Hardheim. Es wird für Unternehmen immer schwieriger, Auszubildende zu finden. Jedes Jahr bleiben tausende Ausbildungsstellen deutschlandweit unbesetzt. Ein Problem, das Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm schon damals im Wahlkampf erkannt hat. „Wir haben in Hardheim viel mittelständische Industrie, die immer Fachkräfte sucht. Hier in der Realschule müssen wir Schüler und Firmen besser zusammenführen“, sagte er damals im FN-Interview. Im Falle einer Wahl wollte er sich diesem Thema annehmen – und das hat er nun getan.
Gemeinsam mit Steven Bundschuh, Rektor des Walter-Hohmann-Schulzentrums, und Ralf Rohmann, Geschäftsführer der Firma Eirich und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Industrie und Innovation, wurde eine Initiative gestartet. „Ausbildung und Beruf – mehr wert denn je“, lautet der Titel. „Wir wollen die berufliche Ausbildung wieder mehr in den Fokus rücken“, nennt Ralf Rohmann bei einen Pressegespräch eines der Ziele der Arbeitsgruppe.
Konzept erarbeitet
Schon in der Schule möchte man die Kinder und Jugendlichen auf den Beruf und eine Ausbildung vorbereiten. Angefangen in der 5. Klasse. Die Kinder sollen die Berufe an der Schule kennenlernen und vorstellen. In der 6. Klasse sollen die Kinder ein Familienmitglied zur Arbeit begleiten. Ein Jahr später steht ein Sozialpraktikum an, bei dem die Schüler einen Tag im sozialen Berufsfeld verbringen sollen.
Ein jeweils einwöchiges Praktikum in einem selbst ausgewählten Beruf ist für die 8. und 9. Klasse vorgesehen. Die 10. Klasse steht ganz im Zeichen der Vorbereitung auf das Bewerbungsverfahren. Ergänzt wird das Konzept durch die Berufsberatung der Arbeitsagentur und den Besuch verschiedener Ausbildungsmessen, wie der FN-Ausbildungsmesse „Zukunft Karriere“ in Walldürn und Tauberbischofsheim sowie der Lehrstellenbörse im Walter-Hohmann-Schulzentrum.
Eltern spielen wichtige Rolle
„Für uns ist wichtig: Nicht jeder muss studieren gehen“, sagt Schulleiter Steven Bundschuh. Man müsse wegkommen von der Denkweise, dass eine Ausbildung im Gegensatz zu einem Studium nichts wert sei. Jeder Schüler soll den für sich richtigen Weg finden. Dieser könne natürlich auch das Abitur und das anschließende Studium sein. „Wir wollen den Schülern ihre vielfältigen Möglichkeiten aufzeigen. Und sie sollen bei uns die Basiswerte wie Pünktlichkeit und Disziplin vermittelt bekommen“, betont Bundschuh. Eine wichtige Rolle bei der Suche nach dem passenden Weg spielen auch die Eltern. „Wir müssen die Eltern in diese Diskussion mitnehmen“, sagt Stefan Grimm.
Einer, der sich für den Weg der Ausbildung entschieden hat, ist Simon Böhrer. Der 20-Jährige aus Hardheim lernt bei der Maschinenfabrik Gustav Eirich Industriemechaniker. Nach dem Realschulabschluss hat er zuerst Abitur gemacht, ehe er mit der Ausbildung begonnen hat. „Die weiterführende Schule war für mich damals der einfachere Weg, da musste ich nur eine Anmeldung abgeben“, stellt Böhrer heute fest. Diese Tatsache ist auch Steven Bundschuh aufgefallen. Oftmals werde der einfachere Weg gewählt, obwohl er für den Schüler nicht der richtige ist.
„Die Theorie und Praxis lernt man nirgends besser als in der Ausbildung“, ist Simon Böhrer überzeugt. Das unterstreicht auch der Bürgermeister: „Die Ausbildung ist als Start ins Berufsleben kein Fehler.“ Dank des deutschen Bildungssystems gebe es danach noch immer viele Wege, das Abitur nachzuholen, zu studieren und große Karriere zu machen.
Wichtig für Vereinswelt
Und Grimm hebt einen weiteren Vorteil an einer Ausbildung in der Region hervor: „Die jungen Fachkräfte sind auch für unsere Vereinswelt wichtig.“ Das zeigt auch das Beispiel Simon Böhrer: Der 20-Jährige wohnt noch hier, kickt für die SpG Erftal in der Fußball-Kreisklasse A Buchen – und mit ihm viele seiner studierenden Freunde.
Das neue Konzept der Initiative „Ausbildung und Beruf – mehr wert denn je“ wird bereits umgesetzt und kommt bei den Schülern gut an. „Die Kinder und Jugendlichen sind ganz begeistert“, freut sich Steven Bundschuh.
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