Freudenberg. Nach Klausur und Vorberatungen im Verwaltungsausschuss wurde am Montag der Haushalt 2024 in den Freudenberger Gemeinderat eingebracht. Er soll im Februar beschlossen werden.
Bürgermeister Roger Henning ging in seiner Haushaltsrede auf die schwierige finanzielle Situation, aber auch die Bedeutung von Investitionen ein. Aktuell herrsche in Deutschland eine sehr miese Stimmung. Man solle sich hinsichtlich Protesten und Forderungen stets die Frage der Verhältnismäßigkeit stellen. „Wir sollten 2024 aufhören zu jammern, sondern die Ärmel hochkrempeln und etwas tun“, forderte Henning.
Der Entwurf des Freudenberger Haushaltsplans 2024 in Zahlen
Der Entwurf des Ergebnishaushalts der Stadt Freudenberg sieht ordentliche Erträge von rund 11,88 Millionen Euro und ordentliche Aufwendungen von 12,14 Millionen Euro vor. Mit berücksichtigt sind die Abschreibungen. Damit ergibt sich ein negatives Ergebnis (Fehlbetrag) von rund 258 000 Euro.
Der Finanzhaushalt (ohne Abschreibungen) weist ein positives Haushaltsergebnis von rund 793 000 Euro aus.
Zentrale Erträge 2024 sind laut Plan: Gewerbesteuer 1,2 Millionen Euro (Vorjahr 900 000 Euro). Laut Kämmerin Irina Friesen betrugen die tatsächlichen Gewerbesteuereinnahmen 2023 rund 1,6 Millionen Euro. Grundsteuer: 564 000 Euro (analog Vorjahr); Schlüsselzuweisungen: 3,244 Millionen Euro (Vorjahr: 2,633 Millionen Euro); Anteil Einkommenssteuer und Umsatzsteuer zusammen 2,377 Millionen Euro (2,436 Millionen Euro), Zuweisung für Kindergärten: 679 000 Euro (504 000 Euro).
Aufwendungen 2024 (laut Plan): Personal 2,684 Millionen Euro (Vorjahr: 2,423 Millionen Euro); Kreisumlage 1,626 Millionen Euro (1,524 Millionen Euro); FAG-Umlage (Finanzausgleich): 1,159 Millionen Euro (1,142 Millionen Euro); Gewerbesteuerumlage: 113 000 Euro (85 000 Euro); Betrieb Kindergärten: 1,663 Millionen Euro (1,344 Millionen Euro); Abschreibungen: 1,19 Millionen Euro (1,096 Millionen Euro).
Für 2024 sind Investitionen von rund 1,9 Millionen Euro vorgesehen. Dem stehen Einnahmen von 1,018 Millionen Euro gegenüber. Die Kommune plant, 2024 Darlehen in Höhe von 470 000 Euro aufzunehmen.
Der Schuldenstand zu Beginn des Jahres 2024 betrug 6,976 Millionen Euro. Am Jahresende soll er bei 7,191 Millionen Euro liegen.
Tilgen will man in diesem Jahr Schulden ihn Höhe von 255 000 Euro. Weiterhin werden 125 000 Euro pro Jahr in Bausparverträgen angespart. Diese wirken sich haushaltsrechtlich erst ab Zuteilung der Verträge als Tilgung aus.
Die Pro-Kopf-Verschuldung in Freudenberg betrug Ende 2023 1858 Euro (2022: 1762 Euro). Die Einwohnerzahl der Gesamtstadt lag Ende 2023 bei 3696 Personen (3737).
Folgende Großinvestitionen sind 2024 beispielsweise vorgesehen: Feuerwehrgerätehäuser Ortsteile (100 000 Euro), digitaler Einsatzstellenfunk Feuerwehr (45 000 Euro), Sanierung Lindtal-Schule (100 000 Euro), Fahrbahn- und Gehwegverbreiterung Bereich Ring-/Ziegelgasse (Dyroff-Haus; 100 000 Euro), Sanierung Altstadt 2 (110 000 Euro), Sanierung Rathaus Rauenberg (100 000 Euro), Aufrüstung Regenüberlaufbecken (305 000 Euro), Neubau für Kita Freudenberg (150 000 Euro), Spielplatz Ebenheid (50 000 Euro), Wasserversorgungskonzept 2, Notwasserversorgung Wasserzweckverband Main-Tauber (537 500 Euro). bdg
Mit Blick auf Freudenberg stellte er fest, dass die Gelder im Haushalt begrenzt seien. Mit einem Etat-Volumen von rund elf Millionen Euro müsse man die Pflichtaufgaben für etwa 3700 Bürgerinnen und Bürger stemmen und am besten dazu noch freiwillige Aufgaben. Das System gerate ins Wanken, warnte er angesichts der allgemeinen Entwicklungen. Man müsse schauen, dass man sich nicht von ein paar Leuten an der Nase herumführen lasse und die Demokratie gefährde. In Richtung Bund, Land und EU betonte er, man brauche für eine verlässliche Kommunalpolitik Sicherheit bei Förderungen. Der ländliche Raum übernehme viele Aufgaben, die der Ballungsraum nicht schaffe, etwa bei der Flüchtlingsunterbringung und dem Wohnraum.
Förderprogramme würden zurückgehen, man müsse um jeden Euro kämpfen, bedauerte Henning: „Wir werden im Haushalt wieder Schwerpunkte setzen und Kredite aufnehmen müssen.“ Neben zurückgehen Einnahmen erlebe man auch steigende Ausgaben, beispielsweise durch Tarif-Steigerungen ein Plus von 200 000 Euro bei den Personalkosten oder höhere Betriebskosten bei Kitas. Damit habe man weniger Möglichkeiten, zu investieren.
Leider sei auch die Einwohnerzahl nicht unwesentlich zurückgegangen, so Henning. Ziel müsse sein, diesen Wert zu halten und möglichst zu steigern. Das sei für Finanzzuweisungen wichtig. Dazu gelte es, Leerstand zu minimieren und neuen Wohnraum zu schaffen, verwies er auf die Bedeutung der Stadtentwicklung. Die Stadt hangle sich von Jahr zu Jahr, so dürfe es nicht sein.
Die Investitionen 2024 und in den folgenden Jahren seien überschaubar, erklärte Henning. Man müsse theoretisch viel mehr investieren, etwa in Straßensanierungen. Zu den Schwerpunkten in 2024 gehöre die Feuerwehr. Auch mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung möchte man Sanierungen an der Lindtal-Schule vornehmen (unter anderem Beleuchtung, Umkleide und Duschen in der Halle, Überlegungen zur Mensa). Man hoffe hier auf ein Bundesprogramm mit 70 Prozent Förderung. Das Landesprogramm sehe nur 30 Prozent vor.
Zentrale Themen seien auch die Stadtsanierung und die Beseitigung der Engstelle am Dyroff-Haus. Hierzu liefen noch Gespräche zur Förderung. Man hoffe, diese noch erhöht zu bekommen. Weiter betonte der Bürgermeister, dass die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer für die Bürger und Unternehmen der Stadt unverändert bleiben.
Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war die Stadtentwicklung im Bereich „Rauch-Werk I“ (siehe auch weiteren Artikel). Bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen beschloss der Gemeinderat die Ausübung des Vorkaufsrechts für das Gebäude und Grundstück Hauptstraße 246. Auf den beiden Flurstücken befinde sich ein Wohnhaus mit einem zuletzt als Büro genutzten Anbau und einem direkt angrenzenden Parkplatz. Die Eigentümer haben diese für 322 000 Euro an eine Privatperson veräußert. Das Objekt liegt – bis auf den Waldflächenanteil – im Geltungsbereich des Sanierungsgebiets „Rauch-Werk 1 (Neue Stadtmitte)“. Damit steht der Stadt Freudenberg ein Vorkaufsrecht zu.
Dazu heißt es in der Vorlage, der im Aufstellungsverfahren befindliche Bebauungsplan „Werk 1 (Neue Stadtmitte)“ sehe auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße den Veranstaltungsraum vor. „Mit dem Erwerb der beiden Flurstücke, auf denen bereits ein Parkplatz mit etwa 830 Quadratmeter angelegt ist, könnte sich die Stadt Freudenberg die dafür erforderlichen öffentlichen Stellplätze beschaffen und damit der Stadtentwicklung dienen.“ Zudem könne das Gebäude zur dringend notwendigen Obdachlosen- und Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. „Perspektivisch betrachtet würde es für weitere Maßnahmen der Stadtentwicklung zur Verfügung stehen und so dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“
Der Grunderwerb ist im Rahmen der Stadtsanierung bei Nachweis einer öffentlichen Nutzung der Grundstücke mit 60 Prozent förderfähig. „Aus der Sicht der Verwaltung ist der vereinbarte Verkaufspreis in Höhe von 322 000 Euro marktgerecht.“ Unter Berücksichtigung des Zuschusses verbleiben für die Gemeinde Kosten von etwa 192 000 Euro plus Nebenkosten. Ellen Schnellbach hob die Chancen durch den Kauf des Geländes hervor. Als weitere Nutzungsmöglichkeit schlug sie einen Jugendraum vor.
Eine große Freude war es Henning, die Mehrfach-Blutspender Dietmar Hildenbrand (zehn Spenden) und Jan Konrad (25 Spenden) ehren zu können. Der Bürgermeister bezeichnete sie als Lebensretter und übergab ihnen zusammen mit Bernhard Stumpf, DRK-Vorsitzender Ebenheid/Freudenberg die Auszeichnung des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen sowie ein Präsent. Henning betonte die Bedeutung des DRK und der anderen Rothalbmondorganisationen weltweit. Sie seien in der heutigen Zeit mit Kriegen, Krisen und Unglücken wichtiger denn je. Auch das DRK leide unter dem generellen Spendenrückgang mit caritativen Bereich, sagte er.
Stolz verwies der Rathaus-Chef darauf, dass es in Freudenberg die einzige Kooperation zwischen einer Helfer-vor-Ort-Gruppe, der Feuerwehr und der Stadt gebe. Dies sei ein Segen für die Mitbürger. Besonderes Lob sprach er auch dem DRK Ebenheid für seine Jugendarbeit aus. Dank zollte er den zumeist ehrenamtlichen Helfern, die die Blutspende ermöglichen. „Gehen sie Blut spenden!“, warb er abschließend.
Im Freudenberger Gemeinderat notiert
Boxtals Ortsvorsteher Rolf Döhner bekräftigte in der Freudenberger Gemeinderatssitzung seine Anregung, eine Info-Veranstaltung zum Thema Windkraftanlagen mit dem den Regionalverband Heilbronn-Franken in der Ortschaft zu veranstalten. Dieses sei vom Ausbau im Wertheimer Bereich stark betroffen. In der zweiten Beteiligungsrunde werde es eine zentrale Informationsveranstaltung für Freudenberg geben, so der Bürgermeister.
Peter Eckert regte an, die Hochwasser-Spundwand zu Übungszwecken aufzubauen. Roger Henning erklärte, diese werde einsatzbereit gehalten. Laut Schutzplänen ist ein Übungsaufbau spätestens alle acht Jahre vorgesehen.
Einstimmig angenommen wurden die in zweiten Halbjahr 2023 erfolgten Geld- und Sachspenden in Höhe von insgesamt 4920 Euro an. Bedacht wurden die Helfer-vor- Ort-Gruppe Freudenberg, das Arbeitswochenende zum Projekt „Stück zum Glück“ (inklusiver Schleusenspielplatz), die Jugendfeuerwehr sowie die Feuerwehren Freudenberg und Boxtal. bdg
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