Hardheim. Der 1. Januar 2000 – vielerorts als Schritt ins „Millennium“ zelebriert – bildete den Auftakt einer neuen Zeitrechnung. Mittendrin war Dr. Herbert Schmid: Zum neuen Jahrtausend trat er als Leitender Arzt des Hardheimer Krankenhauses die Nachfolge von Dr. Jürgen Frank an. Kernig, kantig und kompetent sollte er es 22 Jahre lang bleiben: Am Mittwoch wurde er mit einer in jeder Hinsicht besonderen Feier in der Erftalhalle verabschiedet, nachdem er bereits Ende 2021 in den Ruhestand getreten war.
Wie Verbandsvorsitzender Volker Rohm eingangs hervorhob, kam der robuste Bayer in einer für das Krankenhaus nicht einfachen Zeit nach Hardheim. Mehr noch: „Er kam in einer Zeit der finanziellen Schieflage“, räumte Rohm ein.
Mit Eifer, Fachwissen und seinem „bayrischen Dickschädel“ setzte Dr. Herbert Schmid jedoch um, „was richtig und wichtig für das Haus war“. Gute Arbeit und medizinische Kompetenz sorgten für stetig mehr Zustrom: „Die Chirurgie wurde zum Leistungsträger des Krankenhauses, die sich tapfer gegen den Zentralisierungs- und Größenwahn der Politik behauptet“, hob Rohm hervor.
„Geradlinig, offen, ehrlich, aber auch gütig“ habe der privat an Schach, Modelleisenbahnen und Kultur interessierte Verfechter des Credos „Sport ist Mord“ agiert und auch immer wieder seine gesellige Ader demonstriert: Legendär ist bis heute der Mottowagen, der das Hardheimer Krankenhaus an gleich drei Umzügen als „gallisches Dorf“ glossierte – mit Dr. Herbert Schmid als Obelix.
Das Abschiedsgeschenk hatte es in sich: Dem Genussmenschen Schmid überreichte Rohm ein symbolisches Wildschweinchen, das später gegen ein Erlegtes aus heimischem Wald einzutauschen sei, und einige Flaschen guten Rebensaft.
Passendes Bild gezeichnet
Dass in der Kürze die Würze liegt, stellte Tobias Künzig unter Beweis: Als Sprecher des neuen Vorstandsteams des Freundes- und Förderkreises „Unser Krankenhaus“ gelang es ihm, in wenigen Sätzen ein äußerst passendes Bild des beliebten Mediziners und Menschen Dr. Herbert Schmid zu zeichnen. Er bescheinigte dem „chirurgischen Allrounder“ nicht nur „herzhafte bayrische Authentizität“, sondern auch feinfühligen Umgang mit Patienten: Bisweilen lange Schlangen vor der Praxis seien nur ein Zeugnis des guten Rufes, den das Krankenhaus – auch dank Dr. Herbert Schmid – heute genießt. Für dessen Erhalt habe der gebürtige Niederbayer in den vergangenen 22 Jahren zahlreiche markante Impulse gesetzt und die Vortragsreihe des Freundes- und Förderkreises mit begründet.
Einen anderen – äußerst humorvollen – Weg beschritt mit der ihm eigenen Eloquenz Verwaltungsleiter a.D. Ludwig Schön, bis 2020 treuer Weggefährte des scheidenden Arztes. Unter dem Schlagwort „humorvolle Erinnerungen“ gab er manche Anekdote zum Besten: Bei den Geschichten über läuferische Beweglichkeit, den (unfreiwilligen) Kauf einer Krawatte nach dem Besuch der Markthalle und allerhand Begegnungen zwischen Fastnacht, OP-Tisch, Sportheim und Sozialministerium blieb kein Auge trocken.
Auch im menschlichen Sinne zog er den sinnbildlichen Hut vor Dr. Herbert Schmid. „Er hat die Hardheimer Chirurgie und letztlich unser Krankenhaus gerettet“, hob Ludwig Schön hervor und dankte für die gute Zusammenarbeit: „Herbert, es war mir ein Vergnügen.“. Sichtlich gerührt überreichte er dem Mediziner auf die verlesenen Anekdoten gemünzte Abschiedsgeschenke – stumme Zeugen einer besonderen Freundschaft.
Ehe beim gemütlichen Sektempfang die Gläser klangen, wandte sich Dr. Herbert Schmid auf sehr persönliche Art an seine langjährigen Begleiter. So herzhaft wie herzlich führte er durch seine Hardheimer Zeit: „Am 1. Januar 2000 begann ich das Abenteuer: Rette ein Krankenhaus vor dem Absaufen, ohne selbst finanziell baden zu gehen – nach dem Motto: Du hast keine Chance, aber nutze sie!“, blickte er zurück.
Erleichtert wurde ihm der Start durch die in umliegenden Gemeinden niedergelassenen Ärzte Dr. Achim Eirich, Dr. Klaus Hofmann, Dr. Michael Haberbeck und den zwischenzeitlich verstorbenen Dr. Rainer Swoboda, wobei Schmid kritische Worte nicht ausklammerte: „Die Kollegen in den umliegenden Gemeinden waren uns mehr zugetan als in Hardheim selbst“, betonte er.
Dafür fand er weitere Unterstützung in Pflegedienstleiter Norbert Fitz - anfangs noch Stationsleiter der chirurgischen Abteilung - seiner Assistenzärztin Dr. Myriam Weltin, Anästhesist Dr. Wolfgang Lampe sowie den Internisten Dr. Reinhold Bockelmann und Andreas Mövius.
„Maximale Motivation“
In der Praxis hielt ihm Arzthelferin Helga Musil die Treue: „Ohne diese helfenden Hände wäre das definitiv nichts geworden“, hielt Dr. Herbert Schmid fest. So attestierte er dem pflegerischen Personal „maximale Motivation von Anfang an“, was vieles erleichtert habe – nicht zu vergessen der damalige Verwaltungsleiter Ludwig Schön.
Wenngleich das Verhältnis zwischen dem Schwaben Schön und dem Bayern Schmid „anfangs nicht unproblematisch war, da er meine Sprache ebenso wenig verstand wie ich seine“ – Schmid’scher Humor erster Garde, den langjährige Wegbegleiter sofort zu goutieren wussten – habe sich „einwandfreie Kommunikation“ entwickelt.
Als weiteren Meilenstein bezeichnete er die Verpflichtung Dr. Alexander Wolferts: „Mit ihm bekam das Hardheimer Krankenhaus die heutige Ausrichtung, um die uns manches Nachbarkrankenhaus beneidet“, merkte er an.
Auch privat fühlte er sich im Erftal wohl: Gute Freunde wie Wolfgang „Chuck“ Gärtner, der verstorbene Arnold Hollerbach, Britta und Herwig Henn und andere – aber auch seine „Mädels“ in der Praxis – machten das Leben bunter und erlebnisreicher.
In eigener Sache dankte er allen, entschuldigte sich aber ebenso „bei allen, die sich mit mir rumstreiten mussten“ und wünschte seinem Nachfolger sowie dem Krankenhaus alles Gute.
Nach langanhaltendem Beifall erklangen die Gläser tatsächlich: In fröhlicher Runde wurde angestoßen.
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