Freudenberger Gemeinderat tagte - Pläne zum Kiesabbau zwischen dem Tremhof und der Gemeindegrenze samt Verlegung der L 2310

Kieslagerstätte Tremhof: Kritik aus Dorfprozelten zurückgewiesen

Der Freudenberger Gemeinderat beriet am Montag über die geplante Kieslagerstätte am Tremhof. Dabei ging es auch um die in der bayrischen Nachbargemeinde Dorfprozelten herrschenden unterschiedlichen Meinungen.

Von 
Hans-Peter Wagner
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Zwischen dem Tremhof und der Gemeindegrenze Freudenberg/Wertheim ist auf 23 Hektar der Abbau von Kies vorgesehen. Im Anschluss soll das Gelände renaturiert werden, unter anderem durch die Verfüllung der Abbaustätte, das Pflanzen von Einzelgebüschen oder die Entwicklung von Magerwiesen. © Stadt Freudenberg

Freudenberg. Bauamtsleiterin Irina Friesen erläuterte in der öffentlichen Sitzung in der Baracke an der Lindtalschule die Pläne der Fritz Weber GmbH & Co. Miltenberger Industriewerk KG (MIW). Diese plant zur Sicherung der Rohstoffversorgung des Aufbereitungsstandorts Bürgstadt die Erschließung einer zirka 23 Hektar großen Quarzsand- und Quarzkieslagerstätte im Bereich Tremhof samt Errichtung einer Schiffsverladeanlage am Mainufer. Dabei soll ein Teilstück der L 2310 zwischen Tremhof und Gemeindegrenze Freudenberg/Wertheim als notwendige Folgemaßnahme des Kiesabbaus verlegt werden.

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Mit der Verlegung der L 2310, so Friesen, würden die unfallträchtigen Straßenabschnitte durch größere Kurvenradien entschärft. Gleichzeitig soll fahrbahnbegleitend ein Radweg zur Ergänzung des Maintalradwegs geschaffen werden. Der Ausbau der Landesstraße erfolge auf einer Länge von 2,09 Kilometern mit einer sieben Meter breiten Fahrbahn und 50 Zentimeter Randstreifen. Der 2,5 Meter breite Radweg verlaufe parallel unterhalb der L 2310. Zur Absicherung seien beidseitig begrünte Böschungen geplant.

Mit dem Straßenausbau soll nach Abschluss der Abbauarbeiten im Bereich des neuen Trassenverlaufs der L 2310 voraussichtlich 2026 begonnen werden. Die Kosten für die Straßenverlegung und die Herstellung eines Radwegs betragen etwa 5,6 Millionen Euro. Kostenträger sei das Land Baden-Württemberg.

Die Gesamtlaufzeit der Maßnahme (Kiesabbau einschließlich Rekultivierung) betrage 16 bis 19 Jahre. Zur Minimierung der Verkehrsbelastung der anliegenden Gemeinden soll der gewonnene Rohstoff per Schiff in das MIW-Werk nach Bürgstadt transportiert werden. Dazu sei der Bau einer 45 Meter langen Schiffsverladeanlage erforderlich.

Der Abtransport der Aushubmassen zwischen Wald und nördlich der L 2310 erfolge per Förderband. Das verlaufe durch einen unter der L 2310 geplanten 27,5 Meter langen Tunnel. Nach dem Abbau von Kies und Sand werde die Fläche mit dem anfallenden Eigenmaterial sowie durch unbelastetem Fremd-Erdaushub wieder verfüllt. Im nordöstlichen Teil des Abbaubereichs soll durch die Schaffung eines im Vergleich zum derzeitigen Zustand tieferen Geländes für den Hochwasserfall ein zusätzlicher Retentionsraum mit dem Volumen von zirka 211 000 Kubikmeter entstehen.

Bei umfangreichen Untersuchungen seien die Auswirkungen des Abbauprojekts auf die Schutzgüter Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft und Klima sowie Landschaft bewertet worden, so Friesen weiter. Zur Gewährleistung des Gesundheitsschutzes der Menschen in der unmittelbaren Umgebung seien Lärm- und Staubimmissionsprognosen erarbeitet worden. Die Umweltverträglichkeitsstudie kommt zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass im Zuge des Abbauvorhabens die vorgenannten Schutzgüter weder durch direkte noch indirekte oder sekundäre, kumulative, grenzüberschreitende, mittel oder langfristige negative Auswirkungen erheblich beeinträchtigt werden.

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Sachlichkeit fehlt

Bürgermeister Roger Henning betonte, man wisse um die Bedeutung des Verfahrens. Dieses komme nicht plötzlich. Es habe auch bereits eine große Besprechung im Landratsamt gegeben. Er sei indes irritiert über verschiedene Wortmeldungen zum Thema – wie etwa vom Dorfprozeltener Altbürgermeister Dietmar Wolz. Er vermisste dabei „ Sachlichkeit, Wahrheit und Klarheit“.

Henning zitierte einige Meinungsäußerungen. Er fragte dabei, ob von Anlegestellen keine Emissionen ausgingen, sprach von „verzerrter Wahrnehmung“, von Vorwürfen und der Angabe falscher Zeiträume. Abschließend stellte er fest, Wahrheit, Klarheit und Sachlichkeit seien das Gebot der Stunde, „in Ruhe und Besonnenheit gehen wir dieses Thema an“.

Aus dem Gremium gab es zu dem Vorhaben am Tremhof durchweg Zustimmung. Man gehe von normaler Arbeitszeit und normalen Emissionen aus, wurde erklärt. Das Projekt könne als sinnvoll angesehen werden. Boxtal „bekomme mit“, was in dem über den Main hinweg gelegenen Industriegebiet geschehe. Als „Unverschämtheit“ wurde es bezeichnet, die Firma mit heftigen Behauptungen zu diskreditieren. Man erhofft sich durch die Umgestaltung eine Reduzierung der Unfallhäufigkeit auf der Landesstraße.

Positiv bewertete das Gremium, dass an jahrzehntelange Bemühungen endlich ein Knopf dran komme und die L 2310 deutlich entschärft werde.

Wie es hieß, soll der Kiesabbau elf Jahre dauern, die Renaturierung abschnittsweise erfolgen. Gewünscht wurde, dass der Radwegbau bereits beginnen soll und die L 2310 nicht lange gesperrt wird. Henning stellte abschließend fest: Zwei Tote und 18 Schwerverletzte seien „Grund genug, dass wir uns grundsätzlich Gedanken machen“.

Den Beschluss für das Vorhaben will der Gemeinderat in seiner Sitzung im Februar fassen.

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