Hardheim. Der in der Pfarrkirche St. Alban aufgebaute Trostweg versteht sich als Angebot des Teams Trauerseelsorge der Seelsorgeeinheit Hardheim-Höpfingen im Madonnenland, das eng mit den Hintergründen der „stillen Feiertage“ des Novembers verbunden ist.
Über Idee und Resonanz unterhielten sich die Fränkischen Nachrichten bei einem Rundgang mit Kornelia Benig, die gemeinsam mit Claudia Beger und Uschi Butterweck 2015 den Impuls gesetzt und die aktuellen Stationen mit Claudia Beger, Wolfgang Kaufmann und Leonore Kern gestaltet hat.
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In diesem Jahr besteht der Trostweg aus sechs Stationen, die im Gegensatz zu früheren Konzeptionen inhaltlich abgeschlossen sind und nicht aufeinander aufbauen.
Die erste widmet sich dem, was man landauf landab als „Leichenschmaus“ kennt – einer Zusammenkunft nach dem Begräbnis. „Wir versuchen den Begriff Trostcafé zu etablieren und finden, dass es eine gute und wohltuende Tradition ist, nach der Beerdigung nicht allein zu sein. Die Bedürfnisse Trauernder sind unterschiedlich, aber vielen Menschen tut es gut, in der schweren Stunde des Abschiednehmens auf Menschen zu treffen, die dem Verstorbenen ebenfalls nahe standen“, umreißt Kornelia Benig die Station. Das Trostcafé sei als „erster Schritt zurück ins alltägliche Leben“ anzusehen, da es nach dem Trauerfall meist der erste wieder in größerer Gesellschaft verbrachte Anlass sei.
Die zweite Station rückt den „leeren Stuhl“ in den Mittelpunkt, den Verstorbene nicht nur sinnbildlich, sondern auch in der Familie, im Freundeskreis, an ihrer Arbeitsstelle sowie in Vereinen hinterlassen. Ein darüber gehängtes Mobile symbolisiert, dass jeder Mensch seinen Platz ausfüllt – fehlt ein Teil, gerät es aus dem Gleichgewicht. „.Es bedingt viel Zeit, das tragende Zusammenspiel wieder ins Lot zu bringen, so wie auch die Trauer große Geduld erfordert“, so Kornelia Benig.
Die dritte Station thematisiert mit der Pieta und einem Liedtext Reinhard Meys tragische Gefühle wie Schmerz, Verzweiflung, Not und Verlusterfahrungen. Auch sie gehören zum Tod und werden stets individuell wahrgenommen.
Zu dieser subjektiven Interpretation aller emotionalen Themen gehören auch so persönlich und vielfältig wie möglich gestaltete Angebote: In diesem Sinne lädt die vierte Station des Trostwegs ihre Besucher zum Mitmachen ein, indem sie sich mit einer Frage an den Betrachter wendet: Was würde Trauernden in Hardheim und der Seelsorgeeinheit gut tun? „Hier ist jeder eingeladen, seine Wünsche und Anregungen auf ein kleines Stück Papier zu schreiben und an die Pinnwand zu heften“, schildert die auch in der Trauer- und Hospizarbeit auch außerkirchlich sehr aktive Kornelia Benig. „Für unser Team ist es wertvoll zu wissen, was Zugehörige von Verstorbenen sich wünschen würden. Wir wollen wenn möglich neue Angebote schaffen und diese Bedürfnisse aufgreifen“, betont sie.
Bleiben noch zwei Stationen. Die fünfte und damit vorletzte erinnert mit ausliegenden Büchern voller Sterbebilder an zahlreiche liebgewonnene Menschen und schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre. „Hier kann man an seine geliebten Verstorbenen denken und vielleicht noch einen ganz persönlichen, stillen Abschied nehmen“, so die Trauerbegleiterin.
Das gilt auch für die sechste Station, die den Trostweg beschließt. Deren Herzstück ist ein Gedicht Hilde Domins, das zu einem Gedankenaustausch über Verlusterfahrungen anregt, aber auch zu deren Akzeptanz animieren soll sowie dazu, tröstliche Impulse aufzunehmen.
Individuelles Erleben
Der Trostweg versteht sich als individuell zu erlebendes Angebot: „Nicht die Dauer des Aufenthalts in der Kirche ist maßgebend, sondern das persönliche Empfinden“, betont Kornelia Benig und lässt anklingen, dass der Gang auch als anstrengend empfunden werden könne. Trauern sei eine vielschichtige, dabei aber ungemein wertvolle Gefühlswelt. „Man kann versuchen, den Abschiedsschmerz zu verdrängen, aber nur wenn wir uns in der Trauer annehmen und bereit zum Durchleben des Schmerzes sind, können wir den Verlust verarbeiten.“ Gerade in Corona-Zeiten habe sich die Ausgangsposition verändert: „Begegnungen und Zusammenkünfte waren erschwert, doch benötigt das Trauern einen gesellschaftlichen Raum. Und Corona hat Trauernde in ihrer Verletzlichkeit noch einsamer gemacht.“ Der Trostweg als Solcher sei auch in diesem Kontext eine von vielen Trauernden „dankbar angenommene Handreichung“. Es gehe weniger um den Erfolg in Zahlen als viel mehr um die positive Resonanz. So werde man das erstmals im November 2015 durchgeführte Angebot auch künftig fortsetzen.
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