Reicholzheim. „Die Prologenden“ wie Sitzungspräsident Stefan Fröber sie nannte, brachten in ihrer Darbietung einen kleinen Abriss über das aktuelle politische Geschehen dar. So stellten Kaspar, Melchior und Barbara fest, dass Sekundenkleber im letzten Jahr der Verkaufsschlager war. „Tja, ihr seht keine Fata Morgana oder einen jünger gewünschten Carsten Schmidt“, erklärte der neue Sitzungspräsident Stefan Fröber. Bei seiner Premiere führte der Landschaftsdesigner mit dem Zapfhahn als Lieblingstier mit viel Witz gekonnt durch das Programm und stellte hinterher fest, dass es einfach „geil“ war und „richtig Spaß gemacht hat“.
Schwungvoll ging es mit der weiblichen Garde los, die einen tollen Marschtanz zeigten. Nun machte sich Ortsvorsteher Sebastian Sturm auf die Suche nach dem Gin. Auf seiner Suche ließ er nichts aus. „In Werde im Krankenhaus da ist er nicht, da brennt ja kaum noch das Licht“. Aber auch die große Politik ließ er nicht außen vor – „weit entfernt vom Dichter- und Denkerland – was die treiben, ist allerhand“, meinte er zur Politik in Berlin.
Neuigkeiten aus der Wertheimer Region
Rasant wurde es nun bei der Rallye „Reichelze Dakar“. Die „Noachtaüle“ brachten allerlei Neuigkeiten aus der Region und der Welt auf die Bühne. Da musste ein Rallyefahrer die letzten Kilometer zu Fuß gehen, weil er sich die Ölwanne an der gefallenen Mauer in Waldenhausen aufgerissen hat. „Ich hab für den ganzen Tacho bezahlt, da benutz’ ich auch den ganzen Tacho“. Außerdem hatten sie auch weitere Ratschläge parat. So soll man seine Frau wie ein Auto behandeln: „Hä? Aber ein Auto braucht doch Liebe“. Außerdem fragten sie sich, ob es eigentlich als Wildunfall gilt, wenn man einen Klimakleber erwischt und ob ein Katholik auf einer Demonstration automatisch zum Protestant wird.
Hell leuchteten die Kugeln der Wahrsagerinnen im dunklen Saal. Was die Zukunft uns bringen wird, das verrieten sie nicht, aber in der Gegenwart zeigten die jungen Damen der „Firestarters“ einen beeindruckenden Tanz. Optimistisch in die Zukunft können die Reichelzer Narren in der Bütt schauen. Die junge Formation der Start-Ups bewies, dass sie den Erfahrenen mit ihrem Witz auf der Bühne um nichts nachsteht. Auf dem schönsten Basar von Bagdad handelten sie mit allerlei Ware. Aber auch ihre Mitreisende wollten sie zu Geld machen. So ergab der Kamelrechner immerhin stolze 70 Kamele für die junge Dame, während es für den Sitzungspräsidenten nur 27 geben würde, schließlich kommt der aus Waldenhausen. Magisch wurde es nun, als die „Downtowns“ mit illuminierten Flügeln ihren Dschinnis huldigten und so zauberhafte Figuren auf die Bühne brachten.
Der Vorstand und der Sitzungspräsident haben gewechselt, aber trotzdem gibt es für Anneliese Prokopp und Hilmar Keller immer noch keine Chance endlich Reichelzer Prinzenpaar zu werden. Als Sultan und Sultanine versuchte das „Ständig Stellvertretende PrinzenPaar“ ihren Teppich zum Fliegen zu bringen. Mit allerlei Selbstironie und Wortgewandtheit rissen sie die Zuschauer mit. „Rieb ich an der Lampe, kam ein Alter mit Wampe“, stellte Anneliese fest. Nach vier Jahren als „Ständig Stellvertretendes PrinzenPaar“, werden sie sich nun von der Bühne zurückziehen, verkündeten sie zum Bedauern aller.
Prinzessin Tabea im Kamel-Kostüm
Sie hatte es sich anders vorgestellt, Reichelzer Faschingsprinzessin zu sein, nun stehe sie hier als Kamel, stellte Prinzessin Tabea die tanzende Gardefee fest. Ihren Prinzen störte das wenig, schließlich hat Prinz Jo mit den goldenen Schuhen vorgesorgt, auch mit diesem Kostüm Getränke in der Bar zu sich nehmen zu können. Aber so mussten sie nicht bleiben, ein Wunsch beim Flaschengeist und schon stand das Prinzenpaar in orientalischem Dress da.
Den letzten Wunsch der Prinzessin, mit ihrem Prinzen auf der Bühne zu tanzen, wandelte dieser um und ließ doch lieber seine Prinzessin mit ihren Mädels tanzen. So wirbelte die weibliche Garde bei ihrem Showtanz als Bauchtänzerinnen und Räuberinnen über die Bühne und brachten den Glanz von „1001“ Nacht in die Reichelzer Halle.
Auf außerordentliche Kontroversen, wenn zwei Welten aufeinanderprallen, freute sich nun das Publikum. Wenn eine Klimaaktivistin auf zwei Ölscheichs trifft, gibt es viel Kurioses. So wollte sich die Aktivistin in der Wüste festkleben, um das Übel an der Wurzel zu bekämpfen. Doch die Scheichs belächelten es nur: „Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn‘n, unser Öl bleibt euch besteh’n. Ihr habt solche Sehnsucht – nach unserm Öl in euer’m Land.“ Nach allerlei Diskussion über das Wertheimer Krankenhaus, für das auch die künstliche Intelligenz keine Lösung findet, die geschlossene Volksbank in Reicholzheim und weiterer Themen, stellten sie abschließend fest: „Wir sind am Arsch, alles im Eimer, doch wir halten alle fest zusammen, wir Reicholzheimer. Solang die Tauber fließt und der Nepomuk noch steht, da kann sich jeder sicher sein, dass es weiter geht“, was das Publikum lautstark mitsang.
Wenn sechs Frauen mit der „Alli Barbies“ Airline zu den 40 Räubern aufbrechen wollen, hat man am Gate viel Zeit zum Ratschen. So kommentierte das „KAG“ (Krampfader- Geschwader) mit spitzer Zunge, was sie bei ihren Mitmenschen beobachtet haben. Da fragt man sich, „wenn Unverheiratete ledig sind, ob Verheiratete dann erledigt sind“. Und wenn die Blumenleggins in diesem Jahr größere Blüten hat, hat man wohl einen grünen Daumen. Auch die englischen Durchsagen kamen nicht immer richtig an und sorgten für viele Lacher.
Zum Abschluss verlangte dann Prinz Jo nach seiner Palastwache. Die männliche Garde zeigte bei ihrem Tanz, dass an ihnen keiner vorbeikommt – außer der Lieferant der Würzburger Hofbräu wie Sitzungspräsident Stefan Fröbel treffend feststellte. Mit dem großen Finale ging ein rundum gelungener Abend zu Ende und die Sitzungskapelle Berti and Friends spielte noch zum Tanz auf.
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