Hardheim. Als die Arme der Gemeinderatsmitglieder wieder heruntergingen und das Ergebnis des Votums mit „einstimmig“ vermerkt war, sah man sowohl bei Bürgermeister Stefan Grimm als auch bei Kämmerer Bernd Schretzmann ein kurzes Lächeln übers Gesicht huschen. Damit drückten sie zwei Dinge aus: Freude über die vorbehaltlose Akzeptanz des Gremiums, aber auch ein wenig Erleichterung darüber, diesen Hardheimer Rekordhaushalt auf den Weg gebracht zu haben. Knapp 21 Millionen Euro ist er schwer; 2022 waren es noch 17 Millionen Euro.
Auch das gab es in der Hardheimer Gemeinderatssitzung
Baustelle fertig: Sichtlich erleichtert und zufrieden verkündete Bauamtsleiter Daniel Emmenecker, dass die Baustelle „Am Trieb nun zu 95 Prozent“ fertig sei, und die Baustelle nun abgebaut werde. „Die restlichen fünf Prozent werden den Verkehr nicht mehr behindern“, sagte Emmenecker. Die Durchfahrt der Straßen „Am Trieb“ und „Klingenweg“ war über Wochen behindert oder gar nicht möglich.
Skizze übergeben: CDU-Fraktionssprecher Michael Messerer übergab der Verwaltung eine Idee des CDU-Ortsverbandes, welche das Ried fußläufig mit dem Erfapark verbinden könnte. Das werde man sich anschauen, hieß es.
Es ward Licht: Klaus Kreßner monierte, dass die Straßenbeleuchtung abends zu spät ein- und morgens zu früh ausschalte. „Da ist es teils stockdunkel“, sagte er. Bürgermeister Grimm möchte die Zeitschaltungen prüfen lassen.
Es werde Licht: Welche Objekte in Hardheim und den Ortsteilen wann und wie lange bestrahlt werden, lotet gerade die Verwaltung aus. Stefan Grimm teilte in diesem Zusammenhang mit, dass im Sommer eine Bestrahlung gänzlich verboten sei, im Winter ist sie zwischen 22 und 6 Uhr untersagt. mf
„Nach meinem Gefühl haben wir einen guten Haushalt aufgestellt. Jetzt können wir zügig ins Jahr 2024 starten“, sagte Stefan Grimm und artikulierte damit seine Empfindung, die er durch das Lächeln gezeigt hatte. Aber Hardheims Bürgermeister war es in Sachen Haushaltsplanung nicht nur zum Lachen zumute. Das hatte aber ganz und gar nichts mit dem verabschiedeten Zahlenwerk zu tun. Vielmehr nahm er die Dauernörgler und Langzeitjammerer ins Visier: „Alle jammern über alles, doch keiner tut etwas dagegen, außer diejenigen, die schauen, wie man so einen Haushalt hinkriegt und jeden Euro dreimal rumdreht. Eigentlich müsste die Aula vollsitzen, weil es die Bürger interessieren müsste, wie es in ihrer Gemeinde weitergeht. Aber vielen ist es wurscht. Doch dann meckern und jammern. Das ist schade. Aber wir machen das Beste daraus.“ Applaus brandete auf – bei den Gemeinderäten und dem einen (!) Zuhörer in der Aula. Offenbar hatte das Gemeindeoberhaupt mit seinen Worten genau den Nerv Anwesenden getroffen.
Keine neuen Kredite nötig
Über die einzelnen Zahlen haben wir bereits zweimal berichtet, deshalb hier nur noch einmal die Kerninhalte des Hardheimer Rekordhaushalts 2024: Mit jeweils gut 20 950 000 Euro bei den Erträgen und Aufwendungen soll es am Jahresende 2024 in etwa null auf null ausgehen. „Wir werden unseren Bestand halten“, sagte Grimm und wies darauf hin, dass keine neuen Kredite vorgesehen sind. Im Gegenteil: Es werden 500 000 Euro an Krediten zurückgezahlt. Allerdings muss der mit 4,8 Millionen Euro gut gefüllte Sparstrumpf der Gemeinde um etwa die Hälfte erleichtert werden. Interessant ist, dass die Personalkosten um knapp eine halbe Million Euro mehr zu Buche stehen als 2023 (jetzt etwa 5,1 Millionen Euro). Dies liegt aber nicht nur an den neuen Tarifabschlüssen, sondern auch daran, dass die Gemeinde mit dem Personal im Waldkindergarten in ihre Zukunft investiert. Diese Investitionsschwerpunkte nannte Bürgermeister Stefan Grimm vor allem:
Sanierung Ried: Diese ist auf zwei Jahre angelegt und wird insgesamt etwa 3,5 Millionen Euro kosten.
Kanalarbeiten Gerichtstetten: Sie haben in Teilen bereits in diesem Jahr begonnen und sollen dann vor allem in der Bergstraße fortgeführt werden.
Baugebiet Gerichtstetten: Durch den Verkauf von sieben Bauplätzen sollen etwa 600 000 Euro eingenommen werden.
Alte Realschule: Sanierung und Einrichtung von vier Kleinkindgruppen.
Brandschutz: Erftalhalle und das Walter-Hohmann-Schulzentrum sollen in diesem Bereich auf den neuesten Stand gebracht werden.
Obdachlosen- und Flüchtlingsheim: Neubau mit großer Förderung von etwa 800 000 Euro.
Krankenhaus: Im dritten Stock soll jeweils zwischen zwei Zimmern eine Nasszelle eingebaut werden.
Friedhofsmauer Erfeld: Sanierung zusammen mit Neugestaltung des Eingangsbereich.
Schafscheune: Sanierung mit hoher Förderung.
Dietzbau: Fertigstellung der bereits begonnen Arbeiten.
Forstschlepper: Ein neuer wird angeschafft.
Feuerwehrgerätehaus: Planungen für einen Neubau in der Querspange sollen beginnen.
Die Sprecher der Fraktionen waren sich darin einig, dass dieser verabschiedete Haushalt eine gute Sache für Hardheim sei. „Wir investieren in die Zukunft, sei es mit Um- und Ausbau der Schulen, der Riedsanierung, im Krankenhaus sowie dem Grundstückserwerb und Geldmittel zum Beispiel für die Planung des neuen Feuerwehrgerätehauses. Das ist aus Sicht der Freien Wähler auch gut so“, sagte deren Sprecher Eric Bachmann. Er kritisierte aber auch die Überregulierung zum Beispiel beim Brandschutz, „mit der es auf Dauer nicht möglich sein wird, ohne neue Geldquellen handlungsfähig zu bleiben“.
Sein CDU-Kollege Michael Messerer sagte: „Es ist ein ambitionierter und ausgewogener Entwurf mit vielen notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen und Investitionen.“ Bei all der Freude über die Förderung des neuen Obdachlosenheims gab er zu bedenken, dass die Gemeinde die Folgekosten tragen müsse, ohne mit diesem Bau Einnahmen generieren zu können.
„Wir begrüßen die aktuelle Haushaltsplanung und sind sehr erfreut, wieder, auch in der aktuellen schwierigen Zeit, eine liquide Haushaltsplanung vorweisen zu können. Weder in der Bildung, Kinderbetreuung, Feuerwehr noch bei der Unterstützung des Krankenhauses mussten Abstriche gemacht werden“, sagte Stefan Wolfmüller für die SPD-Bürgerliste. Begrüßenswert hielte er es, wenn man für die Kinderbetreuung weiteres Personal aufbauen würde.
Wasserkosten sinken
Und die freudigen Nachrichten nahmen kein Ende: Bernd Schretzmanns Resümee nach der Vorstellung der Wasserpreiskalkulation: Die Kosten für die Bürger sinken im Gesamten: 8,03 Euro pro Kubikmeter müssen die Hardheimer 2024 für Schmutzwasser (2,49 €/m3) und Wasserversorgung (5,54) bezahlen. 2023 waren es noch 8,31 Euro pro Kubikmeter. Kein Wunder also, dass Bürgermeister Stefan Grimm und Kämmerer Bernd Schretzmann lächelten.
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