„Ich bin baff!“ – So gerührt haben die Mitglieder der BAG Creglingen ihren Geschäftsführer Wilfried Kleinschrodt wohl noch nicht gesehen. Es war die Reaktion auf seine Ehrung zum 25-Jahr-Dienstjubiläum bei der 105. Generalversammlung.
Creglingen. Mit dazu beigetragen hatte auch die Laudatio von Patrick Schmälzle, Wirtschaftsprüfer und Leiter vom Genossenschaftsverband in Stuttgart.
Vor seiner Ehrung hatte Kleinschrodt auf das Geschäftsjahr 2022 zurückgeblickt und den Jahresabschluss vorgestellt. Dabei zeigte er sich zufrieden, dass die Umsatzentwicklung wieder sehr erfreulich war, auch wenn sie natürlich vom Angriffskrieg in der Ukraine und Corona geprägt war. Die großen Preissprünge bei Energie und Rohstoffen boten Chancen, aber auch große Risiken. Insgesamt gesehen konnte die BAG durch gute Preisdisziplin ihrer Mitarbeiter ein sehr ordentliches Ergebnis einfahren, wie er erklärte.
Der Gesamtumsatz liegt bei 51,03 Millionen Euro, damit 8,3 Millionen Euro höher als 2022. Es ist mit Abstand der höchste seit Bestehen der Creglinger BAG. 2018 lag der Umsatz noch bei 33,960 Millionen Euro.
Der Trockenheit geschuldet, ging vor allem der Umsatz bei Getreide, Raps und Obst zurück. Bei den landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln ging er hingegen deutlich nach oben.
Gute Entwicklung
Eine gute Entwicklung konnte Kleinschrodt bei den Dorfläden feststellen. Neben Finsterlohr und Wettringen kam Dombühl hinzu. Um stolze 295 000 Euro, das sind 32,6 Prozent, erhöhte sich der Umsatz auf 1,20 Millionen Euro. 2022 wurde aber auch kräftig investiert. Zu den größten Posten gehörte der Kauf des Blockhauses am Ortseingang, die neue Trafostation sowie ein 18 Tonnen Siloanhänger und ein Silo-Lkw. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf 884 000 Euro. Beschäftigt waren in der BAG 69 Menschen, davon 35 in Vollzeit und 30 in Teilzeit plus vier junge Menschen, die ausgebildet wurden.
Gewinn geht in die Rücklagen
Kleinschrodt bedankte sich unter großem Beifall bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre geleistete Arbeit und bat um weiteres Zusammenhalten, denn nur so könne man im rauen Umfeld bestehen.
Gut war auch die Zusammenarbeit mit Vorstand und Aufsichtsrat. Am Ende konnte er 429 225 Euro als Bilanzgewinn für das abgelaufene Jahr verkünden, der in diesem Jahr laut Beschluss des Vorstandes und Aufsichtsrats den Rücklagen zugewiesen wird. Somit erhöht sich das Eigenkapital auf 3,594 Millionen Euro. Da die Zahl der Mitglieder leicht um neun zurückging, verringerte sich auch das Geschäftsguthaben. Vorstand Thomas Küstner, der über 200 Gäste in der Mehrzweckhalle begrüßen konnte, so viele wie seit Jahren nicht mehr, erklärte, dass der russische Angriffskrieg mit all seinen Verwerfungen großen Einfluss auf das Jahr 2022 hatte.
Durch die gestiegene Bilanzsumme sei die Eigenkapitalquote leicht auf 25,2 Prozent gesunken. Vorstand und Aufsichtsrat sprachen sich nach Beratung mit Wirtschaftsprüfer Martin Kern für die Einstellung des Bilanzgewinns in die Rücklagen aus, was anschließend einstimmig von den Mitgliedern mitgetragen wurde.
Für das laufende Jahr rechnet er mit einem leicht geringeren Umsatz und Gewinn. Aktuell beschäftige den Vorstand die Neugestaltung des Edeka-Marktes. Mittelfristig müsse die Genossenschaft auch auf klimaschonendes Wirtschaften umgestellt werden, so sein Ziel.
Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Glock bestätigte ein verantwortungsvolles Wirtschaften, eine einwandfreie Geschäftsführung und befand, dass alles in bester Ordnung sei. Sein Dank galt den beiden Gremien und vor allem den Mitarbeitern für ein erfolgreiches Jahr. Martin Kern vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband hat wie in den Vorjahren die Prüfung nach Paragraph 53 GenG vorgenommen.
Der Jahresabschluss der BAG wurde nach seiner Prüfung ordnungsgemäß erstellt und bildet ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Der gestiegene Umsatz sei durch positive Entwicklung in der Vermarktung von Getreide sowie Futtermitteln begründet. Die Rohertragsspanne reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr von 11,8 Prozent auf 9,6 Prozent, was wertmäßig 172 500 Euro bedeutet. Die Vermögenslage sei laut Kern insgesamt geordnet.
Auf eine angemessene Eigenkapitalstärkung sei unverändert das Hauptaugenmerk zu richten. Insgesamt beurteilt er die Ertragslage als zufriedenstellend. Die einstimmige Entlastung erfolgte durch Rainer Müller, der zum Ergebnis gratulierte. Die Wahlen zum Vorstand und Aufsichtsrat ergeben keinerlei Veränderungen. Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbands Baden-Württemberg, stellte in seiner knapp 30-minütigen Rede fest, dass heutzutage jeder beim Thema Landwirtschaft mitreden will. In den Gesprächen mit der Politik vermisse man oft Sach- und Fachverstand. Man sei betriebsfremd und sehe nicht die Realität.
Faire Preise gefordert
Hier prangerte er vor allem die Schweinehaltung an. Man erkenne nicht die veränderte Weltlage und EU-Gesetze bekämen in den Landesparlamenten noch einen oben drauf gesetzt. Das bringe Wettbewerbsverzerrungen. Bauernland gehört den Bauern und nicht den Kapitalhungrigen, so sein energischer Einwand. Zum Thema „Rückgang der Betriebe“ sei wichtig, dass es faire Preise für alle gebe. Wichtig sei, dass der Bauernverband mit allen Verbänden rede, damit die Bauern geschützt sind.
Der neue Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Bad Mergentheim, Marcus Köhler, referierte über die umfangreichen Rahmenbedingungen in seinem Amt, äußerste seine Bedenken um die sinkenden Flächen für die Landwirtschaft und sprach von seinen Sorgen bezüglich der Tierhaltung, vor allem beim Rückgang in der Schweinhaltung. Er ermunterte Investitionsanträge zu stellen, bei denen sein Amt beratend zur Seite steht.
Schließlich stellte sich der Nachfolger von Geschäftsführer Wilfried Kleinschrodt, Michael Klenk, der Versammlung vor.
Der 40-jährige zweifache Familienvater aus Geslar bei Rothenburg, will ab 1. Februar 2024 in Kleinschrodts Fußstapfen treten. Klenk, der schon einmal von 2012 bis 2019 bei der BAG Creglingen tätig war, wird zunächst von Kleinschrodt eingearbeitet. Einen genauen Termin für das Ausscheiden Kleinschrodts gibt es noch nicht.
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