Grünsfeld. Es ist ein Thema, das derzeit in aller Munde ist: Der Klimaschutz beschäftigt Bürger, Unternehmer und Politiker. Nicht nur reden, sondern auch handeln will man in Grünsfeld. Als erste Stadt im Main-Tauber-Kreis soll nun ein Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin eingestellt werden. Diesen Schritt, den der Gemeinderat bei einer Gegenstimme gehen will, möchte man als interkommunale Kooperation mit Igersheim gehen.
Auf die Bedeutung einer solchen Funktion in der Kommune wies Bürgermeister Joachim Markert eindringlich hin. „Der Klimawandel zählt zu den zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“, machte der Rathauschef deutlich, dass die Folgen auch in Grünsfeld wahrzunehmen sind. Er sprach von vermehrten Hitzetagen, von einer Zunahme bei den Flächenbränden und von Starkregenereignissen. „Der Umgang mit der Klimakrise erfordert eine schnelle Umsetzung von Maßnahmen zur Minimierung des Energieverbrauchs.“ Und er unterstrich, dass jeder zum Klimaschutz beitragen könne. Markert hatte auch schon konkrete Ideen, etwa was den Austausch des Bürgerbusses anbelangt.
In Markerts Augen kommt die Stelle „zur richtigen Zeit“. Die Kommune habe eine wichtige Rolle: sie könne Diskussionen anstoßen, eigene Maßnahmen umsetzen und Initiativen vor Ort unterstützen. All dies könnte ein Klimaschutzmanager leisten, findet der Verwaltungschef.
Er verwies auch die Fokusberatung durch die Klimaschutzmanagerin des Stadtwerks Tauberfranken, Ann-Kathrin Murphy, für die der Gemeinderat im März einen Förderantrag gestellt hat. „Der Antrag ist aber noch nicht bewilligt“, so Markert. Dennoch seien die Aufgaben eines kommunalen Klimaschutzmanagements weitreichender als die avisierte Fokusberatung durch das Stadtwerk, weil es die lokalen Gegebenheiten besser berücksichtige.
Kritisch sah Markert die Vorgaben von Bund und Land, wonach zwei Prozent der Landesfläche für erneuerbare Energien auszuweisen seien. 1,8 Prozent sollten durch Windräder erbracht werden. Für Grünsfeld errechnete er eine Fläche von rund 90 Hektar. Weil im Ballungsraum Stuttgart kein Platz für Windräder sei, bei uns in der Region aber schon, könnte diese Zahl für den ländlichen Raum noch steigen. Deshalb will er lieber mitgestalten.
Finanziert wird das Klimaschutzmanagement für zwei Jahre zu 70 Prozent durch die Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH. Finanzschwache Kommunen erhalten obendrein weitere 30 Prozent, so dass Markert davon ausgeht, dass die Stelle den Haushalt nicht belastet. Danach gebe es über weitere drei Jahre eine Förderung von 40 Prozent.
Dass etwas für den Klimaschutz getan werden müsse, stand für die Mitglieder des Gemeinderats außer Zweifel. Dieter Schenek gab die längere Einarbeitungszeit zu bedenken, fand aber, dass man „einfach machen und es ausprobieren“ sollte. Ein kurzfristiges Projekt wäre für ihn ein Zeichen nach außen. „Wir sollten uns auf den Weg machen.
Bernd Haag sprach von einer guten Sache und wollte eine Konzeption für die ganze Kommune. Ob diese umfangreiche Arbeit allerdings in zwei Jahren in Projekte münden könnte, bezweifelte er. Deshalb regte er an, vor Ende der zwei Jahre die Sache auf den Prüfstand zu stellen.
Eine solche Evaluation kann sich auch der Bürgermeister vorstellen, der versuchte, die Zweifel der Gemeinderäte zu zerstreuen. Er brachte einen Klimarat ins Spiel, dem Mitglieder des Gemeinderats und externe Fachleute angehören können.
Skeptisch, dass man schnell umsetzbare Projekte habe, war auch Jürgen Hofmann. Er wollte deshalb gleich Gelder in den Haushalt einstellen, etwa für Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden.
Alexander Heer mahnte an, dass die Rahmenbedingungen von Bund und Land vorgegeben seien. Er war skeptisch und sprach sich gegen die geplante Schaffung der Stelle aus, zumal man mit dem Stadtwerk schon die Fokusberatung habe. „Wenn wir die Vorhaben über das Stadtwerk abrechnen müssen, wird es deutlich teurer. Da stünde Grünsfeld dann hinten an, wenn ein großer Auftraggeber kommt. Durch die Stelle würde der Klimaschutzmanager bei uns auf der Gehaltsliste stehen, wäre für uns zuständig und uns verantwortlich.“ Markert will damit den Bürgern eine Anlaufstelle bieten, an der sie Hilfe und Unterstützung bei Fragen erhalten können. „Die Verwaltung kann das nicht leisten. Wenn wir das anbieten, ist doch jeder dankbar.“
Dass Grünsfeld nicht die Welt retten könne, machte Lothar Derr deutlich. Er rechnete vor, dass Deutschland für zwei Prozent der Weltemissionen verantwortlich sei. „Ideell ist alles wunderbar. Wir können vieles tun, aber werden den Klimawandel nicht aufhalten.“
Dem widersprach Isabell Noor vehement. Es gebe kleine, klima-neurale Gemeinden. Deshalb sei dieses Klimaschutzmanagement ein Schritt in die richtige Richtung. Und Franz Ködel ergänzte, man sei nicht so naiv, die Welt retten zu wollen. „Aber wo wir handeln können, sollten wir die Chance auch ergreifen.“
So sahen das auch die Mitglieder des Gemeinderats. Mehrheitlich wurde der Einrichtung der Stelle eines Klimaschutzmanagers im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit zugestimmt. Die Stelle soll im Frühjahr ausgeschrieben und spätestens zum Herbst besetzt werden.
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