Altertheim. Das geplante Gipsbergwerk der Knauf Gips KG in der Altertheimer Mulde bleibt ein umstrittenes Großprojekt in Unterfranken. Während der Baustoffhersteller auf neue Gutachten verweist, die die Sicherheit des Vorhabens bestätigen sollen, verzögern rechtliche und inhaltliche Bedenken das Genehmigungsverfahren. Das Bergamt Nordbayern legt die Antragsunterlagen bis 6. November erneut öffentlich aus. Die Unterlagen sind auch online einsehbar. Bis zum 20. November haben alle, die von dem Vorhaben betroffen sind, ihre Einwände vorbringen.
Knauf plant bei Altertheim das größte Gipsbergwerk Bayerns. Das untertägige Bergwerk soll die regionale Gipsversorgung langfristig sichern und Arbeitsplätze schaffen. Bereits Anfang 2025 waren die Antragsunterlagen einen Monat lang in 13 betroffenen Gemeinden öffentlich ausgelegt worden.
„Insgesamt gingen mehr als 3.000 Einwendungen Dritter ein und 46 Fachstellen haben von der Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben und Einwendungen zu erheben, Gebrauch gemacht“, wie die Regierung von Oberfranken als zuständige Behörde informiert. Wesentliches Thema der eingegangenen Einwendungen sei der Grund- und Trinkwasserschutz im Allgemeinen sowie die Frage der Vereinbarkeit des Bergwerks mit dem geplanten Wasserschutzgebiet „Zeller Quellen“. In einer hohen Zahl von Einwendungen wurde zudem die mit dem Vorhaben verbundene verkehrliche Belastung durch den zusätzlichen LKW-Verkehr thematisiert. Weitere Themen waren Lärm, Staub, Sprengerschütterungen, Natur- und Artenschutz, die Veränderung des Landschaftsbildes durch die geplanten Tagesanlagen sowie Verfahrensfragen.
Mögliche Sicherheit und Transparenz
Im Nachgang zu dieser Offenlegung wurden verfahrensrechtliche Bedenken hinsichtlich der Öffentlichkeitsbeteiligung und der Durchführung des bergrechtlichen Verfahrens laut. Um größtmögliche Transparenz und Rechtssicherheit zu erreichen, werden die Antragsunterlagen nun ein zweites Mal ausgelegt. Auch das parallel laufende Verfahren zur Ausweitung des Trinkwasserschutzgebietes beim Landratsamt Würzburg wird neu gestartet. Die bisherigen Einwendungen behalten in beiden Verfahren ihre Gültigkeit.
Knauf hat die Antragsunterlagen in der Zwischenzeit durch neue Gutachten unabhängiger Experten ergänzt. Diese weiteren Untersuchungen bestätigten, „dass das Bergwerk sicher und ohne wesentliche Beeinträchtigungen der Anwohnerinnen und Anwohner betrieben werden kann“, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns. Nach Informationen von Knauf bleibe die mindestens neun Meter starke Barriereschicht zum Grundwasser beim geplanten Abbauverfahren unversehrt, sodass keine Gefährdung für das Grundwasser oder das Trinkwasser bestehe. Auch die Erschütterungen durch die Sprengungen wurden beleuchtet. Das Unternehmen kommt zu dem Schluss: „Die Gips-Gewinnung birgt keine Risiken für das Trinkwasser oder die Umwelt.“ Auch andere Umweltrisiken, etwa durch Lärm, Luftverschmutzung oder Erschütterungen, seien laut Studien gering und blieben unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Auswirkungen auf den Verkehr geprüft
Dass durch das Gipswerk der Schwerlastverkehr zunimmt, ist einer der Punkte, den die Kritiker immer wieder anführen. Ab dem Jahr 2032 plant das Unternehmen mit der höchsten Auslastung. Dann würden 320 Lkw-Fahrten täglich auf der St 2297 Richtung Autobahn A 81 rollen.
Daher beleuchtete Knauf auch die möglichen Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen: Die aktualisierten Gutachten bescheinigen den Straßen zwischen Altertheim und Iphofen eine ausreichende Leistungsfähigkeit für den zusätzlichen Lastverkehr. Lärm und Luftbelastung durch den Transport sollen demnach unterhalb kritischer Schwellen bleiben. Knauf betont zudem, dass die Sicherheit der geplanten Sprengarbeiten im Bergwerk durch zusätzliche Untersuchungen belegt worden sei.
„Wir sehen die Neuauslegung als Chance, auf wesentliche Bedenken einzugehen, die wir aus den bisherigen Stellungnahmen und Einwendungen und auch aus zahlreichen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern mitgenommen haben. Denn wir möchten das Bergwerk partnerschaftlich mit den Menschen in der Region umsetzen. Deswegen bleiben wir mit allen Beteiligten im Gespräch“, so Marco Pabstmann, Geschäftsleiter Technik bei der Knauf Gips, in der Pressemitteilung.
Bedenken und Widerstand aus der Region
Trotz der optimistischen Einschätzungen von Knauf bleibt das Projekt in der Region umstritten. Hauptkritikpunkt ist der Schutz der Trinkwasserquellen: Im geplanten Abbaugebiet verlaufen Quellen, die etwa die Hälfte der Einwohner Würzburgs mit Trinkwasser versorgen. Kritiker befürchten, dass der Gipsabbau das Grundwasser beeinträchtigen und somit die Versorgungssicherheit gefährden könnte. Diese Bedenken nimmt auch das Landratsamt Würzburg ernst und prüft die Ausweitung des Trinkwasserschutzgebietes auf das geplante Bergwerksareal.
Das Genehmigungsverfahren wird durch eine integrierte, vereinfachte Raumverträglichkeitsprüfung ergänzt. Diese soll klären, wie das Vorhaben mit Belangen von Naturschutz, Siedlungsentwicklung, Wirtschaft, Energieversorgung und insbesondere Wasserschutz vereinbar ist. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung fließen sowohl in das bergrechtliche Verfahren als auch in die Raumverträglichkeitsprüfung ein.
Knauf wollte ursprünglich noch in diesem Jahr mit dem Bau des Werks beginnen. Die Gipsförderung sollte ab 2027 starten. Ob der Beginn des Abbaus noch realistisch ist, erscheint angesichts der Verzögerungen fraglich.
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