Nacht- und Nebelaktion

Von 
Renate, Gustav Endres
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Leserbrief zum Artikel „Linden wurden gefällt“ (FN, 7. Oktober).

In einer Nacht- und Nebelaktion wurde das „Todesurteil“ für die letzten beiden Linden in der Paimarer Straße in Großrinderfeld vollstreckt.

Urplötzlich, während sich die Bevölkerung ohne Argwohn fröhlich auf dem Bauernmarkt vergnügte, ohne irgendeinen Hinweis oder Informationen an die Anlieger, erschienen in der Nacht auf den 4. Oktober plötzlich zwei Halteverbotsschilder in der Paimarer Straße vor meinem Haus. Auf meine Nachfrage bei Ortsvorsteher Walter Lutz und weiteren Gemeinderäten konnten keinerlei Hinweise oder Informationen über eine bevorstehende Fällaktion gewonnen werden. Auch die Ortschaftsräte von Großrinderfeld waren völlig ahnungslos.

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Aufgeschreckt durch Stimmengewirr und Motorenlärm musste ich am nächsten Morgen erschreckt feststellen, dass bereits Vorbereitungen zum Fällen der beiden Linden vor meinem Haus getroffen wurden. Bürgermeister Leibold und Mitarbeiter einer Fachfirma für Baumfällung machten sich unter Polizeischutz daran, das „Todesurteil“ für die beiden Linden zu vollstrecken. Die beiden Pkw, welche unter den Linden geparkt waren, sollten durch den örtlichen Abschleppdienst beseitigt werden, was von diesem lobenswerter Weise abgelehnt wurde.

Auf meine Nachfrage hin wurde mir ultimativ mitgeteilt, dass die beiden Fahrzeuge sofort zu entfernen sind, was ich nicht abgelehnt habe. Während einer kurzen telefonischen Rückfrage bei Polizei und Landratsamt wurde bereits ein Abschleppdienst aus dem nahen Würzburg (25 Kilometer) zur Mithilfe beauftragt, der auch kurz darauf zur „Vollstreckung“ vor Ort bereitstand.

Zur Vermeidung einer weiteren Eskalation der Ereignisse wurden die beiden Fahrzeuge von mir unverzüglich entfernt, während Polizei und Bürgermeister Leipold und weitere Mitarbeiter den Verlauf der Fällaktion über einen Zeitraum von vier Stunden persönlich überwachten.

Neben der traurigen Tatsache, dass mein Kampf um den Erhalt dieser Naturdenkmale erfolglos war, empört mich die Tatsache, dass sämtliche Briefe, E-Mails und persönliche Gespräche mit Gemeinde- und Ortsverwaltung nicht beantwortet wurden.

Sämtliche Zusagen und vor Ort getroffenen Vereinbarungen mit Bürgermeister, Ortsvorsteher, Gemeinde- und Ortschaftsräten wurden von diesen „vergessen“ und ignoriert.

Eine Auswahl des erfolglosen und nicht beachteten Schriftverkehrs, mit vielen gut gemeinten Vorschlägen für den Erhalt der beiden verbliebenen Linden, kann am „Tatort“ eingesehen werden.

Zur Erinnerung und für die Zukunft sei der Hinweis aus der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg erlaubt: „Die Aufgaben des Ortschaftsrats ergeben sich teilweise unmittelbar aus Gesetz. Gemäß § 70 Abs. 1 GemO hat der Ortschaftsrat die örtliche Verwaltung zu beraten. Er ist in wichtigen Angelegenheiten der Ortschaft vom Bürgermeister oder Gemeinderat zu hören. Schließlich hat er gegenüber den zuständigen Gemeindeorganen ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die die Ortschaft betreffen.“

Diesem gesetzlichen Auftrag ist nichts hinzuzufügen. Leider bleibt mir nur die geringe Hoffnung, dass Bürgermeister Leibold mit seiner Verwaltung und den Ratsmitgliedern sich bei zukünftigen Aufgaben und Entscheidungen daran erinnern können und das auch wollen.

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