Grünsfeld. Sie ist die bedeutendste Frauengestalt der Stadtgeschichte. Dorothea von Rieneck lenkte von 1489 bis 1503 die Geschicke Grünsfelds. Markus Grimm hat ihr ein literarisches Denkmal gesetzt. Im Rahmen des Kulturherbstes des Kulturvereins stellte er seinen historischen Roman über die „Grande Dame“ im Rienecksaal vor.
Herausragende Persönlichkeit
Als „herausragende Persönlichkeit“ und „Weichenstellerin für Grünsfeld“ bezeichnete Alfred Beetz Dorothea von Rieneck. Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins gab zur Einführung einen kurzen Überblick über Leben und Wirken der Grünsfelder Gräfin. Um 1440 erblickte sie als einziges Kind von Graf Philipp dem Älteren und dessen Frau Amalia das Licht der Welt. „Ihre Eltern erzogen sie für die damalige Zeit ziemlich fortschrittlich“, erklärte Beetz. Dorothea habe sich zu einer intellektuellen und freigeistigen Frau entwickelt, die sich sozial engagierte und ihre politischen Interessen verfocht.
In Männerwelt durchgesetzt
Mit Klugheit und Willenskraft habe sie sich in einer Männerwelt durchgesetzt. Nicht ohne Grund ziert deshalb nach Beetz’ Angaben der Löwe das von Tilman Riemenschneider geschaffene Epitaph im Chor der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul. „Er weist auf ihre Kraft und Stärke hin, mit der sie am Ende ihre Herrschaftspläne durchsetzte.“
Grimms Roman orientiert sich an den historischen Gegebenheiten. Die aus Akten und Briefen bekannten Fakten füllt er mit Leben. „Ich habe mich darum bemüht, das, was historisch gesichert ist, mit Lebensfunken zu versehen“, erläuterte der Schriftsteller seine Herangehensweise. Entstanden ist dabei das Porträt einer Frau, die in einer Zeit, in der Politik eine Domäne der Männer war, sich auf ihren Eigenwert und ihre Selbstbestimmung berief – ein fast beispielloser Vorgang für eine Frau in der Renaissance.
Das Warten hat sich gelohnt
Grimm wollte seinen Roman schon 2020 in Grünsfeld präsentieren. Damals waren zahlreiche Feierlichkeiten zum 700-Jahr-Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung als Stadt geplant. Die Corona-Beschränkungen machten dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Das Warten hat sich gelohnt. Die Lesung im Rienecksaal war ein mehr als gleichwertiger Ersatz.
Seine Darbietungen bezeichnet Grimm auch als historisches Lesetheater. Die Präsentation seines Werkes über Dorothea von Rieneck war das beste Beispiel dafür. Als Magier des Wortes fesselte Markus Grimm seine Zuhörer nicht nur mit dem spannenden Inhalt seines Romans. Seine in zahlreichen Vorträgen erprobte Stimme, gepaart mit szenischem Gestus ließ das Publikum eintauchen in die Welt der Renaissance. So fieberte es mit bei der hollywoodreifen Geschichte von Dorothea von Rieneck und ihrem zweiten Gemahl, Graf Asmus von Wertheim. Die begann mit einer Liebesheirat und endete in hasserfüllten Streitereien.
Historische Atmosphäre
Am Ende des „Rosenkrieges“ wurden Stadt und Amt Grünsfeld 1502 dem Hochstift Würzburg als Lehen übergeben. Der Würzburger Bischof sollte Grünsfeld vor den Ansprüchen des Wertheimer Grafen schützen. Bereits ein Jahr später starb Dorothea. Die historische Atmosphäre der Lese-Performance verstärkte das Fachwerk-Ambiente des Rienecksaals im Zehntgebäude. Musikalische Darbietungen der Schule für Musik und Tanz im Taubertal rundeten den Vortrag ab. Unter der Leitung von Stefanie Helmer spielten Katja (Violine, Querflöte), Béla (Querflöte) und Mischa Noll (Blockflöte) Werke aus früheren Epochen wie Luigi Boccherinis berühmtes Menuett. feu
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