Hardheim. Der Erfapark, der Erfapark. Was ist denn nun mit Hardheims ambitionierten Bauprojekt zur Wiederbelebung des Ortskerns? Es stockt. Es tut sich nichts. Das Werbeschild Ecke Würzburger Straße/Steingasse war der letzte sichtbare Hinweis, dass da etwas geschehen soll. Das war im April des vergangenen Jahres. Gut, inzwischen wurden diverse administrative Aufgaben erledigt, die nötig sind, um die Revitalisierung des Einkaufszentrums und seiner Umgebung voranzubringen – unter anderem wurde der Bauantrag verabschiedet.
Doch seit Anfang Dezember ist bekannt, dass das Landesdenkmalamt Stuttgart erst einmal archäologische Grabungen rund um den Erfapark durchführen möchte, ehe so richtig gebaut werden kann. „Wann die denn nun beginnen?“, wollte Stefan Wolfmüller (SPD) in der Jahresabschlusssitzung des Hardheimer Gemeinderats jüngst wissen. Bürgermeister Stefan Grimm und Bauamtsleiter Daniel Emmenecker hatten keine Antwort parat. Sie zuckten erst einmal mit den Schultern. „Wir wissen es nicht. Wir sind da auf die Informationen von Schoofs angewiesen“, sagte dann Emmenecker. Dazu muss man wissen: Das Landesdenkmalamt korrespondiert mit dem Investor, weil Schoofs Immobilien der Besitzer des Gebäudes und des Grundstückes ist.
Siedlungsspuren?
Die FN fragten später bei Bürgermeister Grimm nach, doch konnte auch er nichts Erhellendes beitragen: „Wir wissen es derzeit wirklich nichts. Wir gehen davon aus, dass die Grabungen im nächsten Frühjahr beginnen, dann, wenn das Wetter wieder besser wird.“ Im Moment, das sei ein schwacher Trost, könnte man aufgrund der Witterung eh wenig arbeiten, so Grimm weiter.
Also geht die Spurensuche weiter. Vom Landesdenkmalamt in Stuttgart, konkret von Janina Dinkelaker, der stellvertretenden Pressesprecherin des Regierungspräsidiums, dem das „Landesamt für Denkmalpflege“, wie es korrekt heißt, unterstellt ist. Sie informiert auf FN-Nachfrage: „Das Bauvorhaben liegt im Bereich des historischen Ortskerns Hardheims, in unmittelbarer Nähe des auf eine mittelalterliche Burg zurückgehenden Schlosses und der ebenfalls schon seit dem Mittelalter bestehenden Pfarrkirche. In dem Bereich ist mit Siedlungsspuren aus den früheren Phasen der Ortsgeschichte zu rechnen. Historische Ortskerne werden deshalb grundsätzlich als Prüffallflächen auf Kulturdenkmaleigenschaft geführt.“
Nun stellen sich aber zwei Fragen. Erstens: Bereits vor dem Bau des Erfaparks wurde vor dem Abriss diverser Anwesen des Baugebiets „Hofacker B“, also Mitte/Ende der 1970er Jahre, Prüfungen des Landesdenkmalamtes durchgeführt. Warum soll das jetzt wieder geschehen? Die Fläche ist doch seit gut 40 Jahre versiegelt. Und zweitens: Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wurde das Landesdenkmalamt als Behörde schon um eine Stellungnahme gebeten, hatte da aber offensichtlich keine Einwände. Warum wurden nicht damals schon die archäologischen Grabungen gefordert, sondern erst nachdem der Bauantrag genehmigt wurde?
Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart teilt zu Frage zwei mit, dass es im Rahmen eines denkmalschutzrechtlichen Verfahrens gehört worden sei, nicht aber als Träger öffentlicher Belange in einem Bauleitplanverfahren. „Bei Bauvorhaben auf bisher unüberbauten Flächen sind daher grundsätzlich archäologische Sondagen (Probeschnitte, Anm. de. Red.) erforderlich“, sagt Janina Dinkelaker und fügt an: „Mit den bevorstehenden Sondagen soll überprüft werden, ob beziehungsweise in welchem Umfang im Bereich des Bauvorhabens archäologischen Befunde vorhanden sind. Diese wären gegebenenfalls im Vorfeld der Bauarbeiten durch eine Grabungsfirma archäologisch zu untersuchen. Eine entsprechende Auflage wurde durch das Landesdenkmalamt formuliert und von der Unteren Denkmalschutzbehörde in die denkmalschutzrechtliche Genehmigung übernommen.“ Puh! Viel Beamtendeutsch, aber man kann es in etwa verstehen.
Wo soll gegraben werden?
Doch wo genau gegraben werden soll – das lässt sich derzeit nicht herausfinden. Es heißt: im Bereich des jetzigen Parkplatzes. Aber der ist doch „überbaut“. Die FN haben auch mit Bewohnern des Erfaparks gesprochen, die wissen es auch nicht. Die teilen lediglich mit, „dass sich seit Wochen innen und außen gar nichts tut“. Unklar bleiben die Grabungsorte, unbeantwortet bleibt aber auch die Frage eins: Warum jetzt wieder, wo doch schon vor dem Bau des Erfaparks Anfang der 1980er Jahre das Denkmalamt tätig gewesen war. Damals, und das darf man bei all der in der Bevölkerung schwelenden Unzufriedenheit über das Stocken des Bauvorhabens nicht vergessen, wurden „Der Ochsen“, „Das weiße Ross“ und der „Badische Hof“ zu denkmalgeschützten Gebäuden erklärt. Sie sind bis heute erhalten geblieben. Das kann man unter anderem dem Text von Erich Erbacher „Das Ortsbild verändert sich“ aus dem Heimatbuch „Perle des Erftals“ entnehmen.
Ein weiteres denkmalgeschütztes Objekt fand sich damals auch in der Holzgasse – also auf der rückwärtigen Seite des Erfaparks. Unter der Scheune des Anwesens von Alfons Fieger wurde ein tonnengewölbter Keller entdeckt, der bei den Abbrucharbeiten zum Vorschein kam und nach Weisung des Denkmalamtes erhalten werden sollte. Diese Tatsache stellte dann noch einmal eine planerische Herausforderung für die Architekten des Büros Bermayer dar, die den Keller ins Erfapark-Areal integrieren mussten. Er steht heute noch. Verschlossen. Aber der Keller hält zumindest die Sage in der Bevölkerung aufrecht, dass es von dort aus einen unterirdischen Gang hinauf zum Schloss geben soll… Nun ja.
Mysteriöse Mauer?
Bei den Recherchen zu dem Thema sind die FN auch auf einen Plan aus dem Jahr 1990 gestoßen, der zeigt, dass im Ort durchaus noch historische Bausubstanz vermutet wird. Das Bild rechts zeigt den Einfahrtsbereich ins Ried von der Walldürner Straße her (damals stand das Anwesen Frach am Eck noch). Das viereckige Objekt oben ist der Steinerne Turm. Daneben wird eine Mauer in der gestrichelt dargestellten Form vermutet (roter Pfeil). Gegraben wurde da aber nie.
Wie schon im Jahresrückblick angekündigt: Es bleibt spannend. Es bleibt aber auch zu hoffen, dass der Bogen nicht überspannt wird, sondern dass mit den Bauarbeiten nun, wie von Schoofs und der Gemeindeverwaltung vorgesehen, im ersten Quartal 2024 begonnen werden kann…
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