Finsterlohr. 800 Jahre ist es her, seit der heutige Creglinger Ortsteil Finsterlohr erstmals urkundlich erwähnt wurde. Für die bis 1972 selbstständige Gemeinde mit ihren Teilorten Schonach und Burgstall ist das Jubiläum Anlass für zwei Festwochenenden: Am 7./8. Juni und am 14./15. September feiert das Dorf seinen Geburtstag gebührend. Ein Partyabend mit der Band „Almrocker“ gehört ebenso zum Programm wie ein Festabend mit den Oberländer Musikanten und ein Rahmenprogramm für Jung und Alt.
Dass es zwei Festwochenenden geworden sind, ist dem Wahlsonntag, 9. Juni, geschuldet. Ursprünglich sollte das 800-Jahr-Jubiläum vom 7. bis 9. Juni gefeiert werden – ein ideales Wochenende, nach den Pfingstferien gelegen und vor der Fußball-Europameisterschaft. Mit „Europa“ hat es dann aber auch zu tun, dass am 9. Juni eben nicht der große Tag des offenen Dorfes stattfindet. Denn just auf diesen Sonntag wurden nicht nur die Europawahlen, sondern auch die Kommunalwahlen gelegt. So musste umgeplant werden – jetzt findet der Tag des offenen Dorfes erst am Sonntag, 15. September statt.
Wichtige Daten
1224 ist die erste urkundliche Erwähnung von Finsterlohr durch eine Urkunde belegt, die von Cunrad von Vinsterloch und dem Hochstift Würzburg unterzeichnet wurde. Nachfolgend stichwortartig weitere wichtige Daten aus der Geschichte von Finsterlohr, Schonach und Burgstall.
1339 Conrad der Jüngere hat seinen Sitz in Laudenbach.
1381 Schloss und Burg Finsterlohr werden von Rothenburg niedergebrannt – „der Verkehrssicherheit im Taubertal halber“.
1388 Die Grafen von Hohenlohe verkaufen das Schloss und die Hälfte des Dorfes Laudenbach an die Herren Götz und Albrecht von Finsterlohe.
1525 Schreiben der Gemeinde Finsterlohr an die Stadt Rothenburg um Verzeihung wegen des Bauernaufruhrs, an welchem sie „nur wenig und gezwungen theilgenommen“. Doch wird Kilian Brack von Finsterlohr unter den Anführern der Bauern genannt.
1551 Burg und Dorf Finsterlohr gehen zuerst an das Hochstift Würzburg und später dann an die Reichsstadt Rothenburg.
ca. 1558 Rothenburg führt Reformation in Finsterlohr ein.
1572 Hans von Finsterlohr stirbt in Laudenbach, damit erlischt das Geschlecht derer von Finsterlohe.
1697 Die Sebaldskapelle in Schonach wird renoviert. Die Kapelle stammt aus dem 14. Jahrhundert.
1740 – 1744 Sanierung der Finsterlohrer Dorfkirche.
1805 Rothenburg und damit Finsterlohr geht an Bayern.
1810 Finsterlohr kommt zum Großherzogtum Württemberg.
1903 – 1906 Grabungen im Umfeld des keltischen Oppidums Burgstall durch F. Hertlein, Reste einer Pfostenschlitzmauer werden entdeckt.
1970 weitere Untersuchungen im Umfeld des Oppidums sowie Freilegung eines Teils der Pfostenschlitzmauer.
1973 Die ehemalige Sebalduskapelle in Schonach wird abgerissen.
1980 Bau des Glockenturms in Schonach.
Juli 2003 Großbrand in Burgstall. abo
Aber auch das Juni-Programm braucht sich nicht zu verstecken. Auftakt ist am Freitag, 7. Juni, ab 19 Uhr mit einer weit über den Landkreis hinaus bekannten Partyband: Die Almrocker aus dem Taubertal geben ihre Visitenkarte in Finsterlohr ab.
Die sieben Musiker wollen mit ihrem Volksrock die Festhalle neben dem Dorfgemeinschaftshaus in eine Partyhochburg verwandeln. Mit ihrem Erfolgskonzept hat sich die professionelle Band aus dem Main-Tauber-Kreis zu einer der beliebtesten Bands in Süddeutschland entwickelt. Auch Auftritte in der Schweiz und Österreich gehören ins Tourrepertoire.
Am Samstag, 7. Juni, beginnt das Programm um 14 Uhr mit einer Bilderausstellung im Gemeindehaus. Alte Aufnahmen – zurück bis ins Jahr 1903 – aus Finsterlohr, Schonach und Burgstall belegen den enormen Wandel, den die Dörfer in den letzten Jahrzehnten erfahren haben. Mancher wird sich oder seine Vorfahren auf Bildern wiederfinden. Die Ausstellung ist auch am Wahlsonntag geöffnet.
Tanz und Theater
Am Samstag um 15 Uhr sind die Sumaikas – die Nachwuchstruppe der Tanzvilla Creglingen – zu Gast in Finsterlohr. Zuletzt bei der Tanzshow „Das Kleid“ im letzten Oktober in Creglingen haben die jungen Damen bewiesen, dass es der Tanzvilla um den Nachwuchs nicht bange sein muss.
Um 16 Uhr wird ein amüsanter Blick auf eine besondere Finsterlohrer Spezialität geworfen: das Hiwwe- und Diwwedorf. In einem Theaterstück mit einer extra für das Fest zusammengestellten fünfköpfigen Theatertruppe wird nicht nur der Frage nachgegangen, was es damit auf sich hat – es wird in Form eines Quizshow auch das Wissen über die drei Dörfer getestet – und das Publikum darf darüber abstimmen, wer das sympathischere Rateteam ist. Außerdem gibt es am Samstagnachmittag rund ums Festgelände ein buntes Kinderprogramm.
Um 19.30 Uhr beginnt in der Festhalle der große Festabend unter der Moderation von Jutta Gromes. Neben Grußworten und einem Festvortrag von Dr. Katharina Kemmer von der Uni Würzburg, die sich mit der Finsterlohrer Geschichte und dem historischen Umfeld zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung befassen wird, spielt auch die Musik eine große Rolle: Die Oberländer Musikanten, die neben dem Wappen von Blumweiler auch das von Finsterlohr auf ihren Uniformen tragen, spielen im Anschluss zur Unterhaltung auf. Und es wird Besuch von Überraschungsgästen geben, die der historischen Wahrheit womöglich eine neue Facette hinzufügen, die alles auf den Kopf stellt . . . wenn auch nur rein hypothetisch.
Festschrift über 100 Seiten stark
Anlässlich der 800-Jahr-Feier wird eine Festschrift herausgebracht, die nicht nur ausführlich in die bewegte Historie der drei Dörfer blickt, sondern auch das rege Vereinsleben beleuchtet sowie die kulturellen Highlights und die heimische Wirtschaft vorstellt. Auch der Weikersheimer Stadtteil Laudenbach ist übrigens Teil der Festschrift, denn – was viele nicht wissen – es gab im Mittelalter enge Verbindungen zwischen Finsterlohr und Laudenbach. Erhältlich sein wird die über 100 Seiten starke Festschrift im DIN A 5 Format erstmals am Jubiläumswochenende.
Teil zwei im September
Der zweite Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten findet dann Mitte September statt. Am Samstag, 14. September, ist der fränkische Mundart-Musik-Kabarettist Wolfgang Buck zu Gast im Gemeindehaus. Am Sonntag, 15. September, lautet das Motto „Das fröhliche Dorf“. An zahlreichen Stationen, verteilt im ganzen Dorf, werden Aktionen für Jung und Alt geboten.
Auch klingt Musik durchs Dorf – mit den Rotweinschlotzern und den singenden Nachtwächtern aus Rothenburg. An den einzelnen Stationen gilt es Rätsel zu lösen, und wer am Ende des Tages der Lösung am nächsten gekommen ist, dem winkt ein attraktiver Preis.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/creglingen_artikel,-creglingen-finsterlohr-wird-800-jahre-alt-und-steckt-immer-noch-voller-leben-_arid,2206518.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-fussball-em-2021-_dossierid,241.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,147.html
[3] https://www.fnweb.de/orte/creglingen.html