Fastnacht

Narrenring Main-Neckar: Startschuss mit politischer Botschaft

Die Fastnachtskampagne 2024 ist seit Samstagnachmittag eröffnet. Vor der Prunksitzung des Narrenrings Main-Neckar richtet Präsident Stefan Schulz ganz besondere Worte an die Abordnungen der Mitgliedsvereine.

Von 
Michael Fürst
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Norbert Münch (Zweiter von links) erhielt den Ehrenpreis des Narrenrings Main-Neckar. Die Laudatio hielt Wolfgang König (Zweiter von rechts). Neben Präsident Stefan Schulz ist auch Vizepräsident Stefan Schwab mit auf dem Bild. © Fürst

Buchen/Odenwald-Tauber. Was war denn da los? Eine Fastnachtsveranstaltung in der Buchener Stadthalle, bei der nicht nur „hinne houch“ gerufen wurde? Nein, am Samstag waren die Fastnachtsgrüße deutlich vielfältiger – oder um es genau zu sagen: vielfältiger können sie im Narrenring Main-Neckar gar nicht sein. Der Grund ist recht einfach benannt: Abordnungen aller 56 Mitgliedsvereine waren gekommen, um am offiziellen Empfang des Narrenrings vor der Narrenring-Sitzung (siehe Folgeseite) teilzunehmen. „Helau“, „Ahoi“, „Hujauf“ und natürlich das „Hau Ruck“ der „Hettemer Fregger“ waren mannigfaltig zu hören. Die Fastnachtsgesellschaft aus Hettingen feiert in diesem Jahr nämlich ihr 70-jähriges Bestehen und war aus diesem Grund Ausrichter des Empfangs und vor allem der Sitzung des Narrenrings.

„Fregger“-Vorsitzender Robin Schmelcher wies in seiner Begrüßung aber noch auf weitere Jubiläen hin: 1250 Hettingen und 50 Jahren neue Stadt Buchen. Das sei doch Grund genug, um zu feiern. „Unser Saal ist zu klein, deshalb sind wir hier“, erklärte Schmelcher den Umzug in die Stadthalle nach Buchen.

Hausherr Roland Burger, Bürgermeister der Stadt Buchen, gratulierte den „Freggern“ zum 70. Geburtstag in Reimform und merkte an, dass es vor 50 Jahren „utopisch“ gewesen wäre, dass Hettinger in Buchen feiern. Er lobte Zusammenhalt und Kreativität der „Hettemer Fregger“ und forderte dann alle Narren auf: „Das ist ernst genug, feiert deshalb alle mit!“

Der Präsident begrüßt in Buchen die Fastnachter des Narrenrings Main-Neckar: Stefan Schulz wählte dabei ganz besondere Worte. © Fürst

Fastnacht als Brauchtumspflege

„Wer so wie ich als Narr geboren worden und dann zeit seines Lebens bis hin zur Berufswahl auch einer geblieben ist, fiebert der fünften Jahreszeit natürlich besonders entgegen. Endlich ist wieder Faschenacht“, rief Achim Brötel, der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, den Narren zu. Dem Anlass entsprechen war Brötel nicht in einem heimischen Huddelbätz-Kostüm erschienen, sondern im Ornat des Ehren-Äschesack, den er anlässlich der offiziellen Jubiläumsfeier von den „Hettemer Freggern“ überreicht bekommen hatte. Und die weiteren Worte des Landrats kamen einer Hommage gleich: „Ich gratuliere der FG Hettemer Fregger auch in diesem Rahmen sehr herzlich zu ihrem Jubiläum. Die Fastnacht in Hettje war schon immer besonders schön – und das wird sie mit Sicherheit auch weiterhin bleiben. Bis in alle Ewigkeit. Amen.“

Dr. Achim Brötel war es ein besonderes Anliegen festzustellen: „Faschenacht – das ist halt weiß Gott nicht nur Party und Feiern, sondern da geht es auch ganz viel um Brauchtumspflege und Traditionsbewahrung. Das sollten und das dürfen wir nie vergessen. Es ist nämlich Teil unserer kulturellen Identität.“ Allen wünschte er „in diesen Zeiten eine Mut-machende Faschenacht“.

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Zeichen gegen Rechts

Den Faden von „diesen Zeiten“ nahm auch Narrenring-Präsident Stefan Schulz in seiner tiefsinnigen, aber dennoch humorvollen Rede auf. Er griff ein Zitat von Martin Niemöller auf, in dem sich der bekennende Widerstandskämpfer und KZ-Häftling im Dritten Reich zu den Narren und den damals herrschenden Nazis äußerte. Schulz wählte zum Startschuss der Kampagne 2024 die leicht abgewandelten Worte aufgrund der aktuellen Situation in Deutschland, in der der Rechtspopulismus immer mehr zu werden scheint. Der Narrenring-Präsident sagte mit politischem Hall: „Wir zeigen klare Kante nach Rechts. Wir sind bunt! Wir wollen Freude verbreiten – auch in schweren Zeiten.“

„Freggerli“ begeistern

Das Anliegen der hiesigen Narren sei es, Frohsinn zu verbreiten und das Brauchtum zu pflegen. „Die Fastnacht ist ein Zeichen für Toleranz und gegen rechts“, sagte Stefan Schulz. Und zum Zeichen der Fröhlichkeit tanzten gleich die „Freggerli“, die Mini-Garde aus Hettingen, einen kecken Tanz.

Zu guter Letzt verkündeten Vizepräsident Stefan Schwab und Wolfgang König die Entscheidung des Till-Ausschusses aus dem Narrenring: Norbert Münch, „der Wassersucher aus Mudau“, ist der vierte Ehrentitel-Träger des Narrenrings Main-Neckar. Er erhielt den Preis beim Empfang des Narrenrings in der Buchener Stadthalle. Bereits seit 1986 ist er bei der „KG Mudemer Wassersucher“ aktiv und dort Ehrenmitglied.

„Es ist die höchste Ehre im Narrenring, doch diese Ehre steht dir wirklich zu. Du bist auf allen Sitzungen anzutreffen“, sagte Wolfgang König in seiner Laudatio. König ist neben Gerhard Raab und Karl Heß selbst Träger des Ehrentitels, der alle zwei Jahre verliehen wird. Norbert Münch nahm den Preis sichtlich gerührt entgegen und musste sich ein Tränchen verdrücken - vor allem, als Wolfgang König sagte: „Du gehörst jetzt zu den ganz Großen.“

Bevor es dann bei der Narrenring-Sitzung in die Vollen ging, erhielten die Abordnungen alle noch den Hettinger Jubiläumsorden, bevor man sich bei einem gemeinsamen Essen für die kurze, aber knackige Kampagne stärkte.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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