Vereinswesen

Wanderfreunde Creglingen lösen sich nach 45 Jahren auf

Überaltert und ohne neue Verantwortungsträger. Großes Bedauern. Es gibt noch eine Jahresabschlussfeier

Von 
Markhard Brunecker
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Sie durften die letzten Ehrungen bei den Wanderfreunden Creglingen in Empfang nehmen: (von links hinten) Robert Körber (20 Jahre), Karl-Heinz Seewald (30), Manfred Hirsch (25), vorne, Siegfried Ums (30), Tobias Ries und Friedhelm Hess. Auf dem Bild fehlt die erkrankte Laura Ries. © Markhard Brunecker

Fast auf den Tag genau 45 Jahre nach seiner Gründung im Januar 1979 im Gasthaus „Zum Lamm“, hat sich der Verein „Wanderfreunde Creglingen“ im Gasthaus Herrgottstal wieder aufgelöst.

Creglingen. Die Gründe für die Auflösung der Wanderfreunde sind schnell erklärt, der Verein ist überaltert und von den aktuell 47 Mitgliedern hat sich nach langer intensiver Suche der Vorstandschaft niemand bereit erklärt, Verantwortung im Vorstand zu übernehmen.

Vorstand Manfred Hirsch, der selbst nach mehreren Jahren im Vorstand, 2006 das Amt des Vorsitzenden übernahm, rief voller Stolz den anwesenden Mitgliedern und Vertretern der örtlichen Vereine zu: „Wir waren einmal ein großer Wanderverein!“

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Der Verein mit Gerd Müller an der Spitze war vom ersten Tag an sehr aktiv. Der erste Wandertag fand bereits ein Jahr später statt und trotz starken Regens kamen 1980 über 3000 Wanderer. Rekordbeteiligung mit über 3 500 Personen gab es 1993.

Wie Vorsitzender Manfred Hirsch bei der Jahreshauptversammlung mitteilte, waren zu den 40 Wandertagen rund 95 000 Wanderer teils mit Bussen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern angereist. Umgekehrt hatten die Creglinger Wanderer rund 85 000 Teilnahmen bei anderen Veranstaltungen.

Wie fast bei allen Wandervereinen bundesweit haben die Aktivitäten in den letzten Jahren stark nachgelassen. Laut Hirsch sei wissenschaftlich nachgewiesen, dass Wandern glücklich macht, es entspannt, macht fit und baut Stress ab. Es ist die beste Medizin gegen die Belastungen des Alltags. Daher bat er alle, so lange wie möglich zu „Laufen“.

Die einzelnen Berichte der jeweiligen Abteilungen fielen in der letzten Jahreshauptversammlung sehr kurz aus, sind die Aktivitäten in den letzten Monaten doch fast zum Erliegen gekommen. Die Kassenprüfer meldeten, dass die Kasse mit Führung in bestem Zustand sei. So lag die ganze Spannung dieser historischen und wehmütigen Versammlung auf dem Abstimmungsergebnis über den Antrag der jetzigen Vorstandschaft der Wanderfreunde, den Verein zum nächstmöglichen Zeitpunkt aufzulösen.

Von den 47 aktuellen Mitgliedern waren immerhin 23 anwesend. Zur Auflösung waren also 16 Stimmen nötig. Creglingens stellvertretender Bürgermeister Karl Haag hatte die Leitung der schriftlichen Abstimmung übernommen und teilte daher auch das Ergebnis mit. Dieses laute klar und deutlich 22:1 für die Auflösung.

Nach diesem klaren Votum mussten drei Liquidatoren gewählt werden, die den Verein abwickeln. Dies wurden bei zwei Enthaltungen: Manfred Hirsch, Siegfried Ums und Karl-Heinz Seewald. Als Schriftführerin hat sich Laura Ries zur Verfügung gestellt. Der Verein besteht noch und befindet sich nun im Abwicklungsstadium.

2024 keine Beiträge mehr

Der nächste Schritt geht zum Notar und dann zum Amtsgericht nach Ulm. Das Vereinsvermögen wird – wie Kassier Siegfried Ums mitteilt – nach Überweisung einiger Spenden an soziale Einrichtungen, die Regenbogenstation der Uniklinik Würzburg und die Mukoviszidose-Stiftung und Begleichung der noch anstehenden Kosten gemäß den Vorgaben des Amtsgerichts verteilt/überwiesen. Im Jahr 2024 werden keine Beiträge mehr erhoben. Da der Verein noch bis zum Jahresende bestehen wird, ist für 2024 noch ein Vereinsausflug und eine Jahresabschlussfeier geplant. Termine werden noch bekannt gegeben.

Karl Haag, der das Grußwort der Stadt überbrachte, bedauerte zutiefst, dass nach der Auflösung des Sängerkranzes der zweite Creglinger Verein zur Auflösung ansteht. Sein Dank galt dem großen Engagement der Mitglieder in all den Jahren. Die „Wanderer“ seien ein hervorragendes Aushängeschild und somit ein toller Werbeträger gewesen. Leider habe sich die Gesellschaft so verändert, dass dies bundesweit kein Einzelfall ist, immer weniger junge Menschen wollen Verantwortung übernehmen. Dies mache leider auch bei Kleinbetrieben keinen Halt. Zu den anstehenden Abwicklungsarbeiten meinte er, dass eine Vereinsauflösung schwieriger sei als eine Gründung. Die Halle soll in den nächsten Wochen geräumt werden.

Zuvor nahm Vorsitzender Hirsch noch die letzten Ehrungen, eine Verbandsehrung verdienter Mitglieder, vor. Die Ehrenurkunde mit Verdienstplakette des Deutschen Volkssportverbandes in Bronze ging an Laura Ries. Mit Silber wurden ausgezeichnet: Friedhelm Hess und Tobias Ries. Gold erhielten Manfred Hirsch, Siegfried Ums, Karl-Heinz Seewald und Robert Körber. Am Ende der Jahreshauptversammlung mit Auflösungsbeschluss meldete sich Karl Haag nochmals zu Wort und rief sehr emotional : „Creglingen ist keine sterbende Stadt, es gibt auch zahlreiche positive Entwicklungen.“

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