Interessensgemeinschaft „Für unsere Region – gegen den Logistikstandort Frauental“

Länderübergreifender Widerstand gegen geplantes Industriegebiet in Frauental

Rund 150 Besucher bei Info-Abend in Tauberzell. BUND-Vertreter kritisiert „irrsinnige Planung“

Von 
Arno Boas
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Das geplante Industriegebiet bei Frauental sorgt weiter für Diskussionen. Bei einem Info-Abend der IG „Für unsere Region –gegen den Logistikstandort Frauental“ gab es scharfe Kritik an dem Vorhaben. Die IG rief zum länderübergreifenden Widerstand auf.

Tauberzell/Creglingen. Im Landgasthof Falken in Tauberzell, wo sonst in fröhlicher Runde gefeiert wird, wurden am Donnerstag kämpferische Töne angeschlagen. Die Interessensgemeinschaft (IG) „Für unsere Region – gegen den Logistikstandort Frauental“ hatte zum Informationsabend geladen – und rund 150 Interessierte kamen in den tauberfränkischen Weinort, gut ein Viertel stammte aus dem Raum Creglingen, die überwiegende Mehrheit aber aus dem benachbarten unter- beziehungsweise mittelfränkischen Grenzgebiet. Kein Wunder, da die Ortschaften dort durch das voraussichtliche Verkehrsaufkommen deutlich stärker betroffen wären.

Klaus Adam aus Aub, einer der fünf Sprecher der IG, bezweifelte gleich zu Beginn „die Sinnhaftigkeit“ des Projektes und forderte die Aufgabe des Vorhabens. Er verurteilte den „massiven Eingriff“ in die Landschaft, der wertvollen Ackerboden zerstöre und „dramatischen Einfluss“ auf die Natur habe. Die IG verstehe zwar den Wunsch der Stadt Creglingen, etwas gegen den Bevölkerungsschwund zu unternehmen. Doch dieser Standort sei völlig ungeeignet. Nach wie vor wisse man nicht, womit das Industriegebiet befüllt werden solle. Das hänge letztlich vom Investor ab. Ungeachtet dessen, so Klaus Adam, treibe einem „dieser Klotz Tränen in die Augen“. Die Idee sei schlicht „Unfug“. Die IG wolle stattdessen eine „nachhaltige Entwicklung und lebenswerte Ortschaften“.

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Christine Primbs aus Aub, ebenfalls eine Sprecherin der IG, hielt es für „falsch, mit dem Widerstand zu warten, bis mehr Details bekannt sind“. Die Grenzsituation mache die Lage problematisch, denn „die Hauptbetroffenen sitzen im Nachbarland“. Man könne es sich nicht gefallen lassen, dass die Regionalplanung im Denken an der Landesgrenze aufhöre. Klaus Adam sagte, der Standort Frauental sei entgegen der Aussage des Projektentwicklers nicht „optimal“ an die Autobahn 7 angebunden, und er liege auch nicht „bei Würzburg“. Das seien „falsche Tatsachen“. Die Ortschaften entlang der Zufahrtsstraßen seien nicht für den zu befürchtenden Schwerlastverkehr geeignet. Ein Lkw-Begegnungsverkehr sei an vielen Stellen höchst gefährlich. Auch führt seiner Einschätzung zufolge die Versiegelung einer Fläche in der Größe von rund 22 Fußballfeldern zu einer erhöhten Hochwassergefahr für die an der Steinach liegenden Dörfer, vor allem den Creglinger Ortsteil Niedersteinach.

Ein weiterer Kritikpunkt ist seiner Aussage nach auch die drohende Lärmbelastung. In einem Industriegebiet seien Tag und Nacht 70 db(A) erlaubt.

Woher, so fragen sich die IG-Vertreter, sollen die bis zu 500 Arbeitskräfte kommen, die in Frauental Beschäftigung finden sollen? Im Bereich Bad Mergentheim gebe es 3458 offene Stellen, im Raum Rothenburg 2356, so Klaus Adam. „Wir haben hier Überbeschäftigung“, so sein Fazit. Überall herrsche Fachkräftemangel. Die neue Firma werde Arbeitskräfte von bestehenden Betrieben abwerben, befürchtet deshalb Klaus Adam.

Steffen Jodl, Regionalreferent Unterfranken des BUND Naturschutz Bayern, zeigte sich „begeistert“ vom guten Besuch der Infoveranstaltung. Viele Punkte sprechen seiner Einschätzung nach gegen diese, wie er sagte, „irrsinnige“ Planung. Die Bundesregierung wolle den Flächenverbrauch in Deutschland deutlich senken, sei mit diesem Vorhaben aber bisher „krachend gescheitert“. Der Plan sei nun, bis 2030 den täglichen Flächenverbrauch von heute 55 Hektar auf dann 30 Hektar zu begrenzen. Doch die Gemeinden würden nach dem Kirchturmdenken verfahren, und die Landesregierungen ebenfalls nicht genug gegen den weiter hohen Flächenverbrauch tun.

Dabei werde die landwirtschaftliche Fläche für die Nahrungsmittelproduktion benötigt, zumal durch die zunehmenden Trockenperioden mit Ertragseinbrüchen zu rechnen sei, betonte der Diplom-Biologe. Auch seien Äcker wichtiger Lebensraum für Offenlandarten wie den Feldhasen, den Feldhamster oder das Rebhuhn.

Ein Aspekt sei auch die Schädigung der Straßen durch den Lkw-Verkehr. „Die Schäden zahlt nicht der Investor, die zahlen Sie“, so Jodl, der den Gegnern dazu riet, an Landräte und Bürgermeister zu appellieren, sich gegen das Projekt in Frauental zu positionieren.

Die Interessensgemeinschaft rief die Gegner des Projektes dazu auf, am kommenden Donnerstag, 4. Mai, um 19.30 Uhr zur Info-Veranstaltung der Stadt Creglingen in die Mehrzweckhalle zu kommen und dort den Widerstand gegen das Vorhaben in aller Deutlichkeit zu artikulieren.

Redaktion Redakteur bei den FN

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