20 Jahre „Freundeskreis Genealogie Hardheim und Umgebung” - Mehrere hunderttausend Personendaten erfasst

Genealogie: Hinter jedem Namen steckt eine Geschichte

Stammbaumforscher verrichten in der Regel eine einsame Arbeit. Um das zu ändern und Erfahrungen miteinander auszutauschen, haben Genealogen aus Hardheim, Höpfingen und Umgebung den Freundeskreis Genealogen gegründet.

Von 
Martin Bernhard
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Die Genealogen Helmut Berberich (links) und Adalbert Hauck digitalisieren in den Räumen des Heimatmuseums Höpfingen eine Seite des „Walldürner Stadt- und Landboten“ aus dem 19. Jahrhundert. © Martin Bernhard

Höpfingen. Seit 20 Jahren gibt es den „Freundeskreis Genealogie Hardheim und Umgebung“. Wie Initiator Helmut Berberich erläuterte, treffen sich Genealogen aus der Region seit 2002 mindestens ein Mal im Jahr, um sich über ihr Hobby auszutauschen. Bei den Treffen und Exkursionen kamen vor Corona 20 bis 30 Personen zusammen.

Im Mai 2007 schlossen die Teilnehmer eine schriftliche Vereinbarung über die Arbeitsweise des Freundeskreises. Darin ist unter anderem festgelegt, dass die Mitglieder die Daten vergangener Generationen erforschen und sichern wollen. Man will Kirchenbücher fotografieren, kopieren oder abschreiben, Denkmale sichern und sich an der Heimatforschung beteiligen. Dabei arbeiten sie mit politischen Gemeinden, Museen und Kirchengemeinden zusammen.

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So erfassten die Hobby-Forscher für Hardheim nach den Worten von Berberich insgesamt 52.000 Personendaten, für das Erftal und Umgebung sind des rund 230 000.

„Hinter jedem Namen steckt eine Geschichte“, sagt Adalbert Hauck, Vorsitzender des Heimatvereins Höpfingen. Ziel der Genealogen sei es deshalb nicht nur, möglichst vollständige Genealogien ganzer Ortschaften zu erstellen, sondern man will auch die Geschichten unserer Vorfahren recherchieren.

Um das zu erreichen, müsse man die Daten aus Kirchenbüchern mit anderen Archiven verknüpfen, zum Beispiel mit Ehebüchern, Testamenten oder Gerichtsakten. So holte Hauck zum Beispiel eine Episode von zwei Buben ans Tageslicht. Diese hatten bei einem Hopfinger Einwohner häufiger Äpfel geklaut. Der Bürger legte sich auf die Lauer und kam so den Übeltätern auf die Schliche. Der Vorgang ist in alten Höpfinger Gerichtsakten hinterlegt.

Wie Hauck erläutert, waren die Kirchenbücher bis zur Reichsgründung im Jahr 1871 die einzigen Akten, in denen Personendaten erfasst wurden. Ab dem Jahr 1810 waren Zweitschriften der Kirchenbücher in den Standesämtern des Großherzogtums Baden hinterlegt. Sie enthalten in chronologischer Reihenfolge Geburts- und Sterbedaten, die Namen der Eltern, Todesursache und mögliche angeborene Krankheiten. Im Dreißigjährigen Krieg sind viele Kirchenbücher verlorengegangen. Deshalb ist es schwierig, Informationen aus der Zeit vor diesem epochalen Ereignis zu recherchieren. Das Höpfinger Kirchenbuch wurde ab dem Jahr 1644 in Hardheim geführt. Die Genealogenfreunde haben Kirchenbücher der Seelsorgeeinheiten Hardheim-Höpfingen, Tauberbischofsheim, Walldürn und zum Teil auch von Buchen digitalisiert. Allerdings darf man diese Daten nur zu Forschungszwecken einsehen.

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Wer Familienforschung betreibt, kann sich auch an die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, kurz „Mormonen“ genannt, wenden. Diese haben sehr viele Kirchenbücher mikroverfilmt.

Eine weitere Methode, Verwandtschaftsgrade festzustellen, ist die genetische Genealogie. Man kann damit über das Y-Chromosom männliche Abstammungslinien verfolgen, über das X-Chromosom weibliche. Auf diese Weise haben Genealogen zum Beispiel festgestellt, dass drei in Dienstadt lebenden Familien namens „Häfner“ von derselben Linie abstammen. Wie Berberich informiert, habe sich in der Region Professor Dr. Edmund Nied befasst. Dieser wurde im Jahr 1889 in Boxberg geboren und starb im Jahr 1939 in Gerichtstetten.

Wer Genealogie betreibt, muss nicht nur über Geduld und Ausdauer verfügen. Man sollte der lateinischen Sprache mächtig sein und auch die früher gebräuchliche Schrift Sütterlin entziffern können. „Es ist sehr zeitaufwendig, Schriften in Akten und Urkunden zu entziffern“, sagt Adalbert Hauck. Außerdem würden alte Begriffe, die heute nicht mehr gebräuchlich sind, Schwierigkeiten beim Textverständnis bereiten. Deshalb gehe den Hobby-Genealogen die Arbeit nicht aus. „Für die Auswertung von digitalisierten Kirchenbüchern haben wir noch jahrzehntelang Arbeit“, stellt Hauck fest. „Genealogen liefern kein endgültiges Werk, sondern nur Zwischenergebnisse.“

Redaktion

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