Hardheim. In der letzten Sitzung in dieser Legislaturperiode hatte der Hardheimer Gemeinderat noch einmal eine „Monster-Tagesordnung“ vor sich. Das zentrale Thema neben des Abschlussberichts des Fußverkehrs-Checks (darüber werden wir im Laufe der Woche noch berichten) war der Lärmaktionsplan.
Bei den Ausführungen des stellvertretenden Bauamtsleiters Bernhard Popp wurde deutlich: Es besteht dringend Handlungsbedarf. Auf einer Karte zeigte er gemessene und errechnete Lärmwerte auf – sowohl tagsüber als auch nachts. Insbesondere die Häuser direkt an der B 27 – von der Eirich-Brücke bis zur Kreuzung an der Esso-Tankstelle – sind vom Verkehrslärm stark betroffen. Hier befinden sich die Werte laut Popp teilweise im gesundheitsgefährdenden Bereich von über 70 Dezibel am Tag und über 60 Dezibel in der Nacht. Durch eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer könnte die Lärmbelästigung deutlich gesenkt werden.
Genau abwägen
„Ich glaube, ,Tempo 30’ ist der richtige Weg“, sagte Bürgermeister Stefan Grimm. Man könne durch die Geschwindigkeitsreduzierung zwar nicht gänzlich verhindern, dass Häuser weiterhin im gesundheitsgefährdenden Bereich liegen, die Situation würde sich dadurch aber verbessern. „Wir müssen nun genau abwägen, wo soll ,Tempo 30’ anfangen und wo aufhören“, erklärte Grimm. Das dürfe keine beliebige Entscheidung sein, sondern müsse gut begründet und durchdacht werden.
Gemeinderat in Kürze
- Einstimmig lehnte der Technische Ausschuss, der vor dem Gemeinderat tagte, den Befreiungsantrag für die Aufstellung des Snackautomaten in der Bürgermeister-Henn-Straße ab.
- Bürgermeister Stefan Grimm wies darauf hin, dass es derzeit Schwierigkeiten bei der Zustellung der Wahlunterlagen gibt. Wer bis Mittwoch keine Unterlagen bekommen hat, soll ins Bürgerbüro kommen und sich die Stimmzettel abholen, ebenso auch bei der Briefwahl.
- Für die Bürgermeistersprechstunde am 13. Juni von 16 bis 18 Uhr sind noch Termine frei. Diese können im Rathaus reserviert werden.
- Die konstituierende Sitzung des neuen Hardheimer Gemeinderats ist für den Montag, 22. Juli geplant.
- Grimm machte noch einmal Werbung für den „Hardheimer Tag der Berufe“ am 14. Juni. Alle Betriebe, die mitmachen, haben ein Plakat im Eingangsbereich hängen.
- Julia Göth fragte, ob man den Spielplatz im kleinen Pausenhof für die Öffentlichkeit zugänglich machen könnte. Man werde das prüfen, so der Bürgermeister.
- Das Gemeindeoberhaupt lobte den Einsatz aller Räte, die in der Legislaturperiode für die Gemeinde aktiv waren – auch im Namen seines Vorgängers Volker Rohm. „Wir haben tolle Ergebnisse erzielt“, sagte Stefan Grimm. mg
Als der Gemeinderat den Lärmaktionsplan im Oktober 2021 beschlossen hatte, sei es noch nicht so einfach möglich gewesen, „Tempo 30“ auf einer Bundesstraße durchzusetzen. Das hätte sich inzwischen geändert. „Die Zuständigkeit liegt mittlerweile bei der Straßenverkehrsbehörde. Das heißt, wir können uns direkt mit dem Gemeindeverwaltungsverband abstimmen und sind nicht mehr auf das Regierungspräsidium angewiesen“, betonte der Bürgermeister. „Tempo 30“ sei außerdem auch eine Lösung, um die Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer und Fußgänger zu erhöhen.
Im Rahmen der Kartierung wurde aufgrund des Verkehrsaufkommens zwar nur die B 27 betrachtet, doch die Gemeinde hat für die Ortsdurchfahrten in Bretzingen, Erfeld und Gerichtstetten (jeweils L 514), den Bereich der L 577 in Gerichtstetten sowie die Wertheimer Straße (L 508), die Miltenberger Straße (L 521) und die Bretzinger Straße (L 514) Berechnungen in Auftrag gegeben.
Anhand einer Tabelle machte Bernhard Popp deutlich, wie die Lärmwerte durch „Tempo 30“ in diesen Bereichen sinken könnten. Während derzeit in Bretzingen beispielsweise tagsüber an 38 und nachts an 50 Gebäuden die Dezibelwerte überschritten werden, würden die Werte bei einer Geschwindigkeitsreduzierung tagsüber nur noch bei fünf und nachts bei 33 Gebäuden überschritten sein.
„Für mich stellt sich die Frage nach ,Tempo 30’ gar nicht mehr. Die gezeigten Karten liefern die beste Begründung für die Einführung“, sagte Gemeinderätin Brigitte Scheuermann. Mit einem mobilen Dezibelmesser sei sie vor einigen Tagen die B 27 entlang gelaufen. „Die Werte waren wirklich erschreckend“, betonte Scheuermann. Die Notwendigkeit von „Tempo 30“ unterstrich auch Manuel Difloé: „Ich glaube uns ist allen klar, dass wir etwas unternehmen müssen.“ Er warnte jedoch vor einem Schnellschuss. „Wir sollten das jetzt ordentlich und gut strukturieren und es dann erst umsetzen.“ Außerdem bringe eine Temporeduktion nur etwas, wenn sie auch kontrolliert werde.
„Wir wollten mit der Vorstellung heute den Startschuss zur Meinungsbildung in der Bevölkerung und dem Gremium geben“, sagte Stefan Grimm. Einen offiziellen Beschluss zur Einführung von „Tempo 30“ gab es daher am Montag noch nicht. Er kündigte eine Bürgerinformationsveranstaltung an, so dass die Bürger „die Köpfe zusammenstecken können“. Gemeinsam soll überlegt werden, wie und wo man „Tempo 30“ umsetzen könne. „Wir werden im Ortskern aber nicht drumherum kommen“, betonte der Bürgermeister.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/hardheim_artikel,-hardheim-hardheim-tempo-30-auf-der-b-27-soll-kommen-_arid,2212527.html