Buchen. In der Realität sieht alles anders aus. Oder doch nicht? Jedenfalls wird das Auge des Betrachters der Ausstellung „was ich mir so einbilde“ von Kathrin Schneider zur gezielten Auseinandersetzung mit Traum und Wirklichkeit animiert. Die gut besuchte Vernissage fand am Sonntag im Kulturforum „vis-à-vis“ statt: Für den Kunstverein Neckar-Odenwald begrüßte Vorsitzender Harald Kielmann zahlreiche Gäste.
„Beim dritten Anlauf hat es nun endlich geklappt“, bemerkte er und freute sich darüber, dass 2022 bislang alle geplanten Veranstaltungen des Kunstvereins realisiert werden konnten. „Gerade sind wir dabei, attraktive Ausstellungen für 2023 zusammen zu stellen“, bemerkte Kielmann und dankte vor allem Hildegard Becker und Ulrike Thiele für die Mithilfe. Auf die 1982 in Mainz geborene Kathrin Schneider, die unter anderem von 2003 bis 2010 ein Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart absolvierte, stieß er in Heidelberg: „Wir lernten uns beim ‘Tag des offenen Ateliers’ kennen“, blickte er zurück.
Um ein Grußwort bereicherte Landrat Dr. Achim Brötel den stimmungsvollen Vormittag. Auch im Namen von Bürgermeister Roland Burger dankte er für die Ausstellung und berief sich auf den schmalen Grat zwischen Einbildung und Realität: „Entweder kontrollieren wir unsere Gedanken – oder unsere Gedanken kontrollieren uns“, betonte er. Zentrales Element der Arbeiten Kathrin Schneiders sei das Wechselspiel zwischen Enge und Weite sowie Distanz und Nähe, was einen „Flirt zwischen Farbe und Fläche“ ergebe. Dabei treten die Gemälde in den spannenden Dialog mit ihrem Publikum, das in den Genuss einer weiteren hochwertigen Ausstellung im „vis-à-vis“ kommt: Hier lobte der Landrat das Ansinnen des Kunstvereins, auch dem ländlichen Raum Begegnungen mit anspruchsvoller Kunst zu ermöglichen. „Der Verein bietet ein außergewöhnliches Ausstellungsprogramm in Buchen und Mosbach, das heute nahtlos fortgesetzt wird“, konstatierte Brötel.
„Wechselspiel der Gefühle“
Die eigentliche Einführung übernahm Kunsthistorikerin Melanie Becker. Sie bezeichnete Kathrin Schneiders Werke als „Wechselspiel der Gefühle“, dessen Raum mit gestalterischer Phantasie ausgefüllt wird. Warme Erdtöne bilden dabei den Kontrast zu neonfarbiger Avantgarde – mal kräftig und mal sanft entstehen „Formationen zwischen Abstraktion, Landschaften und begehbaren Räumen“.
Indem Schneider ihren Arbeiten etwa durch Kratz- und Schürftechniken zu plastischem Charakter verhilft, werden Perspektiven durchgebrochen – dahingehend könne man von „großformatigen, atmosphärischen Welten“ sprechen, die in ihrer optischen Weite trefflich zum offenen Raumbau des „vis-à-vis“ passen und ihren Betrachter aktiv einbinden. Die unverwechselbare Handschrift Kathrin Schneiders gewähre gleichsam Einblicke in das Seelenleben. Während des Rundgangs ergaben sich Möglichkeiten zum zwanglosen „Kunstgespräch“. Kathrin Schneider zeigte sich dankbar für die Ausstellung und den regen Besucherstrom: „Ich freu’ mich so!“ lauteten ihre Worte. ad
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