125 Jahre Krankenhaus – gestern, heute und morgen (1)

Hardheim: Blick in die Geschichte des Krankenhauses

Das Hardheimer Krankenhaus besteht am heutigen Standort seit 125 Jahren. Die FN nehmen das zum Anlass, sich in einer dreiteiligen Serie den Anfängen, der Gegenwart und der Zukunft des Krankenhauses zu widmen.

Von 
Torsten Englert
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Dieses historische Bild aus dem Gemeindearchiv zeigt das Hardheimer Krankenhaus um 1910 – rund zehn Jahre nach der Einweihung. © Torsten Englert

Hardheim. Das Hardheimer Krankenhaus, im Volksmund respektvoll als „Erftal-Klinik“ bezeichnet, kann in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiern. Die Wurzeln des heutigen Krankenhauses gehen jedoch bis zum Mittelalter ins 12. Jahrhundert zurück. Vor über 700 Jahren wurde von den Herren von Hardheim ein Spital gestiftet. Die Hintergründe für diese Stiftung sind nicht überliefert. Diverse Abschriften des im Original verloren gegangenen Stiftungsbriefs nennen als Stifter Eberhard von Hardheim (den Älteren) und als Stiftungsjahr das Jahr 1310. Das Hardheimer Spital diente damals als Kranken- und Waisenhaus, Alters- und Siechenheim, Armenhaus und Herberge für Obdachlose. Wie heute bekannt ist, hat Eberhard jedoch erst 200 Jahre später gelebt und war bei der Wiederbegründung des Spitals im 16. Jahrhundert beteiligt.

Nachweislich muss die Gründung des Hardheimer Spitals vor 1325 erfolgt sein. Im Jahr 1332 bestätigt Bischof Wolfram von Würzburg die Gründung des Spitals durch die Brüder Werner und Reinhard von Hardheim. Da Werner um 1325 verstarb, muss die Gründung vorher erfolgt sein. Wie aus der Urkunde zu entnehmen war, gab es inzwischen ein Haus. Als Einkünfte standen dem Spital sechs Pfund Heller und vier Malter Weizen aus Gütern in Hardheim, sieben Malter Weizen in Nassig und sieben Malter Weizen in Erfeld zu. Dies ergab umgerechnet rund 2000 Kilogramm Weizen.

Spital vor der Auslösung

Wegen Baufälligkeit des Gebäudes, der Unordnung der Verwaltung und der inzwischen zu geringen Ausstattung mit Gütern zur Aufgabenerfüllung, stand das Hardheimer Spital in den 1530er Jahren kurz vor der Auflösung. Daher kam es Mitte der 1530er Jahre zu einem Vertrag zwischen Bischof Konrad von Würzburg und den Herren von Hardheim, in welchem die Sanierung der Finanzen und des Gebäudes des Spitals geregelt wurde.

Das alte Marstallgebäude aus dem Jahr 1550 diente ab 1856 bis 1899 als Spital. In diese Zeit fiel die Tätigkeit von Dr. Rudolph Hohmann, Vater des Raumfahrtpioniers Walter Hohmann, als Arzt am Hardheimer Krankenhaus.

Das alte Marstallgebäude diente von 1856 bis 1899 als Spital. © Englert

Am 24. August 1896 wurden für den geplanten Neubau des Krankenhauses aus dem Grundstücksvermögen des Hospitalfonds 70 000 Reichsmark (RM), vom badischen Staat 5000 RM und vom Kreis Mosbach 1600 RM als Zuschuss gewährt. Im Jahr 1897 wird mit dem Neubau des Krankenhauses am heutigen Standort in der Wertheimer Straße begonnen und am 25. Juni 1899 erfolgte die Einweihung. Zur Erhaltung des Krankenhauses wurde ein Bezirksspitalverband gegründet. Ihm gehörten folgende Gemeinden an: Hardheim, Bretzingen, Gerichtstetten, Höpfingen, Schweinberg und Waldstetten. Steinfurt und Pülfringen folgten erst 1947. Das erste Statut wurde am 20. Oktober 1898 beschlossen und am 7. Februar 1900 vom Großherzoglichen Ministerium des Innern in Karlsruhe genehmigt. Während der Zeit des Ersten Weltkrieges wurde das Hardheimer Krankenhaus als Lazarett genutzt und nach dem Krieg zum Erholungsheim ausgebaut.

Neuanfang nach dem Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch im Hardheimer Krankenhaus einen Neuanfang. Kontinuierlich wurde die Einrichtung erweitert und dem neusten Stand der medizinischen Anforderungen angepasst. Am 3. Mai 1960 wurde nach 650 Jahren die Stiftung „Hospitalfond Hardheim“ aufgelöst und das Vermögen an den Bezirksspitalverband Hardheim übertragen. In zwei Bauabschnitten in den Jahren 1962 bis 1965 und 1965 bis 1966 wird das alte Krankenhausgebäude erweitert und aufgestockt. Weitere Um- und Anbauten folgten. 1977 und 1978 wurde ein Personalwohnheim gebaut, welches eine Zeit lang als Altenwohnanlage genutzt wurde.

Die endgültige Satzung des „Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn, Sitz: Hardheim“ wurde am 15. November 1978 beschlossen und trat am 6. Januar 1979 – also vor über 40 Jahren – in Kraft.

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Im Jahr 1964 übernahm Erich Erbacher als Nachfolger von Karl Meuser die Aufgaben des Verwalters und Rechners. Bis zu seinem Ruhestand am 1. Oktober 1987 stand sein Name für die Fortentwicklung des Hardheimer Krankenhauses. Für seine Verdienste um das Haus wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Auf ihn folgten 1987 Franz Melzer und 1988 Udo Meyer. 1997/98 war Wolfgang Berberich kommissarischer Verwaltungsleiter. Von 1999 bis 31. März 2020 war die Ära von Verwaltungsleiter Ludwig Schön, in welcher der Krankenhausfortbestand gesichert wurde. Seit 1. Februar 2020 ist Lothar Beger der Verwaltungsleiter und verantwortlich, die Zukunft des Krankenhauses langfristig zu sichern.

Verantwortlich für die medizinische Fortentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Leitenden Ärzte. Dazu gehörten unter anderem Dr. Friedrich Maag, Dr. Jürgen Frank und Dr. Herbert Schmid. Zusammen mit den weiteren tätigen (Fach-) Ärzten, den Krankenhausmitarbeitern und der Krankenhausverwaltung sorgten sie für den weithin guten Ruf des Hauses.

Kirche abgerissen

Zum Spital gehörte seit seiner Gründung eine Kirche, die der heiligen Agnes geweiht war. Sie war die Namenspatronin der Frau des Mitstifters Werner von Hardheim. Im Jahr 1403 wurde die Kirche erstmals erwähnt. Nach der Gegenreformation zerfiel die Kirche und wurde schließlich abgebrochen. In der heutigen Krankenhauskapelle findet sie sich wieder.

Der Freundes und Förderkreis „Unser Krankenhaus“ wurde am 13. Januar 2002 gegründet und setzt sich seither zusammen mit der Gemeinde und weiteren Institutionen für den weiteren Erhalt und Fortbestand des Krankenhauses ein und hat hierfür seit seinem Bestehen einen namhaften Spendenbetrag eingesammelt.

Grundsatzbeschluss im Jahr 2009

Der Hardheimer Gemeinderat fasste unter Alt-Bürgermeister Heribert Fouquet in seiner Sitzung vom 26. Januar 2009 einen einstimmigen Grundsatzbeschluss für die Selbstständigkeit des Krankenhauses Hardheim und Weiterbestand als ein Belegkrankenhaus mit den Fachrichtungen Chirurgie, Innere und Gynäkologie, um die medizinische Grundversorgung in Hardheim und seiner Umgebung sicher zu stellen.

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