Gerchsheim. Die Freude bei den Beteiligten ist groß. Mit dem Spatenstich im Beisein von Architekt Albert Kastner sowie Gemeinderäten und Mitarbeitern der Verwaltung fiel nun der offizielle Startschuss für den Umbau des früheren katholischen Kindergartens St. Anna. Bald sollen Tagespflege, Wohngemeinschaft und medizinische Betreuung unter einem Dach vereint werden. 2023 können die neuen Mieter einziehen.
Immer informiert sein
Seit 1975, mehr als 40 Jahre lang, erfüllten die Jüngsten der Kommune und auch so manche kirchliche Gruppe das Gebäude mit Leben. Mit dem Auszug der Kita 2017 in die ehemalige Dachsbergschule begannen die Überlegungen zur Zukunft des Gebäudes mit 2200 Quadratmeter Fläche.
24 Tagespflegeplätze
Künftig soll im ehemaligen Pfarrsaal Platz geschaffen werden für 24 Tagespflegeplätze. Laut Bürgermeister ist dafür bereits als Träger ein Pflegedienst aus der Gemeinde gefunden. In den Kindergartenräumen darüber wird eine Gruppe für Senioren als ambulant betreutes Wohnen entstehen.
Der 1996 errichtete Anbau beherbergt dann die Hausarztpraxis. Eine Physiotherapie-Praxis im Untergeschoss des Neuanbaus ergänzt das Angebot. Beide Gebäude werden mit einem Zwischenbau verbunden, in dem ein Aufzug vorgesehen wird und damit alles barrierefrei erreichbar ist.
„Wir starten hier ein Leuchtturm-Projekt“, freute sich Bürgermeister Johannes Leibold über die „mutige Entscheidung“ für ein neues Nutzungskonzept. Die hatte ihm und dem Gemeinderat einiges „Knieschlottern“ beschert. Denn für diese freiwillige Aufgabe der Kommune gibt es kaum Fördermöglichkeiten.
Bis zu drei Millionen Euro wird das Projekt verschlingen, schätzt der Bürgermeister und ist froh über die Unterstützung aus dem Sozialministerium nach einem Treffen mit Minister Manne Lucha. Dass rund 800 000 Euro aus den Fördertöpfen des Landes – aus dem ELR-Programm, sowie der Programme „InnoPflege“ und „Gemeinsam unterstützt und versorgt wohnen“ – fließen, sorgt für strahlende Gesichter.
Man habe sich viele Gedanken gemacht, was Dörfer lebenswert erhält, so der Verwaltungschef. Neben Schule und Kita gehört für ihn auch die Betreuung der Senioren dazu. Deshalb habe man dieses Leuchtturmprojekt gestartet, um die älteren Menschen im Ort zu behalten. Zusammen mit den beiden Praxen schaffe man weitere Voraussetzungen für einen lebenswerten Ort.
Sein besonderer Dank galt dem Landtagsabgeordneten und Vizepräsidenten des Landtages von Baden-Württemberg, Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. Er habe immer ein offenes Ohr für das Projekt gehabt. Gemeinsam hatte man die Fördermöglichkeiten ausgelotet.
Eine Aufwertung des umgebenden Wohnquartiers, das in den 1960er Jahren entstanden ist, sieht der Bürgermeister durch die Maßnahme ebenso. Eine ehemalige Sackgasse soll als neue Anbindung dienen. Und Leibold ist froh, dass in dem neuen Ärzte- und Seniorenhaus auch 20 Arbeitsplätze entstehen.
Mutiges Unterfangen
Von einem „mutigen Unterfangen“ sprach auch Wolfgang Reinhart. Der CDU-Politiker unterstrich die Multifunktionalität als wertvolle Investition in die Zukunft. „Tagespflege wird uns künftig verstärkt beschäftigen“, lobte er die vorausschauende Planung und Kombination, die dem Gebäude neues Leben einhauchen wird.
Nachdem der Verkauf des Gebäudes erfolgt ist, wünschte Pfarrer Dr. Damian Samulski den neuen Eigentümern alles Gute für den Umbau. Ihn freue besonders, dass auch nach wie vor die Menschen im Mittelpunkt stünden. Von 1975 bis 2017 sei dies das Haus der Kinder gewesen, nun werde es das Haus der Senioren. Bereits vor einigen Jahren habe es Überlegungen für ein Seniorenzentrum im Ort gegeben. Dass dies nun umgesetzt werde, finde er sehr gut. Samulski erwähnte zahlreiche Besprechungen, die nicht immer ganz einfach gewesen seien, und ging auf die künftigen Räume für die kirchlichen Gruppierungen ein. Der Pfarrsaal werde nun näher an die Kirche rücken. Denn geplant ist der Umbau des alten Rathauses (wir berichteten) neben Pfarrhaus und Kirche, wo die kirchlichen Gruppierungen ihr neues Domizil erhalten sollen. Und er versicherte, dass auch die anderen Räume in der Kommune genutzt werden dürften. Leibold rechnet mit einer Bauzeit im alten Rathaus von rund einem Jahr.
So lange kann auch die Baumaßnahme am früheren Kindergarten dauern. Begonnen wurde bereits mit dem Abriss der Außentreppe und Arbeiten am Außengelände. Bürgermeister Johannes Leibold hoffte, dass man in zwölf Monaten die Fertigstellung feiern kann.
Und ein weiterer Neubau soll auf dem Gelände entstehen. Im ehemaligen Spielplatzbereich der Kindertagesstätte ist ein Bauplatz entstanden. Dort wird Architekt Albert Kastner nach der Erschließung ein neues Bürogebäude errichten und dann mit den Mitarbeitern von Höchberg nach Gerchsheim umziehen – mit einer geplanten Vergrößerung des Büros.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld_artikel,-grossrinderfeld-aerzte-und-seniorenhaus-in-gerchsheim-bald-unter-einem-dach-vereint-_arid,1901248.html