Creglingen arbeitet sich auch künftig an seiner Infrastruktur ab – das kostet viel Geld und lässt wenig Spielraum für Neues. Trotzdem sind Verwaltung und Gemeinderat mit der Lage zufrieden. Der Haushalt wurde einstimmig verabschiedet.
Creglingen. In der Mehrzweckhalle herrschte am Dienstag eine entspannte Atmosphäre, als Stadtkämmerin Rica Neckermann dem Gemeinderat den städtischen Haushalt 2022 präsentierte. Auch wenn die Zahlen unter dem Strich nicht rosig sind und die Gesamtverschuldung deutlich steigen wird, gab es keine Kritik am Zahlenwerk – eher an Land und Bund, die den Kommunen immer mehr Aufgaben zuschustern – ohne dafür genug Geld zur Verfügung zu stellen, wie Bürgermeister Uwe Hehn findet. Das drohende Loch im Haushalt von rund 2,2 Millionen Euro kann die Stadt dank ihrer liquiden Mittel in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro problemlos ausgleichen – und so überwog trotz der schlechten Zahlen der Optimismus.
2022: Maßnahmenpaket
Im städtischen Haushalt 2022 stehen zahlreiche Investitionen. Nachfolgend die wichtigsten Maßnahmen:
Bewegliches Vermögen: Bauhof Anschaffungen 169 000 Euro. Mannschaftstransportwagen Reinsbronn 39 000 Euro. Schulmensa 20 000 Euro. Möbel Realschule (drei Zimmer) 80 000 Euro. Spielplatz Reinsbronn 25 000 Euro.
Hochbaumaßnahmen: 3. Bauabschnitt Sanierung Schule 400 000 Euro. Sanierung evangelischer Kindergarten Creglingen 381 000 Euro. Wohnbauförderprogramm Creglingen 120 000 Euro. Erweiterung Dorfgemeinschaftshaus Oberrimbach 426 000 Euro.
Tiefbaumaßnahmen (Auszug): Gemeindeverbindungsstraße (GV) Freudenbach – Neustett 325 000 Euro. Pflegeheim (Löschwasserbehälter, Straßenbeleuchtung) 61 000 Euro. Feldweg Sandäcker Weiler 225 000 Euro. Feldweg Seeäcker Wolfsbuch 366 000 Euro. Baugebiet Rück Waldmannshofen: 169 000 Euro. Feldweg Fuchsweg Niederrimbach 165 000 Euro. Gemeindestraße Craintaler Weg Creglingen: 125 000 Euro. GV-Straße Sechselbach – Buch 180 000 Euro. Baugebiet in Freudenbach: 150 000 Euro. Grunderwerb Gewerbegebiet Hörle Münster: 392 000 Euro. abo
Das viele Geld, das die Stadt 2022 in die Hand nimmt, fließt vor allem in die Infrastruktur: in Straßen, Wege und Gebäude, ins Wasser- und Abwassernetz. Und, nicht zu vergessen: in die Ausweisung von Baugebieten in der Kernstadt und mehreren Ortsteilen. Zudem fließt bis 2023 noch Geld in die Sanierung des Schulzentrums.
„Der Haushaltsplan wird weitgehend von Unterhaltungsmaßnahmen und von der großen Politik bestimmt,“ übte sich der Bürgermeister in Pragmatismus. Der Gestaltungsspielraum der Stadt gehe nahe null, bemängelte Uwe Hehn. „Als Flächengemeinde werden wir nicht genug berücksichtigt“, erneuerte er seine Kritik an der Finanzmittelausstattung. Die 2021 eingeführte Flächenkomponente reiche bei weitem nicht aus, so der Creglinger Verwaltungschef. Die Herausforderungen werden indes nicht kleiner – im Gegenteil: Mit der Grundsteuerreform 2025 und dem Anspruch auf Ganztagsbetreuung steigen die Anforderungen weiter – „ohne dass schon klar ist, wer die Mehrkosten trägt“, so Uwe Hehn.
Mit Blick auf 2022 meinte das Stadtoberhaupt: „Wir bekommen ein ordentliches Jahr“. Es sei für fast für jeden etwas dabei, schaute Uwe Hehn auf das geschnürte Maßnahmenpaket. Allerdings werde vermutlich nicht jedes Projekt noch in diesem Jahr umgesetzt werden können. Der Haushalt sei Ausdruck der guten Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Gemeinderat.
Kämmerin Rica Neckermann erläuterte anhand einer Dia-Präsentation die wichtigsten Eckdaten des Haushaltes. So sinkt zwar die Verschuldung im städtischen Haushalt geringfügig, dafür aber zeigt die Tendenz in den Eigenbetrieben Wasser und Abwasser deutlich nach oben. Unter dem Strich steigt die Gesamtverschuldung im Jahr 2022 um mehr als 200 Euro pro Person auf 1942 Euro. Dieser Anstieg ist unter anderem den zahlreichen Baumaßnahmen, etwa zur Erschließung von Baugebieten, geschuldet. Laut Rica Neckermann bleibt die finanzielle Lage in diesem und dem kommenden Jahr angespannt, um sich in den Folgejahren etwas zu entspannen. 2024 und 2025 erwirtschaft die Stadt voraussichtlich Geld, das sie investieren kann. Bürgermeister Hehn machte deutlich, dass er von einer längerfristigen Finanzplanung nichts hält. „Wir planen lieber von Jahr zu Jahr und fahren bisher ganz gut damit“, so der Verwaltungschef.
Stadträtin Rosi Kuhn glaubt, dass die Grundsteuerreform noch für viel Ärger sorgen werde. Diese von der grün-schwarzen Landesregierung geplante Reform kommt zwar erst 2025, aber schon in diesem Jahr müssen die Bürger die Bodenrichtwerte angeben. Uwe Hehn ist überzeugt, dass sich auch „viele Kommunen noch wundern werden“. Hehn ist ein entschiedener Kritiker der geplanten Reform (wir berichteten). Stadtrat Rudi Müller sprach von einem „voll gepackten“ Haushalt. „Wir bräuchten höhere Zuschüsse vom Land“, forderte Rudi Müller, aber „wir sind halt Gottes vergessene Kinder“.
Der Gemeinderat stimmte dem Haushalt schließlich einstimmig zu.
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