Regierungspräsidium Karlsruhe veranstaltete Übung ist als Multiplikatorenschulung konzipiert mit dem Ziel, dass die während der Übungstage erlernten Kenntnisse an die jeweiligen Einheiten weitervermittelt werden.
Es war aber mitnichten so, dass die Politiker nur begeistert staunten und lobende Worte für den Einsatz der Feuerwehrleute verloren. Nein, sie gingen, allen voran Thomas Strobl, in den Austausch, ja manchmal fast schon in den Diskurs mit den Feuerwehrleuten. Dabei bekamen sie auch einige Anregungen und Hausaufgaben mit. So gibt es beispielsweise ein geländetaugliches Fahrzeug, mit dem man verschiedene Feuerwehr-relevante Dinge transportieren – allerdings keine verletzten Menschen aus dem Gefahrengebiet bringen kann. „Solch eine Möglichkeit wollen wir noch schaffen, vielleicht auch als Pilotprojekt für ganz Baden-Württemberg“, sagte Thomas Strobl auf FN-Nachfrage. Auch weil die Politiker sehr ernst- und gewissenhaft zuhörten, war diese Übung eine rundum gelungene Sache. „Ich bin begeistert“, sagte Strobl.
Neben dem Surren, Dröhnen und Rauschen fehlte dann eigentlich nur das eine Geräusch: ein schmetterndes Tatütata!
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