Das Diorama ist ein historisches Kleinod besonderer Güte. Es handelt sich um eine außergewöhnlich minutiöse und detailgetreue, authentische Darstellung der Erftalgemeinde in der Zeit um 1875.
Hardheim. Die Geschwister Beate Kilian und Harald Götzelmann schenkten vor einigen Jahren der Gemeinde Hardheim zwei Familienerbstücke ganz besonderer Art: Ein impressionistisches Gemälde vom Schloss sowie ein Diorama, einen handgefertigten Schaukasten mit Modellfiguren, Gebäuden und Landschaften von Alt-Hardheim.
Harald Götzelmann und Beate Kilian entstammen der alteingesessenen Hardheimer Familie Barth
Die Geschwister Beate Kilian und Harald Götzelmann entstammen der alteingesessenen und traditionsreichen Familie Barth aus Hardheim. Die Familienchronik reicht bis ins Jahr 1660 zurück. Ihre Eltern waren Alfred und Hilde Götzelmann, geborene Barth.
Das Elternhaus stand am Marktplatz zwischen den Anwesen Adelmann, Burkhard und Dietz. Es beherbergte bis 1962 ursprünglich ein Kolonialwaren-, später dann ein Lebensmittelgeschäft mit großem Wachswaren- und Kerzenverkauf. Der Wachszieherofen stand in der Miltenberger Straße zwischen den Anwesen Kilian und Leiblein.
Geführt wurde das Lebensmittelgeschäft zuletzt von Valentine Barth und ihrer Tochter Maria Barth, der Tante von Beate Kilian und Harald Götzelmann. Letzterer erblickte 1942 das Licht der Welt. Er besuchte die Volksschule in Hardheim und legte das Abitur am Burghardt-Gymnasium in Buchen ab. Nach weiteren Ausbildungsstationen in Sasbach und Freiburg (Priesterseminar) schloss Götzelmann sein Studium mit dem Diplom in Theologie ab. Danach orientierte er sich beruflich um.
Photosetzgeräte waren von nun an sein Metier. Zunächst in Ismaning bei München, dann in Paris und zuletzt in Berlin, wo er bei einem Hersteller dieser Geräte und Systeme bis zum Eintritt in den Ruhestand 1994 zuletzt als Direktor tätig war.
Harald Götzelmann ging als „Entdecker“ von Walter Hohmann in die Annalen ein. Per Zufall stieß er Mitte des vorigen Jahrhunderts auf den Namen Hohmanns in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung über den in Hardheim geborenen Weltraumpionier, der völlig in Vergessenheit geraten war. Götzelmann informierte den damaligen Hardheimer Bürgermeister Kurt Schmider über seine „Entdeckung“ und die „Hohmann-Euphorie“ mit Würdigung und der Beschäftigung mit dem verdienten Heimatsohn nahm ihren Lauf. Götzelmanns Schwester Beate Kilian ist in Hardheim bekannter als ihr Bruder, da sie mit ihrer Familie in der Erftalgemeinde lebt. Sie heiratete Werner Kilian, für dessen Malergeschäft sie später die Buchhaltung und Büroarbeit übernahm. Der Ehe entstammen die beiden Söhne Marko und Karsten. i.E.
Letzterer sollte ihrem Wunsch entsprechend an einem geeigneten Platz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, angemessen präsentiert und damit auch der Nachwelt erhalten werden.
Dies geschah nun auf Initiative von Bürgermeister Stefan Grimm und einiger Vorstandsmitglieder des Museumsvereins Erfatal. „Ich habe noch nie zuvor so etwas gesehen“, begeisterte sich Bürgermeister Grimm. „Ein tolles, einzigartiges Kunstwerk. Und wie filigran es ausgearbeitet ist! Viel zu schade, um in der dunklen Ecke zu verstauben.“
Obendrein sei dieses historische Kleinod nicht nur für eine bestimmte Klientel, sondern für die gesamte Bevölkerung – egal ob Groß oder Klein – äußerst interessant. „Die Gemeinde und ich persönlich sind den Familien Götzelmann und Kilian sehr dankbar für dieses Geschenk“, fügte das Gemeindeoberhaupt hinzu.
Der neue Standort sei sorgfältig ausgewählt worden: Da das Erfatal-Museum aus brandschutztechnischen Gründen derzeit geschlossen ist, kam es als Domizil nicht in Frage. Ein passendes Ambiente bietet das Schloss und dort speziell das Bürgerbüro. Zudem ist dieses die wichtigste Anlaufstelle für die meisten Besucher des Rathauses.
Gleich hinter der heutigen Eingangstüre liegt – linker Hand – der alte Zugang zur Wendeltreppe, durch den man früher ohne Umweg über die Altane trockenen Fußes ins Obergeschoss des Schlosses gelangte.
In dem schön ausgearbeiteten und bemalten Türbogen wurde ein Podest für das Diorama aufgestellt. Eine vom Museumsverein bereitgestellte Glasvitrine schützt das empfindliche, minutiös in Handarbeit gefertigte Kunstobjekt.
„Bisher war das Kleinod noch nie öffentlich zu sehen“, maß Jutta Biller vom Vorstandsteam des Museumsvereins der Aktion große Bedeutung bei: „Man hört immer wieder in Erzählungen, wie es früher einmal in Hardheim war. Hier bekommt man es anschaulich vor Augen geführt.“ Auf den ersten Blick gleiche die Miniatur einem „Foto von damals“, so detailgetreu seien selbst die kleinsten Einzelheiten ausgearbeitet.
Um das Erfatalmuseum im Gedächtnis der Bevölkerung wach zu halten, habe der Vorstand überlegt, einzelne historische Gegenstände im Ort auszustellen. Das Diorama könnte ein guter Start für die Umsetzung dieser Idee sein.
Das außergewöhnliche Zeitzeugnis zeigt die Erftalgemeinde in der Zeit um 1875. Und zwar mit Blick vom Wurmberg und seinen Weinbergen aus. Hardheim war damals noch klein und in sich geschlossen, hatte zusammen mit dem Weiler Rüdental lediglich 2289 Einwohner (1871). Selbst winzige Personen sind am Marktplatz zu erkennen. Daneben die alte Kirche mit dem nach Osten zugewandten Kirchturm. Auch Marstall und Zehntscheune, Schloss und Steinerner Turm heben sich deutlich von der sonstigen Wohnbebauung ab, räumlich exakt hintereinander, also dreidimensional, platziert. Liebevoll sind die Natur und die kleinparzellige Landschaft nachmodelliert. Wald gab es kaum welchen um den Ort herum. Das Alte Rathaus existierte noch nicht.
„Das Diorama stammt aus dem Nachlass des früheren Hardheimer Kaufmanns Franz Alois Barth (1832 bis 1897), unserem Urgroßvater. Ein befreundeter Architekt schenkte es ihm zum Amtsantritt als Bürgermeister von Hardheim im Jahr 1875“, so Harald Götzelmann. Der Namen des Künstlers ist nicht bekannt.
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