Dorfladen Boxtal

„Hier ist einiges aus dem Ruder gelaufen“

Bürgermeister Roger Henning gibt Statement zu persönlichen Angriffen, gerüchten und verfahren der Befangenheit ab

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bdg
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Als Symbol für den Start des Dorfladens gab es für die Anwesenden an der Veranstaltung Blumensamen. © Grein

Boxtal. Bei aller Freude über die Realisierung des Dorfladens in Boxtal (siehe weiteren Artikel) schwang bei der Informationsveranstaltung am Freitag der Ärger über die Gemeinderatsentscheidung Anfang Dezember und deren Folgen mit.

Statt des gewünschten zinslosen Darlehens in Höhe von 200 000 Euro hatte der Gemeinderat nur ein Darlehen von 40 000 Euro genehmigt. Hinzu kommt das Grundstück in Erbpacht. Freudenbergs Bürgermeister Roger Henning betonte in seiner Ansprache: „Ich freue mich, dass wir es geschafft haben.“ Er habe sich für das Projekt eingesetzt. Daraufhin kam ein Lachen aus dem Publikum. Henning wertete die Reaktion als schlechten Diskussionsstil. Weiter sagte er, die Versorgung im ländlichen Raum sei exorbitant wichtig, ebenso die Begegnungsstätte und die öffentliche Toilette im Neubau. Es gebe ambivalente Positionen zum Projekt. „Man muss in einer Demokratie jedes Meinungsbild akzeptieren.“ Er habe als Bürgermeister das Ohr am Volk und höre sich Pro und Kontra an. Er empfehle der Initiative, man soll auch den Kritikern zuhören.

Seine Aufgabe als Bürgermeister sei es nicht nur zu gratulieren, sondern auch als Mediator bereitzustehen, denn einiges sei im Prozess um den Dorfladen aus dem Ruder gelaufen. Es seien Unwahrheiten verbreitet worden aus der Emotion heraus. Aus diesen seien persönliche Angriffe geworden, bedauerte er. Das Verfahren im Gemeinderat und die Frage der Befangenheit seien von der Stadt zusammen mit der Kommunalaufsicht geprüft worden. „Es ging bei der Entscheidung im Gemeinderat alles rechtmäßig zu“, betonte er. Er wolle nicht, dass ein Keil zwischen die Ortschaften sowie der Kernstadt gebracht werde. Er wolle an 50 gemeinsame Jahre anknüpfen. „Der Gemeinderat hat sie unterstützt!“, sagte er zur Umsetzung des Dorfladens. Es könne auch auf Basis des Gemeinderatsbeschlusses gebaut werden.

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Schade sei, dass der ein oder andere Gemeinderat leider nicht verstanden habe, dass hinter der Betreibergesellschaft (UG+Still) die Bürgerinitiative stecke. Deshalb sei die Aussage entstanden, man könne keine Privatinitiative unterstützen. Die UG sei hier aber die Bürgerschaft. Man könne stolz auf das Erreichte sein.

Der Gemeinderat stelle auch das Grundstück für den Bau zur Verfügung. Nach dem Bau werde man auch Arbeiten für den Spielplatz angehen. Er hoffe, der Gemeinderat werde hier so entscheiden, wie schon für Wessental und Rauenberg.

Henning berichtete davon, dass von den 1,5 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen im Jahr 2023 nur 400 000 Euro bei der Stadt verbleiben. Einen Teil der abgeführten 1,1 Millionen Euro versuche man sich über Fördermittel zurückzuholen. Auch die 200 000 Euro Mittel aus dem Fond „Entwicklung ländlicher raum“ (ELR) seien Steuergelder, betonte er. Diese zu gewinnen, sei auch gelungen, weil die Stadt den Dorfladen an die Spitze ihrer Antragsliste für ELR-Projekte gesetzt habe. Der Steuerzahler unterstütze somit das Projekt mit einem Drittel der Kosten.

Viele stille Beteiligte

Dankbar zeigte sich der Bürgermeister gegenüber allen stillen Beteiligten, Spendern, dem Gemeinderat und den Aktiven der Initiative. Er sei sicher, der Gemeinderat werde das Projekt zukünftig wohlwollend begleiten, verwies er unter anderem auf den Bauantrag. Henning forderte, es gelte nun nach vorne zu schauen. „Ich werde weiter an Ihrer Seite stehen.“

Debatte um Erlöse

Von einem Bürger wurde Henning gefragt, was mit dem Geld aus dem Verkauf der alten Schule in Boxtal passiere. Henning betonte, es gebe einen Interessenten aber noch keinen Notartermin. Die alte Schule sei noch nicht verkauft. Weiter sagte er, das alte Feuerwehrgerätehaus in der Kernstadt sei verkauft. Da habe niemand darüber geredet, dass das Geld dafür in der Kernstadt bleiben soll. „Lassen wir diese Neiddebatten“, forderte er die Anwesenden auf.

Klaus Böxler stellte anschließend fest, wenn die alte Schule verkauft sei, müsse man noch einmal mit der Stadt sprechen. Er sei nicht der Einzige, der die Stadt in der Verantwortung sehe. Mit Blick auf den Antrag von Rat Siegbert Weiss auf Ausscheiden aus dem Gemeinderat betonte Böxler, dass er damit nichts zu tun habe. Er habe am 7. Dezember lange mit Weiss telefoniert und seither keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Die Anfeindungen an ihn kämen nicht vom inneren Kreis des Dorfladens, so Böxler.

Nach vorne schauen

Rolf Döhner wünschte, dass alles, was gelaufen sei oder eben nicht, liege hinter ihnen. Er sprach eine ganz große Bitte aus. „Lasst uns gemeinsam nach vorne schauen.“ Dies betreffe alles rund um den Dorfladen als auch, dass man in den Ortsteilen wieder einigermaßen zusammenkomme.

Entsprechend des Slogans „Jetzt geht’s los“ bat er die Bürger, sich in irgendeiner Form in das Projekt einzubringen. Er zeigte sich stolz auf die 205 stillen Beteiligten an der UG, die das Risiko für die Nahversorgung im ort voll mittragen. Er sei stolz, dass dieses Ziel deutlich übertroffen wurde. Vorab dankte er auch allen, die den Dorfladen nutzen werden und ihn somit unterstützen. bdg

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