Wirtschaft

Freudenberg: Rauch-Möbelwerke bauen fast 100 Stellen ab

Neuer Geschäftsführer spricht von Absatzproblemen und „hausgemachten“ Herausforderungen

Von 
Gerd Weimer
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Das Rauch-Verwaltungsgebäude in Freudenberg. Hier werden Stellen abgebaut. © Rauch Möbelwerke

Freudenberg. Kurz vor den Sommer-Betriebsferien überrascht Rainer Hribar, der neue Geschäftsführer der Rauch Möbelwerke, die Belegschaft mit einer Hiobsbotschaft. Im Verwaltungsbereich des Unternehmens sollen fast 100 Stellen abgebaut werden. In einem Schreiben an die Mitarbeiter kündigte Hribar, der den Rauch-Chefposten erst im Juni von Gesellschafter Michael Stiehl übernommen hatte, die Maßnahme am Mittwoch an.

Die Rauch Möbelwerke, wo insgesamt rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt sind, befänden sich in einer in einer schwierigen Situation, heißt es in der Mitteilung. „Während die Gesamtkosten dramatisch gestiegen sind und absehbar weiter steigen“, werde der Absatz im Geschäftsjahr 2022/23 nochmals deutlich rückläufig sein. Die Herausforderungen seien teils auf die nachlassende Konjunktur zurückzuführen. Viele der Probleme seien aber „hausgemacht“, schreibt Hribar, der Gegenmaßnahmen ankündigt. Dem Unternehmen müsse es gelingen, die „Produkte auf Anhieb in akzeptabler Qualität zu den vereinbarten Terminen zu unseren Kunden zu bringen“, fordert der Geschäftsführer. Zudem wolle man mit einer „Vertriebsoffensive im In- und Ausland verlorene Marktanteile zurückgewinnen“.

Schließlich müsse man auch Personal abbauen. Der Fertigungsbereich wird demnach geschont. In der Produktion solle die im Geschäftsjahr 2022/23 erwartete Absatzflaute „mittels Abbau der Zeitarbeitskonten und Kurzarbeit“ überbrückt werden.

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„Es sind in diesem Bereich keine betriebsbedingten Kündigungen vorgesehen“, so Hribar. Der Verwaltungsbereich allerdings sei „inzwischen viel zu aufgebläht und ein deutlicher Personalabbau ist unumgänglich“.

Ein Viertel der Stellen in diesem Bereich solle „dauerhaft“ abgebaut werden. Das betreffe 97 Vollzeitkräfte. „Nach Fluktuation, Renteneintritten und Rentenbrücken gehen wir davon aus, dass es zu 65 bis 70 Kündigungen kommen wird“, rechnet Hribar vor. Mit einer Neuordnung der Organisation, zum Beispiel dem Zusammenfassen von Abteilungen, würde man zudem „viele Schnittstellen und den ständigen Abstimmungsaufwand erheblich reduzieren“.

Von der Abbaumaßnahme seien die Bereiche Administration, Vertrieb und Technik gleichermaßen betroffen.

Bis Mitte dieses Monats werde die Geschäftsführung den Betriebsrat und die Agentur für Arbeit informieren. Ab Mitte September soll mit dem Betriebsrat über den erforderlichen Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt werden. „Ziel ist es, spätestens Ende November 2022 die notwendigen Kündigungen auszusprechen“, so Hribar.

„Wir sind uns bewusst, dass dieser Abbau ein massiver Eingriff in die Strukturen bedeutet und sehr schmerzhaft ist. Gehen Sie bitte davon aus, dass dies nicht leichtfertig passiert, sondern zur Gesundung der Rauch Möbelwerke absolut notwendig ist“, heißt es abschließend in dem Schreiben.

Bei der Belegschaft schlug die Nachricht kurz vor den zweiwöchigen Betriebsferien, die am Montag beginnen, wie eine Bombe ein. Die Betriebsratsvorsitzende Cornelia Miltenberger sprach von einer „angespannten Stimmung“.

Die Ursache für die Krise im Unternehmen sieht auch sie nicht nur bei der konjunkturellen Entwicklung.

„Leider sind in den vergangenen Jahren viele Fehlentscheidungen getroffen worden“, sagt sie. Dass dies nicht nur die Meinung des Betriebsrats ist, liegt auf der Hand. Vor wenigen Wochen wurde nahezu die komplette Geschäftsführung ausgetauscht.

Redaktion Reporter Wertheim

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