Gerchsheim. Sich weiterbilden, den eigenen Horizont erweitern: Das sollte eigentlich für jeden lebenslang gelten. Für die meisten Menschen beginnt das oft erst nach der schulischen Ausbildung. Doch auch schon während der Schulzeit können Jugendliche in den unterschiedlichsten Veranstaltungen, Seminaren und Akademien gesellschaftspolitisch neue Wege gehen und in ganz neue Bereiche schnuppern. So wie Lennart Erlenbach. Der 18-Jährige aus Gerchsheim bereitet sich auf das Abitur vor. Als wäre das nicht schon genug, ist er vielfältig ehrenamtlich engagiert und interessiert.
Die Freizeit sinnvoll einsetzen, ist das Ding von Lennart Erlenbach. In seiner Heimatkommune ist er nicht nur Ministrant in der Kirchengemeinde, sondern auch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Zuvor war er mehrere Jahre in der Jugendfeuerwehr. Kein Wunder, ist doch Vater Bernd Brandinspektor der Würzburger Berufsfeuerwehr. Für seine Mitschüler ist der Schülersprecher des Matthias-Grünewald-Gymnasiums Tauberbischofsheim als Ansprechpartner zur Stelle, im Freibad in Tauberbischofsheim unterstützte er als Rettungsschwimmer.
Bei Young Leaders dabei
Dieses Engagement zahlt sich für ihn nicht nur in Zufriedenheit und Ausgeglichenheit aus. Es hat ihn zu einem Treffen der Young Leaders Akademie in Altötting mit 100 jungen Leuten aus ganz Deutschland und wenige Wochen später zum Jugend Presse Kongress nach Nürnberg geführt. Young Leaders führt in Deutschland über die Grenzen von Parteien und Konfessionen hinweg Veranstaltungen durch. Dabei hat man bewusst junge Menschen bis Anfang 20 im Blick, die sich nicht nur ehrenamtlich engagieren, sondern bereits Verantwortung übernehmen. Diese Multiplikatoren will man fördern, heißt es auf deren Internetseite.
„Die Akademie war wirklich super“, erinnert sich der Schüler, der von seinem Seminarkursleiter Ulrich Feuerstein darauf aufmerksam gemacht worden war. Die Themenbereiche seien sehr spannend gewesen. Aber auch die Referenten, die er dabei und beim Jugend Presse Kongress kennenlernte, schätzt Lennart Erlenbach sehr. Einer war Dr. Guido Heinen vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags. Ein anderer Albrecht Broemme, langjähriger Präsident des Technischen Hilfswerks und zuvor Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr. Für den jungen Feuerwehrmann ein profunder Ansprechpartner. Denn der 18-Jährige nutzte diesen Kontakt für seine Facharbeit. Die trägt den Titel „Ist der Tourismus in den bayerischen Alpen sicher?“, setzt sich aber mit den Aufgaben von Höhenrettung, Bergwacht und Feuerwehren im Freistaat auseinander. „Das Thema Rettungsdienste und deren Ausstattung betrifft indirekt jeden.“
Lennart Erlenbach zieht dabei nicht nur Vergleiche der beiden Organisationen in dem Bundesland, was sie dürfen und nicht dürfen, sondern blickt auch nach Baden-Württemberg hinüber. Beispiel Einsatz während der Arbeitszeit: Feuerwehrleute dürfen den Arbeitsplatz verlassen, Mitglieder der Bergwacht durften das lange Zeit nicht. Beispiel Erste-Hilfe-Leistungen: Während in Bayern diese Aufgabe über die Feuerwehren mitabgedeckt ist, dürfen Floriansjünger in Baden-Württemberg das nicht und haben auch nicht die entsprechende Ausbildung. Beispiel Einsatzvergütung: In Bayern erhalten Feuerwehrleute einen Obolus, in Baden-Württemberg nicht. „Thüringen zahlt den Ehrenamtlichen sogar eine Rente“, betont Erlenbach, dass die Wehren in Baden-Württemberg weniger Unterstützung von staatlicher Seite erhalten als im Nachbarbundesland.
Lange habe er dabei mit Albrecht Broemme die Thematik der Feuerwehren besprochen. „Er hat unheimlich viel Erfahrung, eine tolle Art zu erklären und ist immer nah an der Basis geblieben“, unterstreicht der Schüler. Er ist froh, noch weitere kompetente Ansprechpartner für seine Facharbeit gefunden zu haben. „Ich habe immer Kontakte erhalten, alle waren offen für diese Gespräche.“
Diese Einblicke in andere Gesellschaftsbereiche findet Lennart Erlenbach mehr als spannend. „Ich will das auch weiterhin nutzen, wenn es möglich ist.“ Deshalb hatte er sich für ein Praktikum bei der Würzburger Landtagsabgeordneten Kerstin Celina (Grüne) beworben und so auch in die politische Arbeit hineingeschnuppert. Celina ist übrigens auch bei der Feuerwehr – als First Responder und nicht als Feuerwehrfrau. Politiker werden? Lennart Erlenbach lacht. Das habe er nicht vor, auch wenn Politik „schon sehr interessant“ sei. Nach dem Abitur hat er schon konkrete Pläne: Die Ausbildung bei der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft zur Fachkraft im Fahrbetrieb startet im September 2023. Die Wochen zwischen Schulende nach dem Abitur und Ausbildungsbeginn müssen aber noch sinnvoll gefüllt werden. Sein Ziel ist klar: Das MUN-Projekt (Model United Nations), ein Simulationsprojekt der Vereinten Nationen für Jugendliche. Und er hat Ideen für weitere politische Praktika.
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