SuedLink Baden-Württemberg - Gut besuchte Informations- und Diskussionsveranstaltung zum vorgesehenen Hochspannungs-Netzausbau

Intensive Beteiligungsphase für Planung starten

Von 
Peter D. Wagner
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Im Anschluss an Initialreferate standen neben weiteren Akteuren bei einer Diskussionsrunde (von links) Thomas Schlüter, Projektleiter SuedLink, Moderatorin Nadine Bethge (Deutsche Umwelthilfe), Heiko Lünser (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg), Tobias Brandt (Bundesnetzagentur), Bernd Lang (Transnet BW GmbH) und Michael Ernst (Arge SuedLink) zur Verfügung.

© Peter D. Wagner

Die Energiewende und der damit verbundene Netzausbau standen im Mittelpunkt eines Informationsabends der SuedLink in der Grünsfelder Stadthalle.

Grünsfeld. "Bürgerdialog - Dialogverfahren zur SuedLink Baden-Württemberg": So lautete am Dienstagabend in der zahlreich besuchten Grünsfelder Stadthalle das Motto einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum geplanten Hochspannungs-Netzausbau.

"Stromleitungen sind die Lebensadern unserer Wirtschaft. Betrieblicher Erfolg und damit verbunden viele unserer Arbeitsplätze hängen von einer zuverlässigen und krisensicheren Stromerzeugung und Stromlieferung ab", betonte Grünsfelds Bürgermeister Joachim Markert in einem Grußwort, in dem er zudem neben weiteren Akteuren und Ehrengästen unter anderem seine Amtskollegin Annette Schmidt (Großrinderfeld) sowie Amtskollegen Marcus Wessels (Wittighausen) und Thomas Maertens (Lauda-Königshofen) willkommen hieß.

Versorgungslücke

In ihrer Regierungserklärung im Juni 2011 habe Kanzlerin Merkel eine Energiewende als "Herkulesaufgabe ohne Wenn und Aber" bezeichnet, erinnerte Markert. Zwar würden im Main-Tauber-Kreis fünf Jahre nach dieser richtungsweisenden Wende bereits rund 50 Prozent der hiesig benötigten Energie regenerativ erzeugt werden, was in Baden-Württemberg einen Spitzenwert bedeute, gleichwohl bleibe trotz der über 110 Windkraftanlagen eine Versorgungslücke. Da ein weiterer Zubau von Windenergieanlagen nur an ausgewiesenen Standorten möglich sei sowie bei den dort wohnenden Bürgern zunehmend auf Widerstand stoße, sei für den weiteren Erfolg der Energiewende eine "Stromautobahn" unerlässlich. Mit einer vorgesehenen und im Oktober 2015 von der Bundesregierung beschlossenen zwar teureren, jedoch umweltverträglicheren Erdverkabelung seitens SüdLink werde verhindert, dass bis zu 70 Meter hohe Strommasten quer durchs Land erreichtet werden müssten.

Netzausbau voranbringen

"Wenn wir die Energiewende wollen, müssen wir den Netzausbau voranbringen", hob Moderatorin Nadine Bethge von der Deutschen Umwelthilfe in einer Themeneinführung gleichsam hervor. Da der Netzausbau vor Ort stattfinde, komme der Information der Bürger und dem Dialog mit ihnen eine sehr bedeutende Rolle zu.

"Die Energiewende und der Stromnetzausbau in Baden-Württemberg: Beteiligung ist uns wichtig!" So lautete die Überschrift eines Initialreferates von Heiko Lünser vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, der ebenfalls Akzeptanz und Engagement der Bürgerschaft für den Netzausbau und den erforderlichen Netzausbau als wesentliche Basis bezeichnete, nachdem vor rund zwei Wochen die Vorhabenträger Transnet BW und TenneT die Ergebnisse ihrer mehrmonatigen Planungen zu den möglichen Trassenkorridoren von SuedLink veröffentlicht hatten. "Baden-Württemberg ist ein Stromimportland, und das wird es bleiben", zeigte er sich überzeugt. Derzeit liege der Stromverbrauch bei 80 Terra-Watt-Stunden (TWh), erzeugt würden allerdings nur 60 TWh. Daher werde die Frage notwendiger Maßnahmen und Trassen seit 2012 durch die Bundesbedarfsplanung beantwortet. Mit dem öffentlichen Dialogverfahren zum SuedLink wolle man eine intensive Beteiligungsphase für diese Planungen starten, unterstrich Lünser.

Formelles Verfahren

Das formelle Verfahren der Bundesfachplanung erläuterte Tobias Brandt von der Bundesnetzagentur, der für die Prüfung und Genehmigung zuständigen Behörde. Neben dem Genehmigungsverfahren standen Beteiligungsmöglichkeiten und ein Ausblick im Mittelpunkt seines Kurzreferates. Als nächste Schritte nach einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung zum Trassenkorridornetz nannte Brandt insbesondere die Ermittlung eines Vorschlags-Trassenkorridors, die Erarbeitung von Antragsunterlagen sowie in der ersten Jahreshälfte 2017 eine Antragseinreichung.

Bernd Lang, zuständig für die Genehmigungsplanung bei der Transnet BW GmbH, stellte in seinem Kurzvortrag Details zur vorgesehenen Erdverkabelung vor. Etwa 15 Meter breite Trassen, eine überwiegend offene Verlegweise in jeweils 1,80 Meter tiefe Gräben der beiden Kabelstränge sowie je zwei etwa zwei Meter breite Baustraßen links und rechts davon nannte Lang neben weiteren Einzelheiten genauere Daten. Michael Ernst von der aus mehreren Planungs-, Umwelt- und Ingenieur-Büros bestehenden Arge SuedLink erläuterte das Verfahren zur Trassenkorridorfindung, bei der Raumwiderstände wie etwa bebaute, geschützte oder bautechnisch schwierige Gebiete berücksichtigt werden müssten. Erster Schritt dazu sei eine GIS-technische Raumanalyse zur Ermittlung von potenziellen Widerständen sowie ein zweiter Schritt die Bestimmung geeigneter Bereiche anhand der ermittelten Raumwiderstände gewesen. Daraus habe man Planungen für mehrere alternative Korridore für ein "Basisnetz" entwickelt.

In einer anschließenden Diskussion standen die Referenten sowie weitere Experten der beteiligten Gesellschaften für Fragen, Bedenken und Anregungen zur Verfügung. Zudem boten bilaterale Gespräche und ein Infomarkt zu verschieden Themenbereichen Möglichkeit zur Auskunft und Diskussion zu den Planungen an sich sowie zu den konkreteren denkbaren Trassenvarianten. Unter anderem gab es dabei mittels zwei Onlinetools die Gelegenheit zur genaueren und "eingezoomten" Betrachtung der die Region und den Main-Tauber-Kreis betreffenden möglichen Planungskorridore.

Weitere Infos wie zum Beispiel die Protokolle und Vorträge der öffentlichen Veranstaltungen sind unter www.transnetbw.de/suedlink und www.um.baden-wuerttemberg.de/dialog-suedlink zu finden. Zudem findet am 29. November um 18 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Oberwittstadt eine Regional-Veranstaltung zu den vorläufigen Ergebnissen der Bürgerveranstaltungen statt.

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