Hardheim. Steckt Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm in der Krankenhaus-Zwickmühle? Wenn es nach Thomas Kraft geht, ist das so. Der SPD-Kreisrat aus dem Main-Tauber-Kreis hatte in einem Schreiben an das Regierungspräsidium Stuttgart in mehreren Punkten rechtliche Bedenken bezüglich der Auffassung des Main-Tauber-Kreis-Landrats Christoph Schauder in Zusammenhang mit der Insolvenz der Rotkreuzklinik in Wertheim angemeldet. In zwei Punkten geht es hier auch um Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm, der ja im Juni in den MTK-Kreisrat gewählt wurde. Grimm lebt in Külsheim und damit im Main-Tauber-Kreis.
Es gebe Kreisräte, die als Bürgermeister Träger des Krankenhauses in Hardheim seien. „Welche Treuepflichten sind für diese Kreisräte stärker?“ und „Ist das mit der Treuepflicht sowohl der einen als auch der anderen Gesellschaft gegenüber vereinbar?“, fragte Kraft. Das heißt im Klartext: Könnte Stefan Grimm künftig im MTK-Kreisrat Entscheidungen bewusst gegen Krankenhäuser im Main-Tauber-Kreis fällen, um den Standort Hardheim damit zu stärken? Oder, das wäre ja möglich, eben umgekehrt?
Die FN haben mit Hardheims Gemeindeoberhaupt über die Problematik gesprochen und bestimmte Themenkomplexe erörtert.
Wie ist die rechtliche Lage wirklich?
Als problematisch ordnete Kraft die Position des Landrats ein, dass „der Landkreis als Gesellschafter der Gesundheitsholding Tauberfranken eine Treuepflicht hat, die ihr Engagement außerhalb der Holdingstrukturen stark einschränkt“. Die rechtliche Einschätzung des Regierungspräsidiums Stuttgart fällt hier kurz aus: „Die getätigten rechtlichen und tatsächlichen Aussagen des Landratsamts sind aufsichtsrechtlich nicht zu beanstanden.“ Weder seien die Kreisräte Gesellschafter, noch seien sie Mitglied des Zweckverbands. Das Landratsamt Main-Tauber-Kreis hat zu keinem Zeitpunkt ein aufsichtsrechtlich zu ahndendes Handeln an den Tag gelegt, so dass ein Einschreiten seitens der Rechtsaufsichtsbehörde nicht angezeigt ist.“
Kann Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm den Vorstoß von Thomas Kraft verstehen?
„Ich habe Verständnis für Herrn Krafts Sorge, ich könnte als Bürgermeister von Hardheim und damit als Verantwortlicher für das gemeindeeigene Krankenhaus und gleichzeitig als Kreisrat des Main-Tauber-Kreises in Gewissenskonflikte kommen.“ Grimm fügt aber an: „Wer sich etwas mit der Materie befasst, weiß, dass so ziemlich alle Krankenhäuser mit dem Rücken zur Wand stehen. Fällt eines weg, geht es den verbleibenden nicht besser, sondern schlechter. Nicht die Konkurrenz durch andere Krankenhäuser ist das Problem, sondern die Krankenhausfinanzierung und Personalsituation! Wir sind medizinisch nicht über-, sondern unterversorgt.“
Wie möchte Stefan Grimm künftig bei dieser Thematik vorgehen?
Zunächst möchte Hardheims Bürgermeister feststellen, dass die Hardheimer Einrichtung nie in Konkurrenz zum Wertheimer Krankenhaus stand, weil „das Krankenhaus Hardheim ein Belegarzthaus und kein Grund- und Regelversorger ist. Unsere Ärzte sind selbstständig und haben eigene Praxen.“ Vereinfacht gesagt heißt das: Die Gemeinde stellt das Gebäude, Verwaltungs-, Pflege- und OP-Personal.
Wie positioniert sich das Hardheimer Krankenhaus in der neuen Situation mit dem Wegfall der Wertheimer Rotkreuzklinik?
„Ich habe den Verwaltungsleiter des Krankenhauses aufgefordert, bei den Krankenhäusern der Region, insbesondere in Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim, unsere Hilfe anzubieten. Wir können ihnen verlegbare Patienten für deren Nachsorge abnehmen, damit deren Personal und Betten schneller für schwerere Fälle frei werden und sie die Akutversorgung – auch für Hardheim – weiterhin sicherstellen können.“ Ob dieses Vorgehen für die Hardheimer Einrichtung überhaupt kostendeckend ist, muss sich erst noch herausstellen. Grimm sagt deutlich: „Das spielt für mich bei der aktuellen Notlage durch den Wegfall der Rotkreuzklinik keine Rolle.“
Wie ist überhaupt die aktuelle Situation des Hardheimer Krankenhauses zu beurteilen?
Der Kostendruck ist auch hier enorm. Die zurückliegenden Monate waren defizitär. „Die Ärzte sind bei der Arbeitsbelastung an der Grenze. Mehr geht nicht“, sagt Stefan Grimm.
Wie will sich die Hardheimer Einrichtung für die Zukunft aufstellen?
Hier hat der Bürgermeister einen ganz klaren Plan. Er sagt: „Um das Hardheimer Krankenhaus fit für die Zukunft zu machen, müssen wir neue Ärzte gewinnen, bevor die Belegärzte in ein paar Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen.“ Es führe kein Weg daran vorbei, dass Hardheim künftig selbst Ärztinnen und Ärzte anstelle. Doch das ist nicht so einfach: Den Job als Belegarzt mit eigener Praxis wollen heutzutage immer weniger junge Ärzte machen. Junge Ärzte (genau genommen sind es über 70 Prozent Ärztinnen, die die Universitäten verlassen), suchen eine Anstellung mit geregelten Arbeitszeiten, um Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut zu bringen. Doch hier glaubt Stefan Grimm, dass die Erftalgemeinde gut aufgestellt ist: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Hardheim ein sehr attraktives Gesamtpaket bieten können. Insbesondere bei jungen Familien können wir mit Kindergartenplätzen, einer tollen Schule, bezahlbarem Wohnraum, einer Kinderärztin vor Ort und einem sehr aktiven Vereinsleben punkten. Aber auch die familiäre Arbeitsatmosphäre im Krankenhaus, der hochwertige OP, die digitale Infrastruktur, das Ärzteteam im direkten Umfeld und nicht zuletzt die Gemeinde als sicherer kommunaler Arbeitgeber, dem es um die medizinische Versorgung und nicht Gewinnmaximierung der Medizin geht, finde ich sehr überzeugend.“ Und mit einem Augenzwinkern fügt er an: „Wäre ich selbst Arzt, ich würde direkt beim Bürgermeister anrufen.“
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