„Der Laden“ eröffnet

Im Creglinger "Laden" sich selbst und der Umwelt Gutes tun

Von 
Arno Boas
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Nach monatelangen intensiven Vorbereitungen wurde am Samstag „Der Laden“ eröffnet. „Verschenken statt wegwerfen“ lautet das Motto des außergewöhnlichen Projekts unter Federführung des Familienzentrums „Komm“.

Creglingen. In der Creglinger Hauptstraße gibt es einen Leerstand weniger. Seit Samstag befindet sich im ehemaligen Fahrrad- und Haushaltwarengeschäft Haag „Der Laden“. So schlicht der Name der neuen Einrichtung, so ungewöhnlich das Konzept, das da lautet: „Verschenken statt wegwerfen“.

„Der Laden“ im Überblick

Der Laden in der Hauptstraße 34 ist an fünf Tagen geöffnet: montags und dienstags von 9 bis 12 Uhr, donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr. Mittwochs ist geschlossen. Die Warennannahme ist immer samstags vormittags möglich.

Das Sortiment umfasst unter anderem Deko, Geschirr, Kleinmöbel, Spielzeug, Kinderkleidung, Werkzeug, Lampen, aber auch Camping-Zubehör oder Outdoor- und Gartensachen – immer unter der Maßgabe, dass die Waren nicht zu sperrig und noch in gutem, sauberen Zustand sind.

Ein Regal steht regionalen (Hobby)künstlern zur Verfügung, damit sie ihre Werke ausstellen können. abo

Nachhaltigkeit steht dabei an vorderster Stelle: Dinge, die noch in gutem Zustand sind, nicht einfach entsorgen, sondern sie kostenlos abgeben, damit andere sie vielleicht in Besitz nehmen können. Ob Geschirr, kleine Möbel, Werkzeug, Deko, Handtaschen, Elektrogeräte oder Kinderspielsachen: Das Sortiment ist breitgefächert.

Finanzierung über Spenden

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Wer nach einem neuen Lieblingsstück sucht, der schaut sich im Laden um, wählt den gewünschten Gegenstand aus und muss dafür nichts bezahlen. Allerdings erwarten die Initiatorinnen des Familienzentrums um deren Leiterin Erika Weimer eine Spende – deren Höhe aber der Erwerber nach eigenem Ermessen wählt. Deshalb handelt es sich auch nicht um einen „Umsonstladen“ im herkömmlichen Sinn.

Die Spenden sind ein fester Bestandteil des Finanzierungskonzepts. Die Hälfte der Miete übernimmt die Stadt Creglingen, die andere Hälfte muss durch Spenden hereinkommen. Bei der offiziellen Einweihung des Ladens am Samstag ließ Bürgermeister Uwe Hehn aber keinen Zweifel daran, dass dieses Ziel erreicht werde.

Das Stadtoberhaupt würdigte das Engagement der Frauen des Komm-Teams. Er freute sich auch über das Entgegenkommen der Familie Haag, die das Erdgeschoss des Hauses in der Hauptstraße 34 zur Verfügung stellt. „Man ist uns sehr entgegengekommen“, lobte Uwe Hehn die „angenehmen Verhandlungen“.

Die Leiterin des Familienzentrums, Erika Weimer, blickte kurz auf die Vorgeschichte zurück. „Vor zwei, drei Jahren hätte ich das Projekt noch für eine unrealistische Spinnerei gehalten“, und auch vor einem halben Jahr schien ihr das Ganze noch undenkbar. „Aber ich wurde eines Besseren belehrt“, sagte die Koordinatorin. Die Begeisterung der beteiligten Frauen für das Projekt habe dafür gesorgt, dass „die Ideen nur so gesprudelt sind und das Ganze nicht mehr aufzuhalten war“, würdigte sie den Einsatz ihrer Mitstreiterinnen, die im Kern ein siebenköpfiges Team bilden, das aber durch weitere Helferinnen und Helfer verstärkt wird.

Man habe schließlich auch die Stadt Creglingen für das Vorhaben gewinnen können. Die Stadt gehe damit neue Wege, was nicht selbstverständlich sei, sagte Erika Weimer.

In ihrem Rückblick ging sie auch auf die letzten Monate ein: „Ab Juli ging es richtig rund“. Ob Renovierung, Warenannahme, Einrichtung oder Organisation: Die Aufgaben waren vielfältig und erforderten so manche Diskussion. „Das war sehr turbulent, und es gab herausfordernde Momente“, betonte Erika Weimer. Vor ihrem Team ziehe sie den Hut. Die große Freude an der gemeinsamen Arbeit habe ein „super starkes Team“ entstehen lassen, das gemeinsam durch dick und dünn gehe. Mit der Eröffnung des Ladens verfolgen die Initiatorinnen – Männer sind (noch) stark in der Minderheit – mehrere Ziele, wie die Leiterin des Familienzentrums ausführte.

Die Nachhaltigkeit sei ein wesentlicher Faktor, außerdem trage der Laden zur Belebung der Stadt bei. Ferner biete der Laden eine Plattform für regionale Handarbeit, denn es gebe ein Kaufregal für die Arbeiten regionaler Künstlerinnen und Künstler.

Unterstützung erwünscht

Damit der Laden möglichst häufig öffnen kann, ist das Komm-Team für weitere ehrenamtliche Unterstützung dankbar. Und natürlich ist auch weiterhin die Warenannahme möglich – immer samstags vormittags. Wer zweifelt, ob sein Gegenstand geeignet ist, kann vorab ein Bild per e-mail an das Familienzentrum schicken. Erika Weimer ist zuversichtlich, dass sich das Konzept dauerhaft trägt. Die Spenden seien für die langfristige Sicherung des Projekts ein wesentliches Element.

Bürgermeister Uwe Hehn würdigte das große Engagement des Komm-Teams. Eine solche Truppe sei unbezahlbar. Das Familienzentrum habe immer wieder neue Ideen, lobte er die Arbeit der seit gut fünf Jahren bestehenden Einrichtung. Für eine kleine Kommune wie Creglingen sei das nicht üblich. Der neue Laden, so seine Hoffnung, werde zur Belebung der Innenstadt beitragen. Er sei zuversichtlich, dass das Projekt länger als ein Jahr dauere. Jetzt komme es auf eine gute Nachfrage an, so Uwe Hehn. Der Eröffnungssamstag jedenfalls ließ keine Zweifel: Der Laden wird bereits gut angenommen. Zahlreiche Besucher machten sich nicht nur ein Bild davon, sondern griffen auch zu. Musikalisch unterhalten wurden sie dabei von Akkordeonspieler Klaus Reinhard.

Redaktion Redakteur bei den FN

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