Freudenberg. Florian Gehrig, Vorsitzender der Finkenbrüchle Freudenberg (CFF), startete fetzig gesanglich in die Sitzung und das Publikum klatschte kräftig mit. Er dankte den zahlreichen Helfern, die die Umsetzung der beiden Prunksitzungen am Freitag und Samstag ermöglichten.
Moderiert wurde die Sitzung mit Charme und Witz vom Präsidentenduo Heiko Brand und Ulrike Maier. Nach Premiere im vergangenen Jahr begeisterte auch dieses Jahr Finkenmariechen Sophia Scheiber (Trainerin Hanna König) die Gäste in der vollen Halle.
In Rekordgröße zeigte sich der Nachwuchs der Finkenbrüchle. Die 21 Jungen und Mädchen der Minifinken (Trainerinnen Yvonne Schuster, Linda Dölger und Sylvia Dölger) brachten „Barbie“ auf die Bühne. Dabei bewiesen sie, dass sie den Großen tänzerisch in nichts nachstehen.
Eine feste Größe auf der Freudenberger Narrenbühne ist Büttenredner Fritz Ulshöfer mit seiner politischen Büttenrede. Seine Spitzfindigkeiten verkündete er dieses Mal direkt vom Olymp. Kritisch ging er mit der Menschheit ins Gericht, die nicht bereit sei, ihr Handeln zu überdenken, das die Erde zerstört. „Es gibt auf der Erde, glaubt mir als Zeus, nix Neues.“ Er thematisierte unter anderem die Flugblattaffäre von Aiwanger, die sozialen Sünden der Firmen gegenüber ihren Mitarbeitern durch Subunternehmen, das Bürgergeld, politische Rattenfänger, die Folgen der industriellen Revolution und den gegenseitigen Vertrauensvorschuss der Ampelparteien, der sich nicht erfüllte. „Der eine sagt hü, der andere sagt hott, so wird man ein Opfer von Spott.“
Die Mädchen und der Junge der Jugendfinken (Trainerinnen Sophia und Simone Scheiber) ließen die Zuhörer mit ihrem Tanz zu „Hawaii“ vom Palmenparadies träumen. Zu karibischen Klängen präsentierten sie perfekt synchron und strahlend ihren Tanz.
Die beiden Präsidenten stellten ihre Elferräte vor und lobten sie für ihr großes Engagement bei den verschiedenen Vereinsaufgaben. Die Jugendgarde (Trainerinnen Annika Schmitt, Marisa Kern und Kim Bachmann) seien der Stolz jedes Faschingsvereins, so die Präsidenten. Für viele der Tänzerinnen sei es heute eine Premiere. Vom ersten Takt des Einmarsches bis zum Abschlussbild begeisterten sie mit ihrem klassischen Gardetanz.
Kritik in Rede und Gesang
Eine weitere feste Größe des CFF-Programms ist der Fink in der Bütt (Detlef Scheiber). Er glossierte in Rede und Gesang das Freudenberger Ortsgeschehen. Dabei begleitete er sich selbst mit Gitarre und Mundharmonika. Er erinnerte beispielsweise an die geplante Social-Media-Pause des Bürgermeisters zum Jahresende. Diese konnte er aber nicht einhalten, wegen des Hochwassers. Auch das neue Feuerwehrhaus thematisierte der Fink. „Die Feuerwehr ist wie Viagra: Gut wenn manes hat, noch besser, wenn man es nicht braucht“, meinte er.
Auf Social-Media habe es Kritik an der Schließung des Schleusenspielplatz im Sommer wegen des Umbaus gegeben. Die Lästerer seien aber schnell zurückgerudert, denn der Spielplatz sei gut geworden. „Und selbst die Alten trauen sich, hier mal wieder Kind zu sein.“ Bei jedem Wetter sei dort etwas los. Es sei ein Spielplatz, auf dem man Vielfalt sieht.
Nicht fehlen durfte der Boxtaler Dorfladen und das Darlehen, das geringer ausfiel, als gedacht. „Jetzt kann der Laden doch entstehen, Boxtal vor euch zieh ich meinen Hut“, stellte er zum Ergebnis fest. Weitere Themen waren unter anderem die Lastwagen, die statt der Klimakleber die Altstadt blockieren: 62 Brummis für eine Benefizaktion in Bürgstadt, die durch Freudenberg fuhren und der Weihnachtsbaum in Ebenheid, der optisch nicht so der Bringer war. Zum Abschluss besang er „Fradeberch“ als das badische Rom.
Nach diesem Training der Lachmuskel ging es mit einem gelungen Gardetanz der Prinzengarde (Trainerinnen Jule Maier und Hanna König) weiter. Seine Erlebnisse als Lkw-Fahrer brachte Florian Gehrig in die Bütt. Es war der erste Büttauftritt für den Vorsitzenden des Vereins, der in den Vorjahren in vielen anderen Rollen auf der Bühne zu sehen war. Er ging auf die Beobachtungen ein, die er von seinem Führerhaus aus in Freudenberg gemacht habe.
So ging es unter anderem um die Blitzersäule, Entladen bei der Schnapsbrennerei, das den Verkehr aufhält, die Hosendekoration am Ortseingang und abgerissene Seitenspiegel im Begegnungsverkehr. „In der Altstadt ist immer irgendwo die Straße offen,“ verwies er auf die vielen Wasserrohrbrüche. Aufgefallen waren ihm auch die Rentnerpatrouille als eine Art Ortspolizei. Auch er griff die Dorfladenthematik auf. Ein Kreisel sei angeblich für Verkehrsfluss gut, bei Schichtende bei Rauch gehe das aber nur in einer Richtung gut, meinte er. Vielleicht sei der Kreisel auch nur zum Schön-Sein da und dafür, um mit Schildern zu zeigen, dass man die Ortsteile nicht vergisst.
Die Spaßtanztruppe (Trainerin Susanne Gallas) sorgte für eine 90er-Zeitreise. Die Männer und Frauen begeisterten mit einem tänzerischen Hitbattle aus dem Jahrzehnt.
Die Finkenbrüchle hatten keine Kosten und Mühen gescheut und die „ZDF-Hitparade“ in die Turnhalle geholt. Die Top-Ten-Hit kamen dann aber faschingsgerecht daher. Überzeugend waren bei „Dieter Thomas“ alle Künstler aus der Kleinstadt mit Herz.
Die SC-Schnittchen (Trainerin Xenia Uiberall) nahmen als „Stewardessen“ in ihrem Showtanz die Gäste mit auf den Flug nach Palma da Mallorca. Dabei tanzten sie auch auf den Tischen des Publikums.
Jürgen Wiedemann und Jürgen Karch gingen in der Bütt unter anderem auf die Krux mit den eigenen Erinnerungen ein. Auch das Älter werden sei nicht einfach. Da würden im Bus sogar Schwangere für einen Aufstehen. Wiedemann stellte fest, im Arbeitsleben habe man nur zwei Ziele: Freitag und die Rente. Auch Bauchrednerpuppe Schorsch hatte wieder ihren Auftritt. Zudem gab es Einblicke in das Tagebuch des Bürgermeisters.
Das Männerballett des CFF (Trainerinnen Romina Brand und Julia Scheurich) entführte die Zuschauer gekonnt in „1001 Nacht“ mit Tanz und akrobatischen Elementen.
Krönender Abschluss des Showabends war auch 2024 das Stimmungsmedley mit Diana Figueiredo, welches das Publikum auch in diesem Jahr feierte. Dabei wurden in der Halle die Regenbogenfarben deutlich. Beim Finale aller Mitwirkenden stimmte man gemeinsame Lieder an.
Präsidenten-Duo Ulrike Maier und Heiko Brand sagt Ade
Bei allem Spaß hieß es in der Prunksitzung der Finkenbrüchle auch Abschied nehmen von den Präsidenten Ulrike Maier und Heiko Brand. Die beiden hatte die Aufgabe seit bei der Prunksitzung seit dem Jahr 2011 inne. Zukünftig wird Nicole Mögel das Amt der Sitzungspräsidentin übernehmen. Sie ist bereits Vorstandsmitglied bei den CFF. Maier verabschiedete sich mit einem Abschiedslied von den Narren: „Wir verkünden, dass wir nun gehen“.
Vom Elferrat gab es Abschiedsumarmungen und vom Publikum Applaus im Stehen. Dass die beiden Ausscheidenden gerührt waren, sah man ihnen deutlich an. Die neue Präsidentin stellte sich singend vor. Dabei stimmte sie auch ein Loblied für ihre Vorgänger an. Nach der Sitzung blickten Maier und Brand im FN-Gespräch zurück: An den Abenden der Prunksitzungen seien es immer toll gewesen, ein gelungenes Programm zu präsentieren und zu spüren, dass das Publikum sich gut unterhalten fühlt. „Wir wurden an jedem einzelnen Abend immer wieder überrascht, sei es durch Einzelheiten, die an der Generalprobe noch nicht verraten worden waren oder durch spontane Einfälle.“ Für Maier gehörte es zu den persönlichen Höhepunkten die eigenen Töchter auf der Bühne stehen. „Sie waren von Anfang an dabei, sei es als Gardemädchen, als Büttenrednerinnen, als Finkenmariechen, Showtänzerinnen oder aber zuletzt auch als Trainerinnen.“
Info: Weitere Bilder von der Prunksitzung unter www.fnweb.de.
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