Creglingen. Günter Hofmann ist mit der Geschichte des Sängerkranzes Creglingen am engsten verbunden – er ist seit 1965 Mitglied und nutzte die außerordentliche Generalversammlung für einen Streifzug durch die Geschichte des Vereins. „Das soll kein Nachruf sein, sondern eine Rückschau, verbunden mit dem Dank an den Vorstand“, betonte Hofmann.
1965 hatte der Verein noch 150 Mitglieder, davon 40 aktive Sänger mit einem Altersdurchschnitt von 50 plus. Heute habe der Verein noch 54 Mitglieder, davon zehn Aktive. Man sei nicht der einzige Verein mit diesen Nachwuchssorgen, sagte Günter Hofmann. Betroffen seien auch Sportvereine und Musikvereine. An mangelnder Attraktivität habe es nicht gelegen, betonte Hofmann mit Blick auf zahlreiche Veranstaltungen. Ob man mit der Bildung eines großen Männerchores – der Chorgemeinschaft – aufs falsche Pferd gesetzt habe? Auch das verneinte Günter Hofmann nachdrücklich. Andere Vereine wie Reinsbronn oder Münster hätten sich zu einem gemischten Chor gewandelt, doch diese Frage habe sich damals in Creglingen nicht gestellt. Man habe seinerzeit nicht ahnen können, dass auch die Chorgemeinschaft irgendwann einmal durch Überalterung und Mitgliederschwund gefährdet sein könnte.
Sicher habe man auch Fehler gemacht, aber der Hauptgrund liege im gesellschaftlichen Wandel, war Günter Hofmann überzeugt. Der Wunsch nach Unabhängigkeit und freier Freizeitgestaltung mit Familie und Freunde hätten heute einen höheren Stellenwert eingenommen als sich in Vereinen in festverankerte Pflichten einbinden zu lassen. Es bleibe zu hoffen, dass in der Gesellschaft der Wunsch nach mehr gemeinsamem Handeln und gemeinschaftlicher Verantwortung nicht noch mehr im Irgendwo versickere.
Im Jahr 2010, als der damalige Vorsitzende Werner Foß sein Amt niedergelegt habe, sei man schon einmal vor der Frage nach der Zukunft des Vereins gestanden. „Wenn Egon Berg mir damals nicht zugesichert hätte, dass er nach seinem Renteneintritt den Vorsitz übernehmen würde, dann hätte ich nach 32 Jahren als Schriftführer nicht übergangsweise den Vorsitz übernommen“, blickte Hofmann zurück. Doch so habe im Jahr 2016 Egon Berg den Vorsitz übernommen, zusammen mit Otto Bruder an seiner Seite. Egon Berg und seine Vorstandskollegen hätten alles versucht, neue Mitglieder zu werben und dabei eine „unendliche Geduld“ bewiesen. Doch die wenigsten hätten sich an einen Verein binden wollen. Egon Berg habe schließlich die Konsequenzen gezogen. „Du hast den Bettel nicht einfach hingeworfen, sondern zusammen mit dem Gremium die notwendigen Schritte der unausweichlichen Vereinsauflösung eingleitet“. Egon Berg sei zwar der letzte Vereinsvorsitzende, aber „keineswegs der Totengräber des Sängerkranzes“. In Verantwortung für den Traditionsverein habe er die schmerzliche Aufgabe übernommen, das letzte Kapitel im Buch des Sängerkranzes zu schreiben. „Es tut uns allen weh, aber wir stehen voll hinter dieser Entscheidung“, unterstrich Günter Hofmann. Es sei die letzte, aber konsequente Entscheidung in der Geschichte des Sängerkranzes. Sein Dank ging an die Vereine Archshofen und Niederrimbach, die die Chorgemeinschaft fortsetzen und den verbliebenen Creglingern eine neue Heimat bieten würden. „Hoffen wir, dass uns die Chorgemeinschaft und der Chorgesang noch lange erhalten bleiben“.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/creglingen_artikel,-creglingen-das-letzte-kapitel-geschrieben-_arid,2177136.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/creglingen.html