Creglingen. Der Sängerkranz Creglingen hat das Ende seiner 167 Jahre währenden Geschichte eingeläutet: Mit dem Beschluss zur Vereinsauflösung ist im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung der letzte Akt eröffnet worden. Nun geht es an die Abwicklung des Traditionsvereins. Nachwuchsmangel, Überalterung und fehlende Nachfolger für den ausscheidenden Vorstand waren die Gründe für den schleichenden Exitus.
Es war ein historischer, ein wehmütiger Abend in der Musikhalle. Zum letzten Mal versammelten sich die Mitglieder des Männergesangvereins Sängerkranz Creglingen zu einer Hauptversammlung – und besiegelten im Lauf des Abends einstimmig das Ende ihres Vereins. Dass außer Hans Ebert keine weiteren passiven Mitglieder zur finalen Versammlung gekommen waren, kommentierte Vorsitzender Egon Berg mit deutlichen Worten: „Das ist enttäuschend“.
Gleichwohl wickelten er und seine Vorstandskollegen die Tagesordnung souverän ab, auch wenn es ihnen sichtlich schwer fiel. „Das steckt uns alles in den Kleidern“, machte Egon Berg aus seinem Herzen keine Mördergrube. Schließlich gingen 167 Jahre Gesangvereinsgeschichte unweigerlich zu Ende. Die verbliebenen zehn aktiven Sänger werden sich entweder dem Gesangverein Archshofen oder Niederrimbach anschließen und damit weiter singen – in der bewährten Chorgemeinschaft der bisher drei Chöre.
Egon Berg nutzte die außerordentliche Versammlung zu einem kurzen Rückblick auf die Zeitspanne seit der letzten Generalversammlung im Oktober 2023. Der letzte Auftritt lag erst knapp zwei Wochen zurück – an selber Stelle beim Pferdemarkt-Empfang, wo man traditionell als Chorgemeinschaft auftritt. Für ihre Pünktlichkeit und ihren Probenfleiß hatte Egon Berg für seine Sängerkollegen ein großes Lob im Gepäck – genauso wie für seine Vorstandskollegen und alle weiteren Funktionsträger im Verein wie Fahnenträger oder die Dirigenten Ernst Preininger und Karl-Heinz Rehfeld.
Schriftführer Karlheinz Hofheinz machte es ebenfalls kurz mit seinem Rechenschaftsbericht. „Die Hauptarbeit liegt noch vor uns“, sagte der Schriftführer mit Blick auf die nun bevorstehende Liquidation des Vereins. Es müsse geklärt werden, was mit dem Restvermögen und den sachlichen Werten des Vereins passiere. Ausdrücklicher Wunsch des Vorstands sei, dass das finanzielle Restvermögen an die Vereine Niederrimbach und Archshofen gehe. „Wir wollen die Chorgemeinschaft ja erhalten und weiter singen“, erklärte Hofheinz dazu.
Inwieweit das rechtlich möglich ist, will man mit der Stadt Creglingen abklären, die laut der Vereinssatzung eigentlich Adressat des Vermögens wäre. Bürgermeister Uwe Hehn, der neben Vertretern der Stadtkapelle ebenfalls an der Versammlung teilnahm, signalisierte bereits Entgegenkommen.
„Wichtiges Stück wird fehlen“
Kassier Paul Herwarth bezifferte das Restvermögen auf rund 7251 Euro zum Stand 31. Dezember 2023. Im Jahr 2024 werde kein Mitgliedsbeitrag mehr eingezogen, kündigte der Kassier an. Die Kassenprüfer Karl Ernst Jacoby und Friedhelm Waldmann hatten die Kasse geprüft. Sie sei einwandfrei geführt, bestätigte Friedhelm Waldmann. So beantragte Bürgermeister Uwe Hehn die Entlastung, die einstimmig erfolgte.
Das Stadtoberhaupt sprach von einer „langen Ära“, die nun zu ende gehe und würdigte das „große Engagement“ und die „gute Zusammenarbeit“ mit dem Sängerkranz. Der Verein habe viele städtische Termine bereichert, „es wird künftig ein wichtiges Stück in der Geschichte der Stadt Creglingen fehlen“ , bedauerte Uwe Hehn. Die Sänger hätten ihr Hobby mit viel Herzblut betrieben. Der Sängerkranz sei jedoch nicht der einzige Verein mit Mitgliedermangel, „es werden noch mehr Vereine aufgeben“, war Uwe Hehn überzeugt und verwies auf die Wanderfreunde Creglingen, die diesen Schritt ebenfalls angekündigt hätten.
Heutzutage würden sich immer weniger Menschen länger binden, der Wandel in der Freizeitgesellschaft hänge stark mit dem Internetzeitalter zusammen. „Diese Entwicklung hält niemand auf“, meinte das Stadtoberhaupt. Den verbliebenen Sängern wünschte er in den neuen Vereinen Archshofen und Niederrimbach alles Gute und drückte gleichzeitig seine Hoffnung aus, dass die Chorgemeinschaft noch lange überlebe.
Liquidatoren gewählt
Sven Weidenmüller aus Niederrimbach hob die stets gute Zusammenarbeit mit den Creglinger Sängerkollegen hervor. Sein Wunsch: „Bleibt uns erhalten, egal, ob ihr in Archshofen oder Niederrimbach weitersingt“. Im zweiten Teil des Abends beschlossen die 14 anwesenden Mitglieder einstimmig die Auflösung des Vereins. Egon Berg hatte zuvor noch einmal die Gründe erläutert – wie vor allem den Mitgliederschwund.
Derzeit verfügt der Sängerkranz noch über zehn Aktive mit einem Durchschnittsalter von 77,5 Jahren. Außerdem fanden sich keine Nachfolger für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder.
So habe es schließlich keine Alternative mehr zur Vereinsauflösung gegeben, betonte Egon Berg. Einstimmig wählten die Mitglieder anschließend Egon Berg, Paul Herwarth und Otto Bruder zu Liquidatoren und Karlheinz Hofheinz zum Protokollanten.
Mit einem Rückblick auf die Geschichte des Vereins durch den früheren Schriftführer Günter Hofmann schloss man die letzte Versammlung des Männergesangvereins Creglingen (siehe nebenstehenden Bericht).
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